Wie funktioniert eine Abschwitzdecke?
Abschwitzdecken sollen die Feuchtigkeit vom Pferd weg und nach außen leiten. Ob Abschwitzdecken dieses Versprechen tatsächlich einlösen, testete CAVALLO bereits vor Jahren im Labor. Die acht untersuchten Fleece-Decken enttäuschten beim Test nicht und bewiesen, dass sie Feuchtigkeit durchlassen. Das heißt für den Einsatz am Pferd: Abschwitzdecken funktionieren tatsächlich und transportieren Schweiß nach außen, damit die Haut darunter nicht auskühlt. Manche Pferdedecken sind dabei allerdings schneller als andere, weil sie besonders viel Nässe aufnehmen und durchlassen.

Überblick: Diese Abschwitzdecken haben wir getestet
Im Abschwitzendecken-Test haben wir im Jahr 2011 die unten aufgelisteten Modelle getestet. Alle acht Fleece-Decken funktionierten und transportierten Schweiß nach außen, wie das PFI Prüf- und Forschungsinstitut in Pirmasens herausfand. Inzwischen sind Nachfolgermodelle der getesteten Modelle oder aktuelle Decken der acht Marken verfügbar, die wir in unserer Auflistung für Sie verlinken.
- Abschwitzdecke "Microfleece Standard" von Weatherbeeta: 100 Prozent Microfaserpolyester, leitet Wasserdampf gut durch, saugt Nässe auf wie ein Schwamm. Unser Testsieger!

Weatherbeeta Micro&2;eece Standard (Testsieger) Material: 100 Prozent Microfaserpolyester. Preis: 63,00 EuroFazit: Leitet Wasserdampf gut durch, saugt Nässe auf wie ein Schwamm.
- "Basis Fleece" des finnischen Herstellers Horze: 100 Prozent Polyesterfleece, nimmt am meisten Wasserdampf auf, leitet ihn gut nach außen. Unser Kauftipp

Horze Basis Fleece (Kauftipp) Material: 100 Prozent Polyesterfleece. Preis: 33,00 Euro Fazit: Nimmt am meisten Wasserdampf auf, leitet ihn gut nach außen.
- Decke "BR Event" des holländischen Herstellers Bieman de Haas: 100 Prozent Polyester, zweitniedrigstes Ergebnis bei der Wasserdampfdurchlässigkeit.

- Fleeceauflage "Polar" von Equi-Thème aus Frankreich: 100 Prozent Polyester, gutes Trockenverhalten bei Wasserdampf, bei Nässe im unteren Testbereich.

Equi-Thème Polar Material: 100 Prozent Polyester. Preis: 34,90 Euro Fazit: Gutes Trockenverhalten bei Wasserdampf, bei Nässe im unteren Testbereich.
- "Fleece- und Abschwitzdecke" von Felix Bühler: 100 Prozent Polyester, lässt Wasserdampf gut durch, jedoch zum Teil geringe Rücktrocknungsrate.

Felix Bühler Fleece- und Abschwitzdecke Material: 100 Prozent Polyester. Preis: 25,90 EuroFazit: Lässt Wasserdampf gut durch, jedoch zum Teil geringe Rücktrocknungsrate.
- "Fleece Rug" von HKM Sportsequipment: 100 Prozent Polyester, saugt Nässe gut auf, aber geringster Wert bei der Wasserdampfaufnahme.

HKM Fleece Rug Material: 100 Prozent Polyester. Preis: 39,95 Euro Fazit: Saugt Nässe gut auf, aber geringster Wert bei Wasserdampfaufnahme.
- "Abschwitzdecke Polarfleece" von Kavalkade, die als einzige Decke im Test seitliche Netzstreifen zur zusätzlichen Belüftung besitzt: 100 Prozent Polarfleece. Niedrigster Wert bei Dampfdurchlässigkeit, keine Bewertung der Netzstreifen möglich.

- "Fleece Rug Diamond" von Waldhausen: 100 Prozent Polyester. Nur minimal geringere Mittelwerte als der Zweitplatzierte.

