Pferde sind Spürnasen
Was riechen Pferde?

Die Pferdenase hat einiges drauf. Sie entscheidet über Sozialkontakte und ist sogar überlebenswichtig.

Was riechen Pferde
Foto: Lisa Rädlein

Pferde sind großartige Riecher und können im Gegensatz zu uns Menschen nicht nur viel mehr Gerüche wahrnehmen, sondern sogar einzelne Duftstoffe aus Geruchswolken herausfiltern.

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Gutes Näschen
Was Pferde alles riechen
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Denn Pferde haben nicht nur eine größere Riechschleimhaut als wir Menschen, sondern auch ein besonderes Riechorgan, das Jacobson-Organ (1), das beim Flehmen aktiviert wird und besondere Duftstoffe erfassen kann.

Was riechen Pferde
CAVALLO

Die Nüstern ermöglichen dem Pferd, Gerüche aus entgegengesetzten Richtungen wahrzunehmen. Um Gerüche besonders intensiv aufzunehmen, bläht das Pferd seine Nüstern auf.

Trifft ein Geruch auf die Nüstern oder beim Flehmen auf das Zahnfleisch unterhalb der Oberlippe, gelangt er dadurch auf die Riechrezeptoren im Siebbein (2) oder auf jene im Jacobson-Organ. Die Riechrezeptoren filtern die einzelnen Duftstoffe heraus und leitet die gewonnenen Informationen über die Nerven an das Gehirn (3) weiter.

Riechen, um zu überleben

Der richtige Riecher ist für das Pferd überlebenswichtig und schützt es beispielsweise davor, giftige Pflanzen zu fressen. Frische Giftpflanzen enthalten oft eine hohe Dosis an Stoffen wie Alkaloide, Glycoside oder Gerbstoffe. Diese erzeugen einen abstoßenden Geruch, der die Pflanze davor schützt, gefressen zu werden.

Doch die Pferdenase hat noch mehr drauf: Wasser und Raubtiere können die Überlebenskünstler oft schon über weite Entfernungen hinweg riechen.

Dich kann ich gut riechen

Stuten: Sie können ihre Fohlen am Geruch wiedererkennen – und das auch in riesigen Herden! Unmittelbar nach der Geburt nimmt die Stute den Geruch ihres Fohlens auf und speichert ihn ab. Und auch das Fohlen baut über den Geruch eine Verbindung zur Mutter auf. Ihre ganz individuellen Duftstoffe, die sogenannten Pheromone, prägen die Bindung und wirken auf das Fohlen zugleich beruhigend.

Hengste: Dank ihrer feinen Nase können Pferde aus Pferdeäpfeln Informationen über einzelne Artgenossen herauslesen. Das zeigte eine Studie der Universität Regensburg. Hengste können an dem Kot anderer Pferde zum Beispiel erkennen, ob es sich um die Hinterlassenschaften eines rivalisierenden Hengstes oder einer Stute handelt. Botenstoffe sind Pheromone, die jedes Pferd über den Kot abgibt. Hengste erschnüffeln diese Informationen und lesen sie quasi wie eine Zeitung. Je nach Ergebnis koten sie darüber, um zum Bespiel ihren Rang zu kommunizieren. Oder sie harnen über die Äpfel von Stuten, um die Stute als "besetzt" zu markieren.

Kumpel: Der individuelle Geruch eines Pferds ist ein Entscheidungsfaktor für Freundschaften. Beim Beschnuppern zeigt sich, ob sich zwei Pferde riechen können oder nicht.

Ashwagandha

ist Sanskrit und bedeutet übersetzt "Geruch des Pferds". Ashwagandha ist eine Pflanze, die in der traditionellen afrikanischen und indischen Medizin als Heilmittel eingesetzt wird.

Auf Deutsch auch "Schlafbeere" genannt, wird die Pflanze als natürliches Beruhigungs- und Schlafmittel sowie zur Förderung der Konzentration eingesetzt.

Wieso riecht ein Pferd nach Pferd?

Der typische, von uns allen geliebte Pferdegeruch hat viel mit der Umgebung zu tun. Wie ein Pferd riecht, hängt auch davon ab, ob der Stall sauber und trocken ist.

Riecht die Umgebung frisch und sauber, riecht das Pferd gut. Hat ein Pferd einen unangenehmen Eigengeruch, können ein durch Stress oder mangelhafte Haltung und Ernährung geschwächtes Immunsystem oder eine Krankheit schuld sein. Schlechter Geruch kann also durchaus auch ein Warnhinweis sein.

Pferde riechen Angst

Den Spruch hat sicherlich jeder schon einmal gehört. Tatsächlich verändert sich unser Körpergeruch, wenn wir Angst haben. Wir können das zwar nicht riechen – unsere Pferde aber schon.

Wie eine Studie der Uni Pisa aus dem Jahr 2018 ergab, können Pferde anhand unseres Schweißes und der Duftstoffe, die wir damit abgeben, zum Beispiel Angst von Glücksgefühl unterscheiden. Da bringt auch alles Überspielen nichts, das Pferd wird uns durchschauen!

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Erscheinungsdatum 17.05.2023