Susanne von Dietze (FN-Amateurreitlehrerin aus Israel): "In die Bügel stellen hilft"
Wundreiten ist vor allem bei einer zu kleinen Sattel-Sitzfläche ein Problem – oder bei alten Sätteln, die hinten runter gesessen sind und vorne hoch gehen. Oft gewöhnt man sich auch an gewisse Sättel und kommt deshalb mit anderen schlechter zurecht. Auch gefährlich: lange Ausritte im Schritt. Da sind Reibung und Wärme am größten. Hier hilft es, sich ab und zu in die Bügel zu stellen. Die Haut scheuert oft am Knie auf, wenn die Pauschen am Sattel stark ausgeprägt sind oder die Naht an der Reithose ungünstig liegt. Bei solchen Scheuer-Wunden helfen die runden Augenpflaster wunderbar. Da ich im heißen Israel reite, nutze ich vorbeugend gegen das Wundreiten Talkumpuder. Das reduziert die Reibung. Und wenn es zu spät ist, hilft am besten die dicke Penaten-Creme.
Anna Raschke (Barock-Ausbilderin aus Potsdam): "Nicht schieben"
Wundreiten ist ein Erbe der Schiebetechnik: Viele Reiter schwingen ihre Hüften nicht mit der Bewegung mit, sondern schieben eher gegen sie. Sie sitzen auf dem Spalt und entgegen der Bewegung. Mein Tipp: Ein Flexibar oder Besenstiel an der Longe in der Hand verhält die Schulter gegenüber der Hüfte, und die Reiter schwingen auf einmal mit. Zudem fehlt ihnen der Zügel zum Festhalten. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, solltest du es öfter ausprobieren.
Sabine Ellinger (Trainerin aus Murrhardt): "Auf Unterhose achten"
Um Wundreiten vorzubeugen, ist die Wahl der Unterhose entscheidend. Die Nähte dürfen nicht drücken, und aus Spitze sollte sie auch nicht gerade sein. Oft hilft auch ein Gelpad für die Sitzfläche. Besonders gefährdet ist man in Sätteln, die schmal und vorne hart sind. Je mehr Platz der Reiter im Sattel hat, desto besser ist es.
Elke Potucek-Puscha (Ausbilderin aus Karlsruhe): "Sattel überprüfen"
Radler-Unterwäsche oder auch nahtlose Unterwäsche hilft gegen Wundreiten. Außerdem Hirschtalg, als Salbe oder Stift. Ich habe festgestellt, dass grundsätzliches Wundreiten ein Sattelproblem ist. Manche sind sehr frauenfeindlich, weil der Hinterzwiesel relativ steil nach oben ragt und man auf dem Schambein sitzt.
Sonja Müller (Sattler-Meisterin aus Blieskastel): "Schaumstoff im Baum"
Wir von Equine Rose International fertigen Sattelbäume für Frauen. Wegen der weiblichen Anatomie sind sie im Twistbereich enger und im hinteren Sitzbereich weiter. Die Sitzknochen dürfen nicht auf den hinteren Baumkanten oder Nähten ruhen. Die Matrazierung im hinteren Sitzbereich ist leicht erhöht – das unterstützt das weibliche Becken. Der Sattelbaum ist vorne ausgeschnitten und dort mit Schaumstoff und Leder gefüllt. So wird dem Wundreiten bei Frauen vorgebeugt.
Barbara Welter-Böller (Osteopathin aus Overath): "Flache Sattelkränze"
Historisch gesehen sind unsere Sättel für Männer gemacht. Für Frauen gab es Damensättel. Der Anatomie wegen liegt ihr Schambein tiefer im Sattel als das der Männer, so dass sie sich leichter am Vorderzwiesel stoßen und ein Wundreiten begünstigt wird. Sie sitzen auch öfter im Hohlkreuz, wodurch das Schambein gegen den Vorderzwiesel kippt. Zudem haben Frauen am Gesäß mehr Stammfett. Ist der Sattelkranz zu hoch, verstärkt es ein Hohlkreuz.
Helga Sülzle-Thoma (Gründerin Iberosattel): "Innovative Sattelbäume"
Die Firma Iberosattel leistete im Hinblick auf die Entwicklung von Sattelbäumen für Frauen Pionierarbeit. Wir haben bereits vor 20 Jahren die Amazonalösung gegen Wundreiten entwickelt. Dort, wo es früher oft gezwickt hat, wurde eine Aussparung in den Sattelbaum gefräst und mit einem entsprechenden Zuschnitt des Sitzleders eine sanfte Vertiefung am Vorderzwiesel geschaffen. Durch diese innovative Lösung wird ein Wundreiten verhindert. Seit 2008 gibt es auch die verdeckte Variante, mit Schaumstoff überzogen.
Dr. Axel Grunewald (Dermatologe aus Karlsruhe): "Hornschicht bilden"
Wundreiten tritt vor allem auf, wenn man länger reitet als gewohnt, stark schwitzt oder enge, starre oder reibende Kleidung trägt. Trage deshalb prophylaktisch luftige Mikrofaserwäsche. Sie leitet die Feuchtigkeit nach außen. Steigere die Reitbelastung langsam aber stetig. Nur so bildet sich eine schützende Hornschicht. Ist die Haut schon verletzt, helfen gerbende Cremes, desinfizierende Lotionen oder bei stärkeren Wunden Hydrokolloidpflaster.
Sabine Zuckmantel (Wanderritt-Führerin): "Hirschtalg und Lammfell"
Um einem Wundreiten vorzubeugen, rate ich meinen Reitkunden grundsätzlich zu passender Unterwäsche. Am besten ist solche mit längerem Bein und ohne Nähte im Schritt. Jeans kann ich nicht empfehlen. Vorbeugend hilft Hirschtalg sehr gut; ich höre von meinen Kunden aber auch immer wieder Gutes über Radlerhosen. Wichtig ist die Form des Sattels, der zur Form des Hinterns passen muss. Hilfreich kann auch in Lammfell über dem Sattel sein.