Der Test setzte sich aus drei Teilen zusammen: Teil eins ist die Wasserdampfaufnahme (WDA). "Je mehr Dampf eine Abschwitzdecke aufnimmt, umso schneller kann das Pferd auch wieder trocknen", sagt Liselotte Vijselaar vom PFI. Vorausgesetzt, die Feuchtigkeit verflüchtigt sich auch wieder. Sonst würde eine nasse Decke auf dem Pferd liegen. Teil zwei des Tests prüft daher die Wasserdampfdurchlässigkeit (WDD). Auch hier gilt: Je mehr Dampf durchgeht, desto besser. Gibt eine Decke die Feuchtigkeit schnell an die Umwelt ab, kann sie auch nachkommende Nässe zügig aufnehmen.
Aus WDA und WDD lässt sich die Wasserdampfzahl (WDZ) errechnen. Sie zeigt, wie gut die Materialien die ersten beiden Testkriterien erfüllen und ist ein weiterer Indikator für die Funktionalität der Abschwitzdecke.
Im dritten Testteil geht es darum, wie viel Feuchtigkeit die Testdecken in einem bestimmten Zeitraum aufnehmen können. Je mehr, desto schneller trocknet das Pferd. Das PFI prüfte dies mit einer hauseigenen Methode (Wasseraufnahme nach Freundlich) jeweils nach fünf und nach 15 Minuten.

Welche Stoffe/Füllungen eignen sich für Abschwitzdecken?
Trotz der großen Unterschiede handelt es sich bei Abschwitzdecken meistens um dasselbe Material: Fleece. Dieses wiederum besteht in der Regel aus demselben Grundstoff, nämlich Polyester oder kurz PET. Als recyclebare Plastikflasche kommt es in praktisch jedem Haushalt vor. Wieder aufbereitet, landet das Flaschen-PET oft anteilig in Fleecematerialien. Die Kunststofffasern haben interessante Eigenschaften. Anders als Naturfasern wie Baumwolle saugen sich Fleece-Fasern nicht mit Wasser voll, wenn sie nass werden. Da Fleece zudem sehr atmungsaktiv ist, gibt es Nässe auch gut wieder nach außen ab und trocknet daher schnell – ideal für Outdoorkleidung und Abschwitzdecken.
Um festzustellen, ob das Gewicht einer Abschwitzdecke Durchlässigkeit und Rücktrocknung beeinflusst, ließ CAVALLO bei einem Test alle Decken vom Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) wiegen. Das Gewicht dient üblicherweise zur Klassifizierung von Fleece-Stoffen. "Man unterteilt nach 300-er, 200-er und 100-er Stärke. Ein 100-er Fleece etwa wiegt zwischen 100 und 199 Gramm pro Quadratmeter", sagt Liselotte Vijselaar vom PFI. Leichter sind nur noch Stoffe aus Microfleece.
Als Qualitätssiegel taugt diese Einteilung nur bedingt. Sie sagt etwas darüber aus, wie schwer und dick ein Fleece ist: je dicker, desto wärmer. Ob das Material pillt, also Knötchen bildet, muss man selbst testen. Diese Flusen können die Atmungsaktivität des Stoffs verschlechtern. Manche Decken aus Polyester-Fleece sind mit einer Anti-Pilling-Ausrüstung ausgestattet. Das Gewicht wirkt sich hingegen offenbar kaum darauf aus, wie gut die Decke Dampf ablässt. Gewicht und Dicke der Abschwitzdecken-Stoffe wirkten sich im Test auch nicht auf die Rücktrocknungsrate aus.
Ausschlaggebender scheint die Webart zu, wie ein Blick durchs Mikroskop zeigt. So besteht das besonders wasserabsorbierende Decken-Muster von Weatherbeeta aus einseitig angerautem Flor. Die Testdecke von Kavalkade ist vergleichsweise dichter gewebt und beidseitig angeraut. Das könnte Aufnahme und Durchleitung von Nässe beeinflussen. Sicher ist: Alle getesteten Decken legen nasse Pferde trocken. Manche sind nur schneller.
Wie muss eine Abschwitzdecke sitzen?
Zu kleine Abschwitzdecken scheuern, zu große schlackern. CAVALLO erklärt, worauf Sie beim Anpassen achten sollten. In Deutschland wird üblicherweise vom Widerrist zur Schweifrübe gemessen – und zwar vom höchsten Punkt des Widerrists bis zum Ansatz der Schweifrübe. Addieren Sie zum Messergebnis zehn Zentimeter hinzu. Gibt es keine passgenaue Decke, kaufen Sie sie lieber ein wenig größer als zu klein. Andernfalls kann sich das Pferd wundscheuern, und der Tragekomfort leidet ebenfalls.

