Was taugen Hufschuhe in der Praxis? CAVALLO hat drei neue und zwei bewährte Modelle getestet. Der Test mit Beratung, welcher Hufschuh für welches Pferd passt.
Was taugen Hufschuhe in der Praxis? CAVALLO hat drei neue und zwei bewährte Modelle getestet. Der Test mit Beratung, welcher Hufschuh für welches Pferd passt.
Folgende Hufschuhe haben wir in der Praxis getestet. Ausführliche Informationen und Bewertungen zu den Modellen finden Sie in den Kästen (neue Modelle) und im Text unten.
Drei Reiterinnen haben die Suche nach den passenden Schuhen hinter sich und erzählen, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben. Für CAVALLO testeten sie drei neue und zwei bewährte Modelle: Wie gut sitzen sie am Huf, wie läuft das Pferd mit ihnen und wie sind sie für den Reiter zu handhaben?
"Ich bin oft überrascht über die vielen Weiterentwicklungen der Hersteller", sagt Bernd Jung, der seit über 20 Jahren Hufschuhe verkauft und Beratung anbietet (https://hufschuhe-coach.com). "Das Handling wird einfacher und die Passformen besser", sagt er. "Früher waren Hufschuhe schwer und klobig, heute werden sie immer leichter."
Was viele Besitzer, aber nicht Händler wie Bernd Jung freut: Die Auswahl an Farben und Farbkombinationen wird immer größer. "Für uns ist das eine Herausforderung, da wir sehr viele Varianten auf Lager haben müssen. Doch auch wenn eine tolle Farbe reizt, sollten Hufschuhe nicht nach der Optik ausgewählt werden." Viel wichtiger: Sohlengröße, Hufform und Laufverhalten des Pferds. Doch wie messe ich Hufschuhe bzw. Hufe aus? Eine Anleitung dazu finden Sie hier.
Welche Schuhe passen Reitpony Pandora? Die 29-jährige Stute gehört CAVALLO-Autorin Cathrin Flößer und ist seit vielen Jahren mit den "Renegades" unterwegs. "Erst seit uns Bernd Jung diese vor Jahren angepasst hat, sind wir glücklich", sagt Cathrin Flößer. Dabei hatte sie nach ihren ersten Erfahrungen mit Hufschuhen vor etwa 20 Jahren die Nase eigentlich voll: "Die Hufschuhe, die ich damals hatte, drehten sich und scheuerten den Kronrand blutig. Danach ritt ich nur noch barhuf." Allerdings schränkte sie das beim Reiten ein: Schotterwege musste sie meiden, da ihre Stute fühlig lief.
Pandora hat flache Hufe mit wenig und untergeschobenen Trachten. Ihre Wände verlaufen vorne leicht asymmetrisch, hinten sind sie fast symmetrisch. Vorne hat Pandora eher runde, hinten eher ovale Hufe. "Die Hinterhufe sind wie gemacht für die neuen Flex Boots, die wie eine zweite Haut sitzen sollen", so Bernd Jung. Der Schuh wird unten mit leichtem Zug eingeknöpft, der Gaiter (Gamasche) oben locker verschnallt.
Pandora kommt prima mit den "Flex Boots" zurecht. "Ich kann sie über jeden Untergrund reiten. Auch in schnelleren Gangarten halten die Schuhe", erzählt Cathrin Flößer. Große Steine drücken sich nicht durch die flexible Sohle. Das weichere Material ist zwar komfortabel, könnte sich aber schneller abnutzen. Da die Schuhe jedoch erst seit kurzer Zeit auf dem Markt sind, fehlen hierzu Erfahrungswerte. Bernd Jung: "Der Schuh ist recht günstig und passt auch Pferden mit etwas steileren Hufen, teilweise sogar Bockhufen.
An den Vorderhufen probiert Pandora die "Floating Boots Trainer 2019" aus, die Cathrin Flößer besonders durch das leichte Handling überzeugen. "Draufziehen und zwei Laschen durch die Knöpfe ziehen – das geht sehr leicht und schnell." Voraussetzung, dass diese Schuhe passen, sind niedrige Trachten, erklärt Bernd Jung. Ein wenig Asymmetrie bei den Hufen verzeihen diese Hufschuhe besser als die Renegades. Pandora läuft sehr gut mit den Floating Boots. Sogar einen flotten Galopp auf Schotter halten die Schuhe aus, ohne wegzufliegen.
Auch der Cruzado-Wallach Tabernero (19) von CAVALLO-Leserin Eva Küppers testet die Floating Boots. Eigentlich wollte Bernd Jung ihm die "Evo Boots" anpassen, doch mit seinen Hufen liegt Tabernero zwischen zwei Größen. Der Cruzado kam vor fünf Jahren mit Zwanghufen aus Spanien und wurde dann auf barhuf umgestellt. Seine Hufe sind noch immer sehr schmal. Bislang trägt er "Equine Fusion All Terrain" in der "Slim"- Version.
