Fall Parra: "Manipulierendes Training darf keinen Erfolg bringen"

Trainings-Skandal um Dressurreiter Cesar Parra
„Jetzt handeln und den Reitsport reformieren“

Zuletzt aktualisiert am 05.02.2024
Pferdeauge in Nahaufname
Foto: 11A Fotografie / GettyImages

Es bleibt kaum eine Atempause: Eben erst enthüllte der dänische TV-Sender TV 2 die Trainingsmethoden auf der Anlage von Andreas Helgstrand, nun tauchten im Internet Trainings-Videos des Dressurreiters und Olympiateilnehmers Dr. Cesar Parra auf, die die Reiterwelt schockieren.

Turniersperren allein reichen nicht aus

Hat der Fall Helgstrand einen Stein ins Rollen gebracht, eine Kette der Enthüllungen ausgelöst? Den Pferden wäre es zu wünschen. Traurige Gewissheit ist jedoch nur: Manipulatives Training, das Pferde massiv unter Druck setzt, wird es weiterhin geben, wenn sich damit etwas gewinnen und das große Geld machen lässt. Die FEI muss das Problem systematisch angehen – Suspendierungen innerhalb von 24 Stunden wie im Fall Cesar Parra reichen nicht aus. Das zeigt auch der Fall Helgstrand: Der dänische Reitverband verhängte nach den Enthüllungen eine einjährige Turniersperre gegen ihn und schloss ihn vorerst aus der Nationalmannschaft aus. Seine Spitzenpferde starten nun unter Isabell Werth und Patrik Kittel, bei einer Masterclass-Veranstaltung von Andreas Helgstrand in den USA unterrichteten kürzlich Isabell Werth und Ludger Beerbaum. Ein Karriere-Ende sieht anders aus.

Falsches Training ist im Viereck erkennbar und darf keinen Erfolg bringen

Die FEI muss begreifen, dass die Zeit drängt. Für jedes einzelne Sportpferd, das unter solchen Trainingsmethoden leiden muss, und für den Reitsport. Sie darf und muss sich dabei nicht auf anonyme Enthüllungen verlassen. Falsches Training ist im Viereck erkennbar. Spektakuläre und unnatürliche Bewegungsabläufe im Scheinwerferlicht zu bejubeln und an die Massen zu verkaufen; und gleichzeitig schockiert auf manipulierendes Training zu reagieren, ist nichts anderes als Doppelmoral. Training, das Pferde gefügig macht, manipuliert und dressiert, darf keinen Erfolg bringen.

Der Pferdesport muss sich reformieren

Nicht nur die FEI, auch nationale Reitsportverbände wie die USA, Dänemark, die deutsche FN, haben zwei Möglichkeiten: Jetzt handeln und den Reitsport reformieren, oder ihn sich nach und nach durch immer weitere Schreckensmeldungen selbst abschaffen lassen. Für den ersten Weg braucht es echten Willen zur Veränderung. Die "Social License" ist in aller Munde, wird aber noch zu oft missverstanden. Nicht die Gesellschaft muss den Reitsport akzeptieren, wie er ist, sondern der Pferdesport muss sich so verändern, dass er für die Gesellschaft akzeptabel wird – und Pferde und Pferdefreunde endlich aufatmen können.