Eindecken oder nicht eindecken?In vielen Ställen wird diese Frage in der kalten Jahreszeit heiß diskutiert. Wir finden: Wenn Pferde frieren oder empfindlich auf Nässe und Kälte reagieren, brauchen sie eine Decke. Schließlich sollen sie sich wohlfühlen! Die wichtigsten Eckpunkte zu Material, Passform und Komfort lesen Sie hier.
Wann eine Decke gut tut
Regen und Schnee: An sich tragen Pferde eine natürliche Regenjacke – das Fell. Eine Talgschicht macht es wasserabweisend. Empfindliche Tiere verspannen jedoch bei Dauerregen. Hier ist eine Decke sinnvoll.
Kälte: Pferde brauchen eine isolierende Fettschicht und zusätzlich Energie, um kalten Temperaturen gegenzusteuern. Je nach Rasse, Haltung, Außentemperatur und Pferd nimmt der Energiebedarf bis zu 2,5 Prozent zu. Wird das nicht übers Futter gedeckt oder das Pferd ist zu dünn, hilft eine Decke.
Geschorene Pferde: Manche Pferde schwitzen bei kleinster Anstrengung. Greift der Reiter mit einer Schur in die Thermoregulation ein, muss er auf jeden Fall mit einer Decke gegensteuern.
Welche Pferdedecke für welchen Zweck?

Regendecke: Pferde, die bei jeder Witterung draußen sind und empfindlich auf Regen reagieren, brauchen einen Schutz. Damit die Decke auch Dauerregen standhält, sollte die Wassersäule möglichst hoch sein – mindestens 2000 Millimeter, besser 5000 bis 6000 Millimeter.
Winterdecke: Eine Decke für die kalte Jahreszeit muss auf jeden Fall windabweisend sein. Wie dick die Füllung ist, hängt von Pferd und Außentemperaturen ab.
Abschwitzdecke: Schweiß aufsaugen und vom Fell wegtransportieren – das ist der Job einer guten Abschwitzdecke. Je besser sie den Dampf nach außen lässt, umso besser.
Fliegen- und Ekzemerdecke: Im Sommer machen Krabbeltiere unseren Pferden zu schaffen. Ein feinmaschiger Schutz sorgt für Abhilfe, auf der Weide wie beim Ausritt.
Welche Füllung bei welchem Wetter?

10 Grad: Im Herbst und Frühling bei Regentagen eignet sich für empfindliche Pferde eine leichte Regen-/Paddockdecke ohne Füllung mit Nylon- oder Fleecefutter.
5 Grad: Bei solchen Temperaturen frieren viele Pferde bei Regen und/oder Wind. Decke mit 50- bis 150- Gramm-Füllung.
-5 Grad: Bei Minusgraden ist eine Decke mit 200- bis 300-Gramm-Füllung ratsam. Abhängig von Rasse und Fell.
-15 Grad: Diese Kälte ist für die meisten unserer Hauspferde nicht normal. Decke mit 300-Gramm-Füllung oft zu empfehlen.
Richtig Maß nehmen

Nur eine passende Decke bietet Ihrem Pferd den nötigen Komfort und gewährleistet die gewünschte Funktionalität. In Deutschland wird meist vom Widerrist bis zum Schweifansatz gemessen: Rückenlänge = Deckengröße, Angaben in Zentimeter. Wichtig: Das Maßband sollten Sie vorm Widerrist ansetzen und es muss der Rückenlinie locker folgen.
In englisch-sprachigen Ländern wird meist von der Mitte der Pferdebrust bis zur Rückseite des Hinterbeins gemessen. Dieses Brustmaß (teils auch Körpermaß oder Unterlänge genannt) ist natürlich länger als das Rückenmaß. Achten Sie also beim Kauf darauf, auf welches Maß sich die Angabe der Deckengröße bezieht.
Tipp: Nehmen Sie immer auch das Brustmaß zur Größenkontrolle.
Richtig verschnallt
BRUST: Können Sie an der Pferdebrust locker Ihre Hand zwischen Fell und Decke schieben? Prima, dann sitzt die Decke gut. Für Tiere mit breiter Brust gibt es noch Extra-Einsätze, die in die Decke eingehakt werden.

