Leichte innere Hand beim Reiten: So geht's!

Weg von der inneren Hand

Unsere Hände entwickeln auf dem Pferd gerne ein ungewolltes Eigenleben. Besonders die innere Hand ist ein reger Geselle: Statt das Pferdegenick mit einem Schließen oder leichtem Eindrehen der Faust in die Stellung zu locken, ziehen einige Reiter zu stark. "Wir Menschen lösen Probleme gerne mit der Hand”, erklärt Trainerin und Sitzexpertin Claudia Butry. "Beim Reiten ist das kontraproduktiv.” Vor allem wenn das Pferd sich auf einer Seite nicht so gut stellen und biegen lässt, greifen wir reflexartig zu.

Dressurausbilderin Dr. Britta Schöffmann hat die Erfahrung gemacht, dass Reiter teils nicht wissen, was der innere Zügel bedeutet: "Innen ist nicht automatisch da, wo die Bahnmitte ist. Innen ist dort, wohin das Pferd gestellt ist.” Auf der geraden Linie spielt der innere Zügel keine Rolle, weil beim Geradeausreiten gleich viel Kontakt an beiden Zügeln bestehen soll. Außer im Galopp: Dann ist das Pferd ein wenig zu der Hand hin gestellt, auf der man galoppiert.

Ein weiteres Missverständnis: das Pferd mit dem inneren Zügel lenken zu wollen. "Wendungen leiten wir mit dem führenden, äußeren Zügel ein, der etwas mehr anstehen darf. Der innere Schenkel treibt an den äußeren Zügel heran – so funktioniert die diagonale Hilfengebung”, so Schöffmann. Dann wird der innere Zügel automatisch leicht, ohne dass Sie aktiv nachgeben müssen. "Streichen Sie zur Kontrolle innen über, soll das Pferd die Stellung und Biegung beibehalten”, betont Schöffmann. Weniger ist mehr: Durch den Blick nach innen und eine kleine Rotation im Brustbein in Bewegungsrichtung klappt der korrekte Drehsitz. Claudia Butry: "Dann werden die Zügel fast unnötig”, sagt sie. So einfach? Ja! Hier sind Tipps und Übungen für eine leichte innere Hand.

Übung 1: Zügelführung variieren

Haben Sie schon mal von der Littauer Zügelführung gehört? Wenn Sie Zügel wie gewohnt halten, laufen diese von unten nach oben durch die Hand. Bei der Littauer Führung greifen Sie die Zügel genau umgekehrt: Die Zügel laufen von oben zwischen Zeigefinger und Daumen durch die Hand nach unten. Dort verlassen sie wie gewohnt zwischen Ring- und kleinem Finger die Hand. Der Effekt: Sie können Ihre Hände nicht mehr so leicht nach hinten und unten drücken und tragen die Fäuste aufrechter.

Hebelwirkung und Kraft werden abgemildert, sodass das Pferd weniger Zug auf dem Zügel spürt. Claudia Butry empfiehlt diese Zügelhaltung gerne Reitern, die mit der inneren Hand zu stark einwirken. "Sie können dann den äußeren Zügel wie gewohnt halten und nur den inneren anders fassen. Das kann sehr hilfreich sein.”

Übung 2: Visuelle Ankerpunkte nutzen

Um Reitern zu helfen, vom inneren Zügel loszukommen, arbeitet Claudia Butry gerne mit optischen Hilfsmitteln. Dafür stellt sie Pylonen in unterschiedlichen Formationen auf. "Wenn Hütchen die Linie vorgeben, liegt der Fokus nicht mehr auf den Zügelhilfen”, weiß Butry. "Um die Richtung zu wechseln oder abzuwenden, nutzen Reiter dann automatisch mehr ihre Gewichts- und Schenkelhilfen und finden in den korrekten Drehsitz.”

Bauen Sie die Pylone etwa in Form eines Kleeblatts auf: Vier Pylonen stehen im Quadrat. Der Abstand zwischen den Hütchen beträgt sechs bis acht Meter, je nach Ausbildungsstand und Tempo. Reiten Sie durch die Mitte des Quadrats und wenden dann nach außen ab. Umrunden Sie die Pylone, reiten wieder durch die Mitte und wenden in dieselbe Richtung ab wie zuvor. Das wiederholen Sie, bis das Kleeblatt komplett ist; danach können Sie die Hand wechseln. Vorteil der Volte mal vier: Sie haben eine optische Orientierung und lernen, symmetrische Kreise und Wechsel zwischen Biegung und gerader Linie zu reiten. Sie können diese Übung in allen Gangarten reiten.

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