Aufrecht und locker im Sattel
Eine unsichtbare Hand stützt: "Oft geraten Reiter unmerklich ins Hohlkreuz und blockieren das Pferd, weil sie es über den Sitz in den Galopp schieben wollen", beobachtet Nicole Künzel. "Stellen Sie sich vor, dass Sie sich an eine unsichtbare Hand, die auf Ihrem unteren Rücken liegt, leicht anlehnen; Ohr, Hüfte und Ferse bleiben sauber in einer Linie. Gesäß und Hüfte folgen gleichzeitig locker der Bewegung des Pferds." Ihre Hände lassen den Galoppsprung zu und gehen weich mit der Bewegung des Pferds mit.
Der Trick mit dem Koffer: Verlagern Sie Ihr Gewicht zum Angaloppieren minimal nach außen, indem Sie sich vorstellen, dass Sie mit der inneren Hand einen schweren Koffer hochheben", rät Carola Paustian. Dadurch machen Sie das innere Hinterbein und die Schulter frei, sodass das Pferd ungehindert in den Galopp springen kann.
Stark visualisert
Flummi im Kopf: Galoppieren Sie immer ganz bewusst und stellen Sie sich dabei vor, wie Ihr Pferd schön und entspannt in sauberer Haltung und elastisch wie ein Flummiball durchspringt. Dieses positive innere Bild können Sie tatsächlich auf Ihr Pferd übertragen, wenn Sie es sich immer wieder visualisieren.
Vorbild vor Augen: "Suchen Sie sich außerdem ein erfahrenes Pferd-Reiter-Paar als Vorbild, dessen Galopp Sie studieren und so optisch verinnerlichen", empfiehlt Klassik-Trainerin Nicole Künzel. Sitzen Sie selbst im Sattel, können Sie dieses Bild wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen lassen, wenn es ans Galoppieren geht.
Mehr Kraft als Basis
Weggedrückter Rücken beim Angaloppieren: Vermutlich fehlt es Ihrem Pferd an Kraft. Arbeiten Sie erst einmal im Schritt und Trab an der Durchlässigkeit.
Das stärkt die Muskeln: "Korrekt gerittene Übergänge vom Schritt oder Halt in den Trab und umgekehrt sowie Zulegen und Annehmen im Trab auf geraden und gebogenen Linien helfen, damit das Pferd aktiv untertritt, mehr Kraft und Geschicklichkeit entwickelt und die Tragemuskulatur weiter ausgebildet wird", rät Künzel.
Longen-Vorübungen
Tempo machen im Trab: "Bereiten Sie den Galopp zunächst gründlich an der Longe vor, um dem Pferd ruhig und entspannt den Weg in die schnellere Gangart zu erklären", empfiehlt Carola Paustian. Üben Sie zunächst das Zulegen im Trab, indem Sie das Pferd etwa über Stimmsignale aufmuntern, die eigene Energie erhöhen und eventuell zusätzlich mit der Peitsche nachtreiben. Dann nehmen Sie alle Hilfen weg und lassen das Pferd wieder langsamer gehen. Üben Sie auf diese Weise das Zuhören und Zulegen, bis das Pferd exakt auf Stimme, Körpersprache und Peitsche reagiert.
Den Galoppsprung belohnen: "Fordern Sie schrittweise immer mehr Vorwärts im Trab, bis Sie ein deutliches Peitschensignal auf Höhe der Hinterhand geben, damit das Pferd einen Galoppsprung zeigt. Dann kurz anhalten lassen, loben und gleich noch einmal versuchen", erklärt Carola Paustian. Arbeiten Sie sich Sprung für Sprung an immer längere Galopp-Phasen heran. Etablieren Sie außerdem ein passendes Stimmsignal für den Galopp, etwa einen Doppelschnalzer.
Für Takt und Gleichgewicht
Der langsame Weg zur Versammlung: Bringen Sie Ihr Pferd erst in einen versammelten Galopp, wenn Balance und Kraft ausreichend entