Futterautomaten für Pferde im Test
Wer füttert besser: Mensch oder Maschine?

Futterzeit im Pferdestall: Mensch und Maschine treten gegeneinander an. Wer versorgt Pferde besser – die Reiter oder der Futterautomat?

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Foto: Lisa Rädlein

Unglaublich! Jetzt haben Computer sogar eine bessere Intuition als Menschen. Zumindest scheint das die Niederlage des Weltmeisters Lee Sedol zu beweisen. Der Asiate trat jüngst im strategischen Brettspiel "Go" gegen einen Computer an – und verlor 1:4. Das galt zuvor als undenkbar. Denn bei dem komplizierten Spiel kommt es darauf an, gute Entscheidungen zu treffen. Das lernte der Computer, indem er jeden Tag gegen sich selbst spielte – und immer besser wurde.

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Zugegeben: Solche Superhirn-Computer gibt es in Pferdeställen noch nicht. Aber besonders im Bereich der Fütterung ist ausgeklügelte Technik auf dem Vormarsch. Häufig ersetzen Maschinen bereits den guten alten Futtermeister. Zu Recht? Das wollen wir herausfinden und laden zum Duell: Mensch gegen Maschine. Wer füttert besser? Verfolgen Sie den spannenden Vergleich.

Stellen wir zunächst die Kontrahenten vor. Auf der einen Seite haben wir den Menschen. Er ist ein Allrounder und hat stets etwas im Angebot: Kein Pulver, Körnchen oder Pellet, das er nicht irgendwie ins Pferd bekäme. Erfahrung? Da macht ihm keiner was vor. Schließlich füttern Menschen schon seit Jahrhunderten Pferde – und zwar mit Hand und Verstand.

Seinen Herausforderer schüchtert das nicht ein. Er ist stahlhart und verfügt über präzise Technik. Zudem ist die Maschine ein wahrer Rechenprofi. Sie hat zudem viele Gesichter, die Pferde in verschiedenen Haltungsformen im Blick haben. Für die Box gibt es Kraft- und Raufutterautomaten. Bei den meisten lässt sich einstellen, welche Futtermenge und wie viele Portionen das Pferd bekommen soll. Pferde in der Gruppe mampfen oft in einer Futterstation.

Der Zugang ist per Chip, Transponder oder gar Gesichtserkennung geregelt. Der Computer erkennt, ob sich das Pferd eine Portion abholen darf. Nur dann gewährt er Zugang. Eine elektronische Schranke lässt Futterkandidaten herein und schirmt Neider ab. Manche Maschinen regeln die Futterzufuhr auch per Zeitautomatik. Es gibt etwa Raufen, bei denen eine Trennwand herunterfährt, wenn die Pferde eine bestimmte Zeit gefuttert haben. Dann ist Schluss mit der Schlemmerei!

Nun kennen wir die Gegner und schauen Punkt für Punkt, wie sich Mensch und Maschine in der Praxis bewähren. Wo liegen die Stärken und Schwächen des einzelnen? Los geht’s in die erste Runde.

Wer füttert öfter?

Mensch: Ich muss zur Arbeit, Max. Die nächste Portion gibt’s heute Abend.
Maschine: Chip lesen, Pferd "Max", darf eintreten und futtern.

Pferde sind Dauerfresser. Für eine optimale Verdauung benötigen sie viele kleine Futterportionen, verteilt über die 24 Stunden eines Tages. Nur welcher Reiter hat dauernd Zeit zu füttern? Keiner. Und schon haben wir den Salat; beziehungsweise die Kolik, Magenschmerzen oder Verhaltensstörung. Genau da spielt die Maschine ihren größten Trumpf aus: Sie kann immer – und das ist gesund!

Per Computer lässt sich genau festlegen, wie viele Portionen das Pferd bekommen soll und welche Menge. Die Futterstation deckt den Tisch fürs Pferd automatisch. Der Dauerfresser muss nur kommen und sich das Futter abholen.

Stellt sich die Frage: Wann ist das nötig? Da kommt sofort der Gedanke ans Kraftfutter. Zu große Portionen auf einmal sind schließlich ungesund. "Die meisten Freizeitpferde brauchen allerdings kein Kraftfutter – und daher auch keinen Kraftfutterautomaten", sagt Dietbert Arnold, Sachverständiger für Pferdezucht- und Haltung aus Bremen. Laut dem Experten kommen selbst die Hengste in Warendorf mit drei Mahlzeiten von je 300 Gramm Kraftfutter aus, wenn sie für die Hengstparaden trainiert werden. "Nur wenn man es nicht schafft, die einzelnen Mahlzeiten unter 600 Gramm zu halten, lohnt es sich, über automatische Fütterung nachzudenken", meint der Experte.

