"Fell schlecht zu bürsten"
Ich empfinde es als unangenehm, ein vom Regen nasses Pferd zu satteln, da man es in der Sattellage nicht reinigen kann. Ist genug Haarfett vorhanden, ist das Pferd zwar nicht nass bis auf die Haut, aber das Fell lässt sich nicht gut bürsten. Ist das Pferd nass, aber sauber, lege ich den Sattel nach Abrubbeln des Fells auf. In dem Fall wird es unter dem Sattel warm und feucht. An kalten Tagen wärme ich das Pferd vorher länger mit Bodenarbeit auf; auch wenn das Pferd später trocken ist, vermeide ich übermäßiges Schwitzen durch geschickte Trainingsaufteilung. Egal, ob das Pferd von Regen oder Schweiß feucht ist, bekommt es an kalten Tagen nach dem Reiten eine Abschwitzdecke, bis es trocken ist. Da meine Pferde immer draußen sind, tragen sie an Regentagen eine leichte Regendecke.
"Pferde stört das nicht"

Wenn es geht, stelle ich nasse Pferde eine Stunde vor dem Ritt in die Box, damit sie trocknen. Das tue ich aber eher aus Rücksicht auf den Reiter als aufs Pferd. Dem macht es nämlich meiner Meinung nach wenig aus, wenn es nass gesattelt ist. Allerdings sollte man das Wasser nicht zusätzlich tief ins Fell bürsten, sondern nur den groben Dreck in Sattel- und Gurtlage wegbürsten. Vielleicht ist ein nasses Pferd manchmal eine Ausrede, nicht reiten zu müssen?
"Erst unters Solarium"

Die Frage stellt sich bei uns nicht. Kommt ein Pferd nass von der Koppel, haben wir die Möglichkeit, es unter dem Solarium zu trocknen. Das dauert je nach Nässe etwa eine Viertelstunde. Aber auch sonst würde ich kein nasses Pferd satteln. Ich hätte Sorge, dass der Sattel nicht perfekt liegt.
"Nässe erzeugt Reibung"

Wahrscheinlich ist nasse Haut empfindlicher als trockene. Wissenschaftliche Studien gibt es dazu aber nicht. Nässe erzeugt mehr Reibung, was unangenehm sein kann. Ich denke aber nicht, dass es einem Pferd schadet, wenn man es mal nass sattelt und dabei gut auf Sauberkeit der Sattellage sowie der Sattelunterlage achtet.
"Der Schmutz muss weg"

Meist ist Schmutz im nassen Fell.
Der muss definitiv weg, damit nichts scheuert. Die Nässe allein schadet nicht. Solange das Fell sauber ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Pferd Scheuerstellen bekommt. Vorausgesetzt, das Fell ist glatt gebürstet und die Haare sind nicht aufgestellt. Ich reite meist mit Lammfellunterlage. Darunter zirkuliert die Luft sehr gut. Probleme mit nassem Fell hatte ich noch nie.
CAVALLO-Experten geben Tipps
"Saugstarkes Pad"

Ich sattele auch nasse Pferde. In der USA habe ich sogar Pferde gesattelt, die Schnee auf dem Rücken hatten. Unter den Westernpads wird es warm, sie saugen gut auf, da macht Nässe nicht viel aus. Ich würde auch ein verschwitztes Pferd abduschen und dann satteln. Ein nasses Pferd stelle ich aber nach dem Training nicht aufs Paddock – zumindest nicht ohne Abschwitzdecke.
"Trocknen bei der Arbeit"

Mittlerweile sattele ich auch nasse Pferde. So spare ich Zeit. Pferde schwitzen ja auch unterm Sattel, und auf dem Fell liegt eine Satteldecke. Arbeite ich die Pferde, trocknen sie währendessen sogar eher. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sorge, Pferde würden bei Nässe wund, noch aus Zeiten stammt, als Geschirr und Pferde nicht so gepflegt waren. Da haben sich schon mal Druckstellen gebildet.
"Warme Dusche"

Mein Maultier Lenza liebt Schlammbäder. Sie wird vor dem Reiten warm abgespült und mit dem Schweißmesser abgezogen. Dreck und Sand unterm Sattel gehen gar nicht, da reibt man sich die Probleme förmlich in die Haut. Vorsicht bei Pferden, die schutzlos Dauerregen ausgesetzt sind und deren Haut aufgeweicht ist. Die Partnerschaft steht an erster Stelle: Bereitet es sichtlich Unbehagen, verzichten Sie aufs Satteln.
"Ruhe vor dem Ritt"

Da ich die Pferde sowieso nie direkt von der Koppel hole und sattele, sondern ihnen vor dem Training eine Ruhepause gönne, komme ich eigentlich nie in diese Situation. Bis dahin sind sie getrocknet. Gegen etwas feuchtes Fell habe ich nichts einzuwenden. Nasse Pferde würde ich aber nicht satteln, da ich sonst ständig Angst hätte, dass die Satteldecke nicht richtig liegt und es zu Scheuerstellen kommt.
Haut-Experte Dr. Ulrich Wendlberger rät:

Entscheidend ist, ob die Haut des Pferds gesund ist oder nicht. Nässe allein ist nicht das Problem, da das Pferd auch unterm Sattel schwitzt und nass wird. Allerdings dürfen auf keinen Fall noch Schmutz und Sand im Fell sein, wenn das Pferd gesattelt wird. Sonst scheuert es, und die Feuchtigkeit wäre für Bakterien, die die Haut entzünden können, ein ideales Milieu. Abreiben vorm Satteln reicht meiner Meinung nach aus. Bei Krusten auf der Haut, insbesondere bei Verdacht auf bakterielle Infektion, muss die Grundkrankheit behandelt werden, bevor ein Sattel aufgelegt wird.