BAUCH: Die Gurte dürfen nicht scheuern, aber auch nicht zu locker sitzen; sonst bleibt das Pferd darin hängen. Ideal ist ein Bauch-Gurt-Abstand, der zwischen einer flachen Hand und einer Handbreit Luft lässt.
BEINE: Ein Gurt pro Bein oder über Kreuz? Hier scheiden sich die Geister. Wichtig: So kurz wie möglich, so lang wie nötig verschnallt.

Problemzonen bei Pferdedecken
Nicht jedes Deckenmodell passt jedem Pferd, auch wenn die Größe an sich stimmt. Dies sind die Passform-Knackpunkte, wobei zu enge wie zu weite Decken stören und scheuern können.

Schultern & Hals: Ein eingedecktes Pferd muss Bewegungsfreiheit haben. Dafür sorgen oft Gehfalten, die den Vorderbeinen Raum geben. Klafft die Gehfalte schon im Stehen, passt die Decke nicht. Der Halsausschnitt muss so sitzen, dass die komplette Schulter bedeckt ist. Ist der Ausschnitt zu groß, rutscht die Decke nach hinten, drückt auf Widerrist, Rücken und Brust.
Brust: Im Brustbereich sind Decken oft zu schmal für Friesen oder Tinker und zu breit für Araber. Die Brust sollte vollständig bedeckt, der Brustverschluss leicht zu schließen sein. Bei zu großer Deckenlänge über den Schweifansatz hinaus entsteht Zug im Brustbereich.
Widerrist: Die Decke sollte den Widerrist bedecken, darf nicht darauf drücken oder dahinter rutschen.
Funktions-Stoffe

Polyester: Standard als Material für den Oberstoff von Pferdedecken. Strapazierfähig, nimmt kaum Feuchtigkeit von außen auf, hält Wind ab.
Polypropylen: Kunststoff aus dem Gas Propen. Wird mittels spezieller Spinntechnik zu feinem Gewebe, das strapazierfähig, wasserabweisend und robust ist.
Nylon: Hochwertiger Außenstoff. Sehr atmungsaktiv, angenehm zu tragen und robust. Ballistisches Nylon ist extrem reißfest. Als Innenfutter lässt Nylon das Fell glänzen.
Fleece: Typisch für Abschwitzdecken. Fleece (meist aus Polyester) zieht Feuchtigkeit aus dem Fell und leitet es an die Deckenoberfläche.
Reiß- und beißfest

Pferdezähne können ganz schön heftig an Decken nagen. Entscheidend für die Reißfestigkeit sind vor allem Fadendicke, Webtechnik und Material: Die Denier-Zahl gibt das Gewicht pro Fadenlänge und damit die Dicke der Fäden an (1 Denier = 1 Gramm pro 9000 Meter). Je höher die D-Zahl, desto dicker. Webtechniken wie die Ripstop-Technik erhöhen die Reißfestigkeit. Dabei werden in regelmäßigen Abständen dickere Fäden eingewebt. Dadurch entsteht eine mehr oder weniger sichtbare Kästchenstruktur des Stoffs. Material wie ballistisches Nylon ist besonders robust.
Tipp: Kleine Risse können Sie mit Klebeflicken aus dem Outdoorhandel reparieren. Hersteller Bucas bietet auch ein spezielles "repair kit" mit Deckenkleber plus passendem Stoff für Ihre Decke an.
Wasserdichte – bei Regen trocken bleiben