Die Messmethode von Widerrist zur Schweifrübe hat allerdings ihre Tücken: Je nachdem wie das Pferd gebaut ist oder steht, fällt es nicht ganz leicht, den höchsten Punkt des Widerrists zu finden. In englischsprachigen Ländern wird deswegen meist von der Mitte der Pferdebrust bis zum äußeren Ende der Kruppe gemessen. Dabei kommen natürlich deutlich größere Längenangaben heraus. Das sollten Sie beachten, wenn Sie eine Decke im englischsprachigen Ausland bestellen. Manche Hersteller wie Bucas übertragen das Messergebnis sogar auf eigene Größen. Achten Sie bei Bestellungen also immer auf die Mess-Empfehlungen der Hersteller oder auch des Online-Shops.
Wann macht man eine Abschwitzdecke aufs Pferd?
Decke drauf oder lieber ohne Decke abschwitzen lassen? Das ist gar nicht so einfach zu entscheiden und hängt von der Außentemperatur und von Ihrem Pferd ab. "Ein robust gehaltenes Pferd können Sie meist problemlos ohne Decke abschwitzen lassen", sagt Tierärztin Dr. Daniela Danckert. "Grundsätzlich kommen Pferde mit Kälte nämlich deutlich besser zurecht als mit Hitze." Erst bei niedrigen Temperaturen um die null Grad zusammen mit einer starken Luftbewegung, die zusätzlich kühlend wirkt, trocknen Pferde besser in Ruhe unter Decke oder Solarium.
"Die gesundheitlichen Risiken, die dem Pferd drohen, wenn es nassgeschwitzt an der kalten Luft steht, hängen stark von Befinden und Grundkonstitution des Tiers ab", erklärt Tierärztin Dr. Daniela Danckert. "Einem gesunden, eher robust gehaltenen Pferd macht das meist gar nichts aus." Kritischer wird es bei frostigen Temperaturen. Wenn dazu noch ein kalter Wind weht, können kälteempfindliche Pferde dabei schmerzhafte Muskelverspannungen davontragen. Gesundheitlich angeschlagenen Tiere, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, fangen sich so auch leicht Atemwegsinfektionen ein. Die Nieren sind dank der geschützten Lage im Körper aber kaum durch die Kälte gefährdet.
Wie lange muss man die Abschwitzdecke drauflassen?
Die Abschwitzdecke sollten Sie so lange auf dem Pferd lassen, bis sie die Feuchtigkeit nach außen geleitet hat. Das Fell des Pferds sollte sich dann trocken anfühlen und die Abschwitzdecke außen feucht oder nass. Oft bilden sich außen kleine Wassertropfen. Alter Stallmeister-Trick, damit das Pferd noch besser trocknet: Eine Schicht Stroh unter die Abschwitzdecke stopfen. Das so entstehende Luftpolster isoliert und sorgt dafür, dass Schweiß besser verdunsten kann. Sie können das Fell vor dem Auflegen der Decke auch fix mit dem Striegel durchbürsten oder mit Stroh abreiben. Stroh saugt zwar nicht schell genug, um Schweiß sofort aufzunehmen; dafür richten die Halme das verschwitze und verklebte Fell ebenso wie Durchbürsten wieder auf. So wird Feuchtigkeit besser von der Haut weg und hin zu den Haarspitzen geleitet.
Achtung bei kühlem Regenwetter: Ist das Fell nach dem Ritt nicht nur von außen, sondern auch von innen nass, hat das Pferd weniger Schutz gegen Kälte und Regen und kann nicht sofort zurück auf Weide oder Paddock. "Man sollte darum so reiten, dass die Pferde nicht mehr dampfen, wenn man am Hof ankommt", erklärt Wanderrittführerin Sabine Zuckmantel, die bei jedem Wetter unterwegs ist. Dampfen die Pferde trotzdem noch, bekommen sie eine Abschwitzdecke. Dabei sollten sie unterm Dach stehen, damit die Decke nicht von außen durchfeuchtet. "Ist das nicht möglich oder braucht ein Pferd länger zum Abschwitzen, nutze ich bei Regen atmungsaktive Outdoordecken, die Feuchtigkeit vom Körper wegleiten und regendicht sind. Damit das Pferd dann zwei bis drei Stunden auf die Weide, bevor ich die Decke abnehme."
Wie wäscht man eine Abschwitzdecke?
Als ideal für Fleece-Decken gilt die Handwäsche. Diese ist bei den mehrere Quadratmeter großen Decken aber sehr zeitaufwändig. In der Waschmaschine geht die Reinigung schneller. Entfernen Sie vorher jedoch möglichst groben Schmutz und vor allem Pferdehaare. Andernfalls ist das Fusselsieb Ihrer Waschmaschine schnell voll.
Haare beseitigen Sie am besten mit einer Bürste, einem Putzhandschuh oder auch der Staubsaugerbürste. Da die Metallverschlüsse der Decke die Maschine beschädigen könnnen, stülpen Sie einen Socken drum herum oder packen Sie die ganze Decke ein, etwa in einen Bettbezug oder einen Leinensack.
Verwenden Sie zum Waschen auf keinen Fall Weichspüler. Dadurch leidet die Fähigkeit der Decke, Feuchtigkeit abzuleiten. Am besten eignet sich ein Feinwaschmittel. Da Fleece aus Kunststoff besteht, dürfen Sie die Decke nur bei 30 bis 40 Grad waschen.
Zum Trocknen hängen Sie die Decke am besten an die frische Luft. Ob Fleece in den Trockner darf, ist umstritten. Einige Hersteller raten davon ab, andere sehen darin kein Problem. Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt den Trockner auf Kaltluft. Bügeln Sie Fleece-Decken auf keinen Fall, da die Kunststofffasern schmelzen können.
Elektrischer Pferdeföhn "Horse Dryer" im Praxis-Test
Der Pferdeföhn der italienischen Firma Hair-Tech kommt optisch wie ein kleiner Handstaubsauger daher, nur dass die Luft hier nicht eingesaugt, sondern ausgepustet wird. Damit lassen sich gezielt einzelne Körperstellen mit Warmluft trocknen. Darüberhinaus könnte der Föhn an ein spezielles Gestell angeschlossen werden. Unter jede beliebige Abschwitzdecke gelegt, soll das die warme Luft gleichmäßig auf dem Fell verteilen. Allerdings wurde diese Variante im Test aus Sicherheitsgründen nicht berücksichtigt, da das Gestänge nicht am Pferderücken befestigt werden kann: Isländer Hjalti fühlte sich mit der wackeligen Konstruktion auf seinem Rücken sichtlich unwohl.

