Das Aus für die Sporenpflicht!

FEI will Regeln in der Dressur anpassen
Tschüss, Sporenpflicht!

Zuletzt aktualisiert am 13.07.2023
Detailaufnahme Sporn am Reitstiefel
Foto: Rädlein

Die eigene Ethik-Komission der FEI hatte bereits vorgeschlagen, dass Reiter in allen Disziplinen künftig selbst entscheiden sollen, ob sie mit Sporen reiten – auch in der Dressur. Im Rahmen einer laufenden Überprüfung der FEI-Regelwerke machte nun der International Dressage Officials Club der FEI denselben Vorschlag – Mitgliedsverbände konnten Vorschläge für Regeländerungen einreichen. Die Argumentation des International Dressage Officials Club: Nachdem "Dummy Spurs", also Sporenatrappen ohne Dorn erlaubt seien, erscheine es veraltet, dass Reiter diese kaufen müssten, wenn es ihnen doch genausogut erlaubt sein könnte, ohne Sporen zu reiten. Die FEI will dem Vorschlag nun folgen und fügt in einem Entwurf für die neuen Richtlinien das Wörtchen "optional" statt "compulsory" ("verpflichtend") ein. Bislang waren Sporen außer in Kinder- und Pony-Prüfungen Pflicht.

Expertinnen und Experten offen gegenüber Wahlfreiheit bei Sporen

CAVALLO gegenüber zeigten sich nach dem ersten Aufkommen des Vorschlags der Ethikkomission Fachleute sehr offen gegenüber einer Wahlfreiheit bei Sporen (zu "Eine Frage, drei Exerten"). So sagte Martin Plewa, der ehemalige Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter: "In der Vielseitigkeit hat es sich bewährt, die Wahl den Reitern zu überlassen." Dressurreiterin Britta Schöffmann, die über 40 Jahre lang als FN-Richterin tätig war, äußerte sich ebenfalls dazu: "Ob ein Reiter Sporen nutzt oder nicht, wäre für mich nebensächlich." Und Dr. Kathrin Kienapfel von der Ruhr-Universität Bochum, die seit Jahren erforscht, wie Reiten auf den Pferdekörper wirkt, sagte in Bezug auf Wahlfreiheit bei Sporen, aber auch bei der Kandare: "Jede Waffe ist so hart wie die Hand, die sie führt. Warum muss man jemanden zwingen, diese Waffe zu führen? Ich bin absolut dafür, den Reitern die Wahl zu überlassen. Sporen könnten meinetwegen sogar ganz weggelassen werden."

Diskussion um die Kandaren-Pflicht

Die Wahlfreiheit zwischen Kandare und Trense war bei unseren Expertinnen und Experten deutlich umstrittener als bei den Sporen. Dr. Britta Schöffmann und Martin Plewa sprachen sich aus Gründen der Vergleichbarkeit gegen eine Wahlfreiheit und damit Mischung unterschiedlicher Zäumungen im Starterfeld aus – konnten sich aber gesonderte Prüfungen vorstellen, die nur auf Trense ausgeschrieben würden. Dr. Kathrin Kienapfel dagegen argumentierte mit dem Vorbild von Ländern wie der Schweiz: "Man kann auch mit Trense fein reiten. Das sieht man in der Schweiz. Dort ist die Kandare in Prüfungen der Stufen L, M und S freiwillig. Und das klappt gut. Die Richter beurteilen Losgelassenheit und Durchlässigkeit und ob der Ritt harmonisch ist – egal, ob mit Kandare oder Trense."

Kandaren-Pflicht bleibt vorerst erhalten

In den Niederlanden und Schweden können Reiterinnen und Reiter bis in die höchste Klasse selbst wählen, ob sie ihr Pferd auf Trense oder auf Kandare reiten. Die Reitsportverbände beider Länder schlugen denn der FEI eine solche Regelung auch international vor, die Kandarenpflicht ab dem Level CDI3* and CDIO3* solle aufgehoben werden. An der Kandarenpflicht festzuhalten, entspreche nicht dem Pferdewohl. Die Niederlande erlaubten die Trense seit 15 Jahren in hohen Dressurprüfungen und hätten damit gute Erfahrungen gemacht. Die FEI lehnte den Vorschlag jedoch ab. Ob auch auf Trense geritten werden dürfe, sei eine technische bzw. sportliche Frage und keine des Pferdewohls. Die FEI verstehe die Problematik der "sozialen (Medien-)Wahrnehmung", könne aber aufgrund der aktuellen Datenlage keine andere Entscheidung treffen. Ein multidisziplinäres Team soll die Vor- und Nachteile des Vorschlags aber weiter untersuchen. Vom Tisch ist die Wahlfreiheit beim Gebiss also noch nicht.