Seit rund zehn Jahren gibt es die Sendung "Die Pferdeprofis" auf VOX, am 25. Februar startete das Format mit einem neuen Protagonisten-Trio: Kenzie Dysli, Uwe Weinzierl und Niklas Ludwig. In der ersten Sendung waren Dysli und Weinzierl zu sehen. Uwe Weinzierls Auftritt löste dabei heftige Kritik von Zuschauern und Profis aus der Pferdeszene aus.
Gestresstes Pferd und gefährliche Szenen
In der Ausstrahlung wurde Weinzierls Arbeit mit Stute "Sierra" gezeigt, die sich weigerte, einen Pferdeanhänger zu betreten. Bei ihrer Besitzerin riss sich die Stute los, wenn sie einsteigen sollte. Weinzierl attestierte des Stute einen "Mangel an Respekt" und erklärte, das Geheimnis sei ein Ruck am Knotenhalfter im richtigen Moment. Wenn das Pferd am Strick ziehe um sich loszureißen, lasse er das Seil kurz durchhängen, um dann schnell einen starken Ruck auslösen und das Pferd so wieder auf sich fokussieren zu können. In der Sendung ruckte Weinzierl mehrmals in unterschiedlichen Situationen stark am Knotenhalfter und trieb die Stute mit dem Horsemanship-Stick auf den Hänger. Wichtig sei dabei das richtige Timing für den Drucknachlass, erklärte Weinzierl. Die Stute sollte in Bezug auf den Anhänger lernen: "Komfort gibt's hier drin, draußen gibt's Arbeit." Das Pferd zeigte mit zeitweise hochgerissenem Kopf und zurückgeklappten Ohren in den Trainings-Sequenzen deutliche Stress-Zeichen. Um besser gegenhalten zu können, wickelte sich Weinzierl in einigen Szenen den Strick um die Hand – für Nachmacher äußerst gefährlich. Bei einem ebenfalls in der der Sendung gezeigten Treffen mit der Pferdebesitzerin sechs bis acht Wochen später verlud Weinzierl die Stute in einen fahrenden Anhänger, auch unter ihrer Besitzerin, die dabei keinen Helm trug.
Ex-Pferdeprofi Sandra Schneider "traurig und betroffen"
In den sozialen Medien lösten Sicherheitsbedenken, aber vor allem Uwe Weinzierls Vorgehen im ersten Training heftige Kritik aus und auch etliche Pferdetrainer äußerten sich dazu. Auch Sandra Schneider, die von 2012 bis 2018 als Trainerin bei den Pferdeprofis an Bord war, veröffentlichte ein Video-Statement. Sie habe in ihrer Zeit bei der Sendung versucht ein "sanftes Pferdetraining mit Liebe" zu entwickeln. Dass dies jetzt teilweise ganz anders gezeigt werde, mache sie "sehr traurig und betroffen". Weiter sagte Schneider: "Meiner Meinung nach gab es absolut tierschutzrelevante Szenen in dieser Sendung." Das sollte absolut tabu sein, zumal VOX zur RTL-Mediengruppe gehöre. RTL hatte zuletzt mit Recherchen über Tierschutzverstöße in Reitställen Aufsehen erregt. Zu Weinzierls konkretem Vorgehen sagte Schneider: "Wenn ich das Pferd so stresse, auch vor dem Hänger, verbindet das Pferd den Hänger trotzdem mit Stress und Druck, und das möchte ich eigentlich vermeiden." Paralell zu ihrer Kritik rief Schneider zur Mäßigung in den sozialen Medien auf. Sie selbst sei während ihrer Zeit bei den Pferdeprofis oft unter der Gürtellinie angriffen worden. "Hasskommentare sind absoult unangebracht."
Auch Schneiders langjähriger Trainer-Kollege bei den Pferdeprofis, Bernd Hackl, äußerte sich in einem Video-Talk über die Sendung. Hackl blieb dabei betont diplomatisch. Ihm gehe es um die Grundeinstellung. "Ich hätte mir gewünscht, man geht ein bisschen mehr aufs Pferd ein." Weiter sagte Hackl: "Horsemanship ist der feine, weiche Umgang mit dem Pferd, das hätte ich mir mehr vermittelt gewünscht." Dennoch habe Weinzierl der Besitzerin letztlich weitergeholfen.
Bisher keine Reaktion auf offenen Brief an Produktionsfirma
Pferdetrainerin Babette Teschen, die sich immer wieder für einen gewaltfreien Umgang einsetzt, wandte sich nach der Ausstrahlung mit einem offenen Brief an Martin Rütter, Gründer der Medienagentur "Mina-TV", die die Sendung "Die Pferdeprofis" für VOX produziert. Über Weinzierl schreibt sie darin: "Er arbeitet mit kraftvollem ,Leinenruck' am Knotenhalfter (dieses Halfter funktioniert so wunderbar, weil die Knoten auf den sensiblen Nervenaustrittpunkten liegen und so bei diesem Ruckanwendungen massive Schmerzen auslösen). Das Pferd geht letztendlich in den Anhänger, weil Weinzierl so viel Druck macht, dass der Anhänger für das Pferd das kleinere Übel ist. Damit hat Weinzierl natürlich ,gewonnen' und sein Zielbild erreicht. Dabei aber von Vertrauen und Respekt zu reden, ist einfach nur zynisch." Die Sendung habe das Potential, viel Positives zu bewirken: "Stattdessen wird nur auf spektakulär und Quote gesetzt, dass Pferd und seine Not wird nicht gesehen." Teschen bot an, sich bei der Produktion ehrenamtlich beratend zur Seite zu stellen. Am 1. März schrieb Teschen auf Facebook, sie habe bisher keine Rückmeldung von Martin Rütter, Mina-TV und VOX erhalten. Die Trainerin setzte einen Link auf eine inzwischen von Anna Hochberg ins Leben gerufene Online-Petition die fordert, Weinzierl künftig keine TV-Plattform mehr zu bieten.
Auch Linda Weritz, Expertin für Kommunikation mit Pferden, wandte sich in einem Facebook-Posting an Martin Rütter, der nicht nur Produzent, sondern auch Hundetrainer mit eigener Fernsehsendung ist. "So lange er (Uwe Weinzierl) dort diese Bühne bekommt, schaue ich weder Vox und im speziellen auf keinen Fall die ,Pferdeprofis'. Hier geht es nur um die Quote, also wieder nur um Geld auf Kosten der Pferde." Wie es mit der Sendung nun weitergeht, bleibt offen. Der Sender VOX selbst äußerte sich bisher auf keinem seiner Kanäle zu dem Thema.