Gestüt Viegaard: Erst Skandale um tote Pferde, nun Insolvenz

Pferde werden verkauft
Gestüt Viegaard und John Byrialsen insolvent

Zuletzt aktualisiert am 19.10.2023
CAV Rippen dünn
Foto: Symbolfoto: Rädlein

Runde 50 tote Pferde in Massengräbern fanden Polizei und Behörden Ende August auf dem dänischen Gestüt Viegaard. Nun meldete das Gestüt Insolvenz an, wie dänische Medien berichten. Auch John Byrialsen persönlich wurde für zahlungsunfähig erklärt, seine Firma Vieland ApS ist ebenso insolvent. Zwei Verwalter sind eingesetzt, einer davon ist Johnny H. Madsen. Sie übernehmen nun das Management der drei Höfe, der Geschäfte und der rund 400 verbleibenden Pferde. "Eine Insolvenz kann sich über Jahre hinziehen, aber der eigentliche Verkauf von Pferden und Grundstücken sollte am besten innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen sein. Und die Pferde würden am liebsten innerhalb eines Monats weg sein", so Madsen gegenüber dem dänischen Sender TV Midtvest. Gestüt Viegaard, Vieland ApS und John Byrialsen schulden der Firma Euro Steel 1988 gut 17 Millionen Dänische Kronen (über zwei Millionen Euro).

Ein Pferd eingeschläfert

Zuvor hatten Polizei und Veterinäramt die rund 400 Pferde des Gestüts an unterschiedlichen Standorten erneut untersucht. Ein Pferd musste dabei wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustands eingeschläfert werden. Tierschützer, die noch immer regelmäßig vor dem Gestüt Viegaard gegen John Byrialsen demonstrierten, reagierten mit Freude auf die Nachricht der Insolvenz. Bei einem Treffen der Demonstranten nach Bekanntwerden der Insolvenz soll ein Demonstrant von einem dem Gestüt nahestehenden Mann mit dem Auto angefahren worden sein. Der Demonstrant soll Rippenbrüche erlitten haben.

Bilder und Videos gaben zuvor Anstoß für Untersuchungen

Der US-Amerikaner Tyrell Cotant gab mit seinen auf Facebook veröffentlichten Bildern und Videos, die er laut eigener Aussage während eines dreiwöchigen Aufenthalts als Mitarbeiter auf dem Gestüt angefertigt hat, einen Anstoß für die Durchsuchungen und öffentliche Proteste. Nach seiner Ankündigung, aus den USA für eine Aussage anzureisen, erschien Cotant Ende September vor dem Gericht in Viborg. Seine Aussagen hatten bisher nicht zu einer Anklage des Züchters geführt, ob diese nun erhoben wird, entscheidet das Gericht.

Hohe Bußgelder für Byrialsen in der Vergangenheit

Aktuell liegen zahlreiche Anzeigen gegen Byrialsen vor. Dass Byrialsen in der Vergangenheit bereits hohe Bußgelder wegen Verstößen gegen des Tierschutzgesetz zahlen musste, zeigten Akteneinsichten des Fernsehsenders TV 2: Insgesamt hat John Byrialsen Geldstrafen in Höhe von 665.000 Kronen (umgerechnet rund 90.000 Euro) für unverantwortlichen und grob unverantwortlichen Umgang mit seinen Pferden gezahlt.

Byrialsens Verteidiger gibt sich zufrieden

John Byrialsens Verteidiger, Kurt Jensen, sagte gegenüber TV Midwest nach der Anhörung Cotants, er sei zuversichtlich, da dieser ausgesagt habe, einige der vorgeworfenen Taten nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben – etwa, wie Pferde getötet oder erschossen wurden. Er habe jedoch mehrere hundert unterernährte Pferde auf dem Gestüt gesehen.

Gewaltsame Zusammenstöße vor dem Gestüt

Seit Juli gibt es immer wieder Demonstrationen vor Byrialsens Gestüt. Bevölkerung und mehrere organisierte Gruppen setzen sich für eine Schließung des Gestüts ein und fordern, Eigentümer John Byrialsen zur Verantwortung zu ziehen. Dabei kam es in der Vergangenheit vor dem Gestüt zu Auseinandersetzungen, bei denen Demonstranten und Gestütsmitarbeiter aufeinander losgingen. Dorthe Braüner Jensen, die viele der Demonstrationen organisiert, wurde wegen zwei Gewaltdelikten von der Polizei festgenommen und kurz darauf wieder entlassen. Sie habe lediglich aus Notwehr gehandelt, sagte sie gegenüber TV Midtwest.

Ermittlungen dauern noch an – Untersuchungen an Universität Kopenhagen

Derzeit laufende Untersuchungen an der Universität Kopenhagen sollen zeigen, ob die auf Viegaard gefunden vergrabenen Tiere unterernährt waren. Wie Henrik Elvang Jensen, Professor für Veterinärpathologie gegenüber dem dänischen Sender "TV Midtvest" erklärte, würden Teile von 39 Pferden untersucht. Die Ergebnisse könnten vor Gericht kommen und sollen zeigen, ob es neben der illegalen Bestattung weitere Straftaten rund um die vergrabenen Pferde gegeben hat.

Knochenmark könnte Unterernährung zeigen

Das Knochenmark könne Aufschluss darüber gegen, ob die Pferde unterernährt waren, wird Jensen zitiert. Die Untersuchungen seien genauso umfassend wie eine forensische Untersuchung eines Menschen. Er gehe davon aus, dass es mehrere Wochen dauern werde, bis eine Schlussfolgerung gezogen werden könne. Da kein frisches Material vorliege, könne die genaue Todesursache nicht bestimmt werden – also, ob die Pferde getötet bzw. eingeschläfert wurden oder ohne Intervention starben.

Rund 390 Pferde sind noch auf dem Gestüt

Währenddessen verbleiben rund 390 lebende Pferde auf dem Gestüt. Im Rahmen der ersten Durchsuchung hatten Veterinärbehörde und Polizei diese bereits einmal kontrolliert. Die Inspektion der lebenden Pferde werde laut Pressemitteilung der Polizei zu einer größeren Anzahl von Anklagen wegen verantwortungslosem Umgang mit Pferden führen. Jedoch seien zu diesem Zeitpunkt keine Pferde gefunden worden, deren Zustand als grob unverantwortlich oder als Misshandlung eingestuft werden könne.

US-Amerikaner startete Spendenaufruf

Vor seiner Zeugenaussage hatte Cotant über die Plattform "Gofundme" einen Spendenaufruf für seine Rückkehr nach Dänemark gestartet. In der Facebookgruppe "Stop Vanrøgt Af Dyr Bag Hegn" teile er ein Video dazu. Darin erklärte er, als Pferdetrainer nicht das Geld für Flug und Unterkunft zur Verfügung zu haben. Zwar habe die dänische Polizei schon ein schriftliches Statement von ihm sowie Screenshots von seinem Handy. Nun sei ihm aber mitgeteilt worden, dass die Polizei nur mit Material direkt von seinem Handy arbeiten könne und eine Zeugenaussage von ihm benötige.