Vor allem an der nassgeschwitzten Brust und am Hals war Hjalti dank Warmluft schon nach etwa 15 Minuten trocken. Wurden die verklebten langen Haare gleichzeitig mit einer Bürste geglättet, ging es sogar noch schneller.
Das Trocknen selbst funktioniert prima. Für den täglichen Gebrauch gilt aber: Einfach loszupusten, wird nicht jedes Pferd mitmachen. Föhnen müssen Sie womöglich geduldig üben. Testpferd Hjalti etwa lässt sich problemlos scheren, fürchtete sich aber vor dem lauten Föhn. Störend ist das kurze Stromkabel. Hier braucht es ein Verlängerungskabel. Bei einem hibbeligen Pferd droht damit allerdings Kabelsalat.
Infos: ab 639 €, für jeden Pferdetyp geeignet, www.horsedryer.com
Pferdesolarium zum Abschwitzen?
Pferde-Solarien sind eine feine Sache: Unter Infrarotlicht verdampft Feuchtigkeit besonders gut, vor allem, wenn das Gerät auch eine Heißluftfunktion hat. Aber Vorsicht: Halten Sie immer einen Sicherheitsabstand von mindestens 80 Zentimetern zwischen Pferd und Lampen ein. Sonst drohen der Haut Ihres Vierbeiners schmerzhafte Verbrennungen!
Der Föhn in der Box – gruselig, aber gut
Er sieht aus wie ein großes Solarium und hängt an der Decke: der Pferdeföhn in meinem alten Stall. Im warmen Luftstrom trocknet feuchter Winterpelz deutlich schneller als normal. Und der Reiter kann sich auch gleich noch aufwärmen. Eine echte Wohltat!
Wann sollte ich mein Pferd scheren?
Klar, der beste und natürlichste Wetterschutz des Pferds ist sein Winterfell. Bei manchen Vierbeinern lohnt es sich aber, über eine Teilschur nachzudenken, mit der man dem Pferd das Leben erleichtern kann: Wenn Ihr Pferd unter dem dicken Winterpelz sehr stark schwitzt, verliert es dadurch zum Beispiel reichlich wichtige Mineralstoffe. Schwedische Forscher haben außerdem herausgefunden, dass geschorene Pferde sich nach Anstrengung deutlich schneller erholen und weniger Gefahr laufen zu überhitzen als ungeschorene.
Mit einem einfachen Ralleyschnitt (siehe Foto) schwitzen Pferde bereits deutlich weniger. Bei dieser Variante wird lediglich ein Streifen Fell an Unterhals, Brust, über den Bauch bis zur Hinterhand geschoren. Eine Winterdecke braucht das Pferd damit nicht.