Und wie wäre es mit Heu in Häppchen? Raufutter-Dosierer stellen sicher, dass Pferde den ganzen Tag etwas zu knabbern haben. "Der Mensch kann das aber auch mit geschicktem Futtermanagement", meint Dietbert Arnold. Dafür müsse man nicht öfter als zwei- bis dreimal am Tag füttern. Die größte Portion der Gesamtration (für ein Warmblut sind das etwa 2 Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht) gibt es am Abend. So hat das Pferd die Nacht über genug zu kauen.

In der ersten Runde des Duells schlägt sich der Mensch wacker. Aber die Technik startet mit einem leichten Vorsprung.

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Christiane Slawik
Kraftfutter: Auf die Schippe genommen und ab in den Trog oder Eimer – so füttert der Mensch meist Hafer, Müsli und Co. Dabei sieht er die Qualität des Futters und bemerkt im Fall der Fälle auch, wenn das Pferd mal keinen Appetit hat.

Wer füttert exakte Rationen?

Mensch: Schippe voll, passt schon.
Maschine: Max’ Haferportion wiegt exakt 125 Gramm.

Genau genommen könnte der Mensch super exakte Rationen füttern. Ja, er könnte. Doch Hand aufs Herz, meist sieht es in der Praxis so aus: Eine Schippe Hafer, ein armvoll Heu rein und zum Schluss ein guter Schuss Öl für den Fellglanz. Die meisten Menschen füttern mit Auge und Gefühl. Das ist tückisch – wie auch ein CAVALLO-Experiment vor einigen Jahren zeigte. Zwei Redakteure griffen herzhaft ins Heu, schätzten, wie viel sie auf dem Arm hatten, und wären am liebsten durch die Luke im Heuboden gesprungen, als die Waage die Wahrheit anzeigte. Kurz gesagt: Sie hatten sich voll verschätzt.

Und wie ist es mit Futterschippe und Messbecher? Mit diesen Hilfsmitteln misst der Mensch doch genau, oder? Irrtum. Im CAVALLO-Experiment lagen die Tester stets falsch mit ihren Einschätzungen. Ein Tester schätzte etwa das Hafergewicht auf 1800 Gramm. Dabei lagen lediglich 500 Gramm auf der Futterschippe. Die Schippe ist gleich zweifach trügerisch: Erstens wird sie fast nie exakt gleich gefüllt. Zweitens hat Futter unterschiedliche Volumengewichte. Gequetschter Hafer etwa nimmt mehr Raum ein als ganze Haferkörner und ist leichter.

Die Maschine punktet hingegen bei der Präzision. Aufs Gramm genau lässt sich die gewünschte Portion eingeben. Der Automat spuckt dann die exakte Menge aus. Das Wiegen erfolgt automatisch.

Tückisch wird es bei der Technik, wenn sie die Futtermenge per Zeit steuert. "Nicht jedes Pferd frisst immer gleich schnell. Zudem gibt es Unterschiede von Tier zu Tier: Manche fressen ein Kilo Heu in 30 Minuten, andere in 45 Minuten", weiß Tabea Stickdorn, die Futterrationen für Pferde bei der Firma Iwest berechnet.

Damit die Maschine genau sein kann, ist gute Beobachtung durch den Menschen gefragt. Er sollte regelmäßig kontrollieren, wie lange sein Pferd braucht, um eine gewisse Menge Heu zu verputzen. Tabea Stickdorn rät: Geben Sie dem Pferd zwei bis drei Kilo Heu. Bei der Menge schlingt es irgendwann nicht mehr, verliert aber auch noch nicht die Lust am Futter. Wie lange braucht das Pferd, bis diese Menge verputzt ist? Nehmen Sie die Zeit. Dann einfach die Minuten durch die Kilozahl teilen – und schon wissen Sie, wie lange das Pferd an einem Kilo Heu knabbert.

Der Punktstand nach der zweiten Runde: Tja, man könnte sagen: Der Mensch lässt sich in Sachen Präzision ziemlich auf die Schippe nehmen. Die Maschine baut den Vorsprung weiter aus.

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Lisa Rädlein
Kraftfutter: Komm doch vorbei auf ein paar Körner – in der Kraftfutterstation kann sich jedes Pferd aus der Gruppe sein Futter abholen.

Wer hat das bessere Angebot?

Mensch: Mash tut dir sicher gut nach der Krankheit.
Maschine: Bitte nicht mehr als drei Sorten Futter einfüllen.

