Hund und Pferd: Warum verstehen sie sich so gut?

Pferde und Hunde
Warum verstehen sich Pferd und Hund so gut?

Veröffentlicht am 18.04.2025
Ein Hund mit einem braunen Fohlen auf der Wiese
Foto: Julia_Siomuha/ gettyimages

Der eine klein, das andere groß. Der eine mit Jagdinstinkt, das andere mit Fluchtinstinkt. Hund und Pferd haben außer ihrem Fell und vier Beinen auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Eine besonders wichtige Eigenschaft aber schon: Beide werden von uns abgöttisch geliebt. Und nicht selten kommt es vor, dass ein Mensch nicht nur Pferdebesitzer ist, sondern auch noch einen Hund hat. Mit beiden Tieren gemeinsam Zeit zu verbringen, ist daher die perfekte Kombi. Und so grundverschieden, wie es scheint, sind die Vierbeiner gar nicht.

 Eine Frau hält einen Welpen auf dem Arm, während ihr braunes Pferd daneben neugierig mit der Nase Kontakt zu dem anderen Tier aufnimmt.
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Pferd und Hund verstehen sich spielerisch

2018 erhielt die Tierverhaltensforscherin Elisabetta Palagi von der Universität Pisa von einem Studenten den Link zu einem Video, das Pferd und Hund beim gemeinsamen Spielen zeigte. Ihr fiel auf, dass beide Tiere sich dabei offensichtlich gut verstanden. Das weckte ihren Forschergeist. Gemeinsam mit Studenten suchte sie nach ähnlichem Filmmaterial. Für ihre Studie wählte sie 20 Videosequenzen aus, auf denen die Tiere nicht vom Menschen gestört wurden, sich frei bewegen konnten und mindestens 30 Sekunden lang spielten.

Sie fand heraus, dass Hund und Pferd auf ähnliche Weise spielen und dabei die gleichen Taktiken nutzen. Sie verstehen gegenseitig die Aufforderung zum Spiel und auch das Signal, es wieder zu beenden. Beide springen, schubsen oder jagen einander, spielen mit einem Gegenstand oder miteinander, indem sie sich auf den Boden rollen oder den Kopf schütteln. Die auffälligste Gemeinsamkeit ist das Spielgesicht mit entspannt geöffnetem Maul.

Ein schwarzes Pferd tollt mit einem weißen Hund auf der Weide.
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Palagi vermutet, dass Hund und Pferd deshalb so gut miteinander können, weil beide gelernt haben, auch mit dem Menschen zu kommunizieren. Domestizierten Tierarten scheint es zu gelingen, nicht nur die Gesichtsausdrücke ihrer Artgenossen zu lesen, sondern auch die menschliche Mimik richtig zu interpretieren. Beide können uns mit ihrem Verhalten zeigen, dass sie keinen Ärger haben möchten. Und auch das gleicht sich erstaunlich!

Pferd und Hund nutzen ähnliche Beschwichtigungssignale

In den 1980er-Jahren identifizierte die Norwegerin Turid Rugaas mit ihrem Team Verhaltensweisen, die Hunde zeigen, um Stress abzubauen und Artgenossen zu beruhigen. Diese "Calming Signals” sichern das friedliche Miteinander. Viele davon zeigen auch Pferde: Sie schauen zur Seite, drehen den Kopf weg, blinzeln, wenden sich ab, lecken sich über die Lippen oder gähnen. Sowohl Hunde als auch Pferde nutzen diese Signale auch, um uns Menschen zu erklären, dass sie es gut mit uns meinen, aber wir möglicherweise einen Moment zu forsch waren. Gute Umgangsformen können wir also von unseren Vierbeinern lernen.

Eine Frau geht gemeinsam mit ihrem Pferd und mit ihrem Hund vor einem Rapsfeld spazieren.
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Das haben sie auch gemeinsam: Pferd und Hund sind Schnüffel-Profis

Pferde können sogar noch etwas besser riechen als Hunde. Wissenschaftler der Universität Tokio fanden heraus, dass ein Pferd mehr Gene für Geruchsrezeptoren besitzt als ein Hund. Zum Vergleich: Pferd 1066, Hund: 811, Mensch: 396. Die Nasenschleimhaut von Pferden hat eine große Oberfläche und damit besonders viele Riechzellen. Da die Nüstern seitlich liegen, kann das Pferd Gerüche sozusagen in "Stereo” aus verschiedenen Richtungen wahrnehmen. Pferde haben außerdem eine große Lunge und atmen mit einem Atemzug eine Menge Luft ein. So gelangen viele Geruchsmoleküle in die Nase.

Und eines wissen wir längst: Angst und Stress können wir vor Hund und Pferd nicht verbergen. Sie wittern unsere Stimmung. Forscher haben bereits nachgewiesen, dass Hunde und Pferde anhand unseres Schweißes und der Duftstoffe, die wir damit abgeben, unsere Furcht wahrnehmen. Kein Wunder, dass wir manchmal denken, unsere Tiere kennen uns besser als wir uns selbst!