CAVALLO: Wie nutzen Sie Cavaletti im täglichen Training?
Ingrid Klimke: Bei uns ist in der Halle und auf dem Reitplatz immer mindestens eine 4er-Cavalettireihe aufgebaut. Darüber werden alle Pferde sowohl in der Lösungs- als auch in der Arbeitsphase regelmäßig geritten. Zudem longieren wir mindestens einmal wöchentlich über Cavaletti. Die Cavaletti in der Bahn stören übrigens nicht so sehr, wie man meinen könnte –bei der Bahnpflege werden sie einfach um eine Spur versetzt, das ist reine Gewöhnungssache.
Wie bauen Sie die Cavaletti auf?
Eine gute Standardposition ist bei E und B, als Mitte der langen Seiten, auf der Mittelzirkellinie des dritten Hufschlags. Da stören sie keine andere Bahnfigur und sind auf der Zirkellinie besonders effektiv, da vom Pferd zusätzlich Stellung und Biegung gefordert werden.
Ansonsten können Sie den Aufbau ganz nach Bedarf variieren, viele Beispiele finden Sie in meinem Buch oder im Begleitheft zur DVD. Cavaletti sollten im Schritt immer flacht am Boden liegend, im Trab höchstens halbaufgestellt und im Galopp ganz aufgestellt überritten werden.
Wie führen Sie Ihre Pferde an die Cavalettiarbeit heran?
Cavaletti fördern Kraft und Konzentration, sind aber auch anstrengend, da das Pferd mehr Kraft braucht als auf flachem Boden. Deshalb darf man nicht nur einmal im Monat eine Stunde über Bodenricks trainieren. Besser sind mindestens drei Einheiten pro Woche.
Beim ersten Mal reicht es aus, das Pferd etwa sechs- bis zehnmal über die Cavaletti treten zu lassen. Steigern sie die Anforderung langsam. Allerdings sollte jedes Pferd in der ersten Einheit lernen, nach einzelnen Stangen bis zu vier hintereinanderliegende Cavaletti zu überwinden. Beenden Sie das Training bevor Ihr Pferd schlechter wird, aber spätestens dann.
Zunächst sollten die Cavaletti im flach überwunden werden. Erhöhen Sie erst, wenn Ihr Pferd sicher ist und genügend Kraft für die höhere Anforderung hat. Im Galopp kann das allerdings recht schnell nötig sein, weil gerade springende Pferde die Cavaletti sonst nicht mehr ernst nehmen.
Was bringen Cavaletti im Training konkret?
Generell wird durch die Arbeit mit Cavaletti die Rücken- und die Hinterhandmuskulatur gekräftigt, um das Pferd langfristig gesund zu erhalten. Beim Lösen fördern sie die korrekte vorwärts-abwärts-Dehnung. Schon im Schritt am hingegebenen oder langen Zügel müssen gespannte Pferde hinschauen und passend treten. Dadurch lassen sie oft den Hals besser fallen. Abgelenkte Pferde müssen sich über Cavaletti besser konzentrieren.
In der Arbeitsphase fördern Cavaletti im Trab, ausgesessen überwunden, Takt und Kadenz. Außerdem sind Bodenrick-Reihen ideal zur Vorbereitung von Seitengängen. Erst wenn ein Pferd die Cavaletti geschmeidig auf beiden Händen meistert, sollten Sie mit dem Seitwärts beginnen. Bei jüngeren Pferden wechsele ich dazu in einer großen Acht von Zirkel zu Zirkel über Cavaletti.
Fortgeschrittene Pferde lockere ich in Achten durch den Zirkel mit Wechsel über Cavaletti und später mit Cavaletti an der Außenseite jeder Volte der Acht anstatt auf der Wechsellinie. Beim Training einfacher Galoppwechsel sorgen Cavaletti für gleichlange, geregelte Schritte in der Schrittphase, ebenso zwischen zwei Schritt-Pirouetten. Galopp über In-Outs auf der Geraden und später auf dem Zirkel motiviert das innere Hinterbein zum vermehrten Vorspringen, fördert so Bergaufgalopp und gibt Kraft für die Versammlung.
Die Arbeit mit Bodenricks zeigt auch die Lehr-DVD von Ingrid Klimke "Erfolg durch Fitness – Cavalettiarbeit für Sport- und Freizeitpferde".
Mehr zum Thema Cavaletti-Training finden Sie in der Juni-Ausgabe von CAVALLO: "10 Wege, wie Cavaletti das Pferd lockern" – ab dem 20. Mai 2009 am Kiosk!