Die Speisekarte vom Menschen lässt keine Pferdewünsche offen. Es gibt quasi nichts, was er nicht füttern könnte: Der Mensch kocht Mash zur Stärkung, backt Leckerlis, streut Pulver als Zusatzfutter für die Gelenke übers Futter und mischt Medikamente unter, falls nötig.

Das Angebot von Maschinen ist hingegen begrenzt. Sie haben zwar verschiedene Sorten Futter im Angebot. Doch in der Praxis zeigt sich ein Problem: "Wenn es um Zusatzfutter, eingeweichte Heucobs für ältere Tiere oder auch Medikamente geht, muss man doch per Hand füttern, und das kommt immer wieder vor", sagt Katharina von Lingen. Sie betreibt einen Pensionsstall bei Bremen. Dort steht ein Teil der Pferde im Aktivstall und wird per Automat gefüttert. Der andere Teil wohnt in Paddockboxen und bekommt das Futter vom Menschen. "Bei der Fütterung per Hand kann ich viel leichter auf die individuellen Bedürfnisse der Pferde eingehen", sagt die Stallchefin.

Auch an der Gabe von Saftfutter scheitern die meisten Maschinen – aber nicht alle. Der Mampf-O-Mat (www.mampf-o-mat.de) etwa ist ein Futterautomat mit acht Fächern. CAVALLO-Leserin Irene Hämmerling füllt ihn regelmäßig mit Äpfeln, Möhren und Wiesenfasern. So kann sie einen Haflinger mit Zahnproblemen auch über Nacht mit Futter versorgen und vermeidet damit lange Fresspausen. Seine eingeweichten Heucobs bekommt der Senior dann aber doch per Hand aus dem Eimer – dafür ist der Mensch unverzichtbar.

Bei der Vielfalt des Angebots punktet der also Mensch. Er ist ein Fütterungs-Allrounder und kann besser auf die Bedürfnisse des einzelnen Pferds eingehen.

Alles unter Kontrolle?

Mensch: Max hat heute nicht so gefressen wie sonst und wirkt schlapp.
Maschine: Pferd Max hat sich heute zwei Portionen abgeholt.

"Beim Füttern per Hand sehe ich, wie das Pferd frisst und erkenne schneller Veränderungen am Tier, etwa wenn es bei Zahnproblemen komisch kaut", sagt Futterberaterin Tabea Stickdorn. Der Mensch nimmt also schon beim Füttern gesundheitliche Probleme beim Pferd wahr – vorausgesetzt, er ist aufmerksam. Wer nur die Schippe in den Trog leert, hat das Pferd auch nicht im Blick.

Die Maschine kontrolliert Pferde freilich nicht mit dem Auge, aber sie ist ein guter Statistiker. Viele Computer erfassen genau, wie oft sich ein Pferd seine Ration abgeholt hat. Und: Sie dokumentieren es sogar von allein. Das ist ein Pluspunkt. Doch wer interpretiert die Daten? Hier muss der Mensch ins Spiel kommen. In der Praxis ist es aber häufig so, dass der Mensch viel eher das Pferd im Blick hat als den Kontrollbildschirm. "Frisst bei mir im Aktivstall ein Pferd schlecht, habe ich das bisher immer schon wahrgenommen, bevor ich auf den Computer geschaut habe", sagt Stallbetreiberin Katharina von Lingen.

Auch bei der Kontrolle der Futterqualität ist der Mensch unverzichtbar. Beim Heu etwa prüft der Mensch mit allen Sinnen, ob es gut ist. Das kann keine Maschine. Halten wir fest: Der Mensch hat den besseren Blick fürs Pferd und die Futterqualität. Die vierte Runde geht an ihn.

Was kostet ein Futterautomat?

Mensch: Ich möchte regelmäßigen Lohn für meine Dienste.
Maschine: Eine hohe Investition – aber dann wird es günstig.

Der Futtermeister muss fortwährend entlohnt werden. Maschinen kosten viel in der Anschaffung – dann sparen sie Arbeitskraft und damit Zeit und Geld. Oder? Klar, die Maschine arbeitet von selbst. Aber jemand muss sie natürlich auch füllen. Wie lange dauert das etwa? " Wir schieben bei der Raufutterstation für 20 Pferde vier Mal täglich Heu nach; aber das ist in zwei Minuten erledigt", sagt Katharina von Lingen. "Das Silo für die Kraftfutterstation füllen wir alle paar Wochen auf." Die Stallchefin ist überzeugt: Mit der Maschine füttert es sich schneller.