Pferdefell weist Wasser ab – keine Frage! Je nach Pferd, Fell und Wetter profitieren die Vierbeiner dennoch von künstlichem Regenschutz. Den Test zur Wasserundurchlässigkeit legt die Norm DIN EN 20811 fest. Geprüft wird, wie hoch der Wasserdruck sein darf, ohne dass Feuchtigkeit durchdringt. Maßeinheit ist die Wassersäule. Je höher, desto dichter. Nach europäischer Norm dürfen Obermaterialien als wasserdicht bezeichnet werden, die eine Wassersäule von mindestens 1300 mm pro m2/24 h erreichen. Und um Pferde vor Überhitzung zu schützen, wenn nach dem Regen doch noch die Sonne rauskommt, bieten manche Hersteller wie Bucas Modelle mit Sonnenlichtreflektion an.
Atmungsaktivität – richtig Dampf ablassen

Abschwitzdecken – der Name ist Programm. Verschwitztes Fell trocknet zwar durchaus an der Luft, aber je nach Pelz dauert das eine gefühlte Ewigkeit. Schneller geht’s mit einer Abschwitzdecke, die Feuchtigkeit aus dem Fell aufsaugt und nach außen leitet. Bestens, wenn die Decke dann auch noch schnell trocknet. Verantwortlich für diese funktionalen Eigenschaften ist der Stoff: Die Decken sind daher in der Regel aus Fleece. Dieses besteht häufig aus klassischem Polyester oder diversen Varianten wie Microfleece oder einem Polyester- Woll-Mix. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Neigung zum Pillen: Die kleinen verfilzten Knötchen (entstehen meist nach dem Waschen) beeinträchtigen nicht nur Optik, sondern auch Funktion.
In CAVALLO-Tests prüften wir insbesondere die Wasserdampf- aufnahme, WDA, sowie die Wasserdampfdurchlässigkeit, WDD. Je mehr Dampf eine Abschwitzdecke aufnimmt, umso schneller trocknet das Pferd. Der WDD-Wert zeigt, wie gut sich die Feuchtigkeit nach außen verflüchtigt. Problem: Eine Norm für die Abschwitzfunktion und entsprechende Produktdeklarationen gibt es nicht. Verschiedene Labor- Ergebnisse bestätigen jedoch den Eindruck aus der Praxis: Abschwitzdecken wirken!
Das passende Decken-Zubehör
Für den Hals: Bei Ekzemer-Decken ist es Standard: Ein Halsteil schützt vor Kriebelmücken und anderen Insekten. Solche Halsteile sind bei Regen- oder Winterdecken Sonderausstattung und können etwa als Extra-Schutz bei geschorenen Tieren sinnvoll sein.

Für den Schrank: Wohin mit der frisch gereinigten Winterdecke im Frühjahr? In Decken-Taschen ist das gute Stück ordentlich aufbewahrt bis zur nassen Jahreszeit.
Für den Bauch: Am Bauch sind viele Pferde empfindlich. Deshalb reagieren sie hier oft besonders sensibel auf Fliegen und Bremsen. Bauchteile, die in Fliegendecken eingeklinkt werden, sorgen hier für Abhilfe.

Ab in die Wäsche
WASCHEN: Die meisten Pferdedecken können bei 30 °C in die Waschmaschine. Entfernen Sie vorher Haare und groben Schmutz; Schnallen verschließen/polstern. Funktionsstoffe nur mit speziellem Waschmittel waschen. Nicht oder nur kurz schleudern, keinen Weichspüler verwenden. Aber: Beachten Sie stets die Pflegehinweise des Herstellers! Denken Sie zum Schutz Ihrer Waschmaschine auch daran, dass dicke Decken nass ganz schön schwer sind. Im Zweifel: besser zum Wasch-Profi.

TROCKNEN: Am besten draußen an der Luft. Hitze im Wäschetrockner ist tabu.
IMPRÄGNIEREN: Outdoor- und Regendecken bleiben wetterbeständig, wenn Sie sie nach dem Waschen imprägnieren.