Mit den Floating Boots läuft der Wallach, als ob er nichts an den Hufen hätte. Auch seine Besitzerin ist zufrieden: "Die Schuhe kann ich leicht anziehen. Das ist mir wichtig." Im Praxis-Test braucht Tabernero im Gegensatz zu Pandora Gewöhnungszeit. "Die Schale reicht bis zum Kronrand. Dort war nach dem ersten Ritt das Fell leicht angedrückt", sagt Eva Küppers.
Der schwierigste Kandidat im Test ist Hannoveraner Callando (11) von CAVALLO-Redakteurin Nadine Szymanski. Sie hat bereits eine längere Hufschuh-Suche hinter sich – was nicht zuletzt an der asymmetrischen Hufform und der Hufeisen-Vergangenheit ihres Wallachs liegt. "Mal passte die Größe nicht, mal konnte mein Pferd damit nicht laufen", berichtet sie. Unmittelbar nachdem vorne die Eisen abgenommen waren, trug Callando die "Equine Fusion Active", die als Hufschutz auf dem Paddock prima waren.
"Doch auf Asphalt blieb er mit den Schuhen hängen und stolperte. Außerdem trat er mit den Hinterhufen gegen die Schuhe an den Vorderhufen", sagt Nadine Szymanski. Sie entdeckt am "Active" einen Vorteil gegenüber dem Modell "All Terrain": "Die kurzlebigen Klettverschlüsse des Schuhs kann ich mit dem Knopf-Verschluss besser sichern."
Callandos Hufe haben nun, etwa ein halbes Jahr nach der Umstellung auf barhuf, noch keinen geraden Wandverlauf. "Da kommen nur wenige Modelle infrage", grübelt Bernd Jung. Für Callando ideal: der "Easyboot New Trail". Diesen Hufschuh trägt der Wallach bereits seit einigen Monaten. "Die Hufwinkelung spielt bei diesem Modell keine große Rolle, solange der Huf nicht sehr flach ist und spitz zuläuft", erklärt der Hufschuh-Experte.
Bei sehr niedrigen oder flachen Hufen könnte dieser Schuh in der Fesselbeuge reiben oder es könnten kleinere Äste oder Steine eindringen. Nicht so bei Callando. "Das Vorgänger-Modell ("Easyboot Trail") hat ohne die dazugehörigen Gaiter gescheuert", so Nadine Szymanski. "Der New Trail dagegen stört Callando gar nicht, er ist in Sekundenschnelle am Pferd, die Klettverschlüsse halten bombenfest und das Profil ist griffig und stabil genug für ein großes Pferd mit viel Bewegung wie Callando."
Ähnlich schwierig wie für Nadine Szymanski ist auch die Hufschuh-Suche für Besitzer von Pferden mit sehr großen oder sehr kleinen Hufen. Die größten Schuhe bietet der "Easyboot Epic", der eine Hufbreite bis zu 190 Millimetern abdeckt. "Er eignet sich für runde und ovale Hufe, braucht aber eine gewisse Höhe der Trachten und die Hufe dürfen nicht zu asymmetrisch sein", sagt Bernd Jung. Für Pferde mit sehr kleinen Hufen haben sich die "Equine Fusion Active Jogging Shoes" bewährt, die es ab einer Hufbreite von 65 Millimeter gibt.
Fazit: Nicht jeder Hufschuh passt, auch wenn die Maße stimmen. Das Modell muss zur Hufform und zum Laufverhalten passen. Dennoch: Die Chance, einen passenden und komfortablen Schuh zu finden, ist deutlich größer als früher – auch wenn Sie für die Suche vielleicht einen langen Atem brauchen.
Nicht jedes Modell passt zu jedem Pferd. Da es mittlerweile aber so viele Hufschuh-Typen auf dem Markt gibt, findet sich für jedes Pferd der passende Schuh – aber wie? Am besten über einen erfahrenen Hufbearbeiter, der mehrere Modelle vor Ort anprobiert. Wer keinen Experten in seiner Nähe hat, muss die Hufe selbst vermessen und Schuhe aussuchen oder sich online beraten lassen. Am Ende hilft oft nur: ausprobieren. Hier lesen Sie, wie Sie die Hufform Ihres Pferds bestimmen können.
Testpferd Pandora hat ihre Renegades fünf Jahre genutzt und dabei nie verloren. Die Klettverschlüsse sind verschlissen und die Sohle ist durch. Wie lange Schuhe halten, hängt davon ab, wie oft man reitet, von der Bodenbeschaffenheit, dem Gewicht und dem Laufverhalten des Pferds. Im Schnitt halten Hufschuhe anderthalb bis drei Jahre.