Was viele nicht bedenken: Maschinen brauchen Wartung und Reinigung. Das kann teuer werden. "Zudem ist die Elektronik der Maschinen anfälliger als etwa ein Trog oder Eimer", so Katharina von Lingen. Auch das Wetter kann die Technik irritieren. "Wir haben bei Wind oft Probleme mit der Schleuse zur Futterstation. Und neulich legte ein Blitzschlag den Computer lahm." So kann für die Lösung technischer Probleme der Zeitvorsprung teils wieder flöten gehen.

Ob für den Betrieb ein Angestellter oder eine Maschine günstiger ist, hängt von vielen Faktoren ab: Betriebsgröße, Haltungssystem, Anzahl und Ansprüche der Pferde. Daher liegen Mensch und Maschine in dieser Runde gleich auf.

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Lisa Rädlein
Präzision: Wie viel ist heute im Netz? Das Gewicht vom Heu lässt sich leicht mit Heunetz und Federwaage bestimmen. Beim Kraftfutter orientiert sich der Mensch oft am Maß der Schippe.

Fazit:

Wer füttert nun besser – Mensch oder Maschine? Die Technik siegt in den Punkten Präzision und Häufigkeit der Mahlzeiten. Der Mensch punktet bei der Kontrolle und individuellen Fütterung. Unklar bleibt der Sieger bei den Kosten.

Für uns hat trotz des Gleichstands nach Runden einer die Nase vorn: der Mensch! Denn jede Maschine ist nur so gut wie der Mensch dahinter. Im strategischen Brettspiel reicht die Intuition der Maschine vielleicht schon, um den Menschen zu schlagen. In der Pferdefütterung noch nicht. Hier sind Erfahrung, Gefühl und prüfender Blick des Menschen unverzichtbar.

Wer nutzt Rationsrechner in der Praxis ?

Rechnen – darin sind Computer spitze. Deshalb heißen sie ja auch Rechner. Die Idee, mit Hilfe von Computern Futterrationen für Pferde zu berechnen, liegt also nahe. Auf dem Markt gibt es mittlerweile zahlreiche Rationsrechner. Wie funktionieren sie? Einfach gesagt: Der Mensch füllt ein Formular am Computer aus mit Fragen zum Pferd und zur Fütterung. Der Computer berechnet daraufhin die Ration und zeigt, ob das Pferd mit allen wichtigen Vitaminen und Nährstoffen versorgt ist. Clara Mehlhose von der Hochschule in Nürtingen untersuchte, was Reiter von den Programmen erwarten – und wer sie nutzt. Dafür startete sie eine Umfrage. Insgesamt nahmen 1761 Pferdebesitzer teil. Wir präsentieren die Ergebnisse.

Vor allem Besitzer mit wenigen Pferden sehen Bedarf: Interesse an Programmen zum Berechnen von Futterrationen haben erstaunlicherweise besonders solche Reiter, die nur wenige Pferde füttern müssen. Am bekanntesten sind laut der Umfrage die Programme Masterhorse Rations-Check, der Pavo Fütterungskompass und WINration aus dem FNverlag.

Viele finden kein passendes Programm: 70 Prozent der Reiter schätzen die Notwendigkeit von Rations-Rechnern hoch ein. Allerdings nutzen nur 16 Prozent der Befragten welche. Eine hohe Diskrepanz! Viele Reiter gaben an, dass sie kein passendes Programm finden würden. Clara Mehlhose folgert: Der Stellenwert der bisherigen Programme zum Berechnen von Rationen ist gering.

Das Erwarten Reiter von Rations-Rechnern: Die Befragten erwarten leicht verständliche Programme, die selbsterklärend sind. Sie möchten die Programme direkt nutzen – ohne lange Einführungen. Die Leute wünschen sich, verschiedene Rationen mit Futtermitteln unterschiedlicher Hersteller berechnen zu können. Zudem sollte es möglich sein, individuelle Angaben zur Haltung und zur Gesundheit des Pferds einzutragen.

Wer kann Rations-Rechner überhaupt bedienen? Die meisten Teilnehmer der Umfrage sind nicht in der Pferdebranche tätig. Die junge Forscherin wirft daher die Frage auf: Haben die Leute überhaupt ausreichende Fachkenntnisse, um die Programme korrekt zu nutzen? Schließlich sind auch die Rechner nur so gut wie die Anwender. Werden Fehler eingebaut und nicht erkannt, kann das fürs Pferd zum Gesundheits-Risiko werden. Daher lautet das Fazit der Untersuchung: Es besteht ein Bedarf an guten Dienstleistern wie Futterberatern, die Rations-Rechner für ihre Kunden fachgerecht einsetzen. So könnten Rations-Rechner künftig noch besser helfen, Pferde gesund zu halten und Kosten bei der Fütterung zu sparen.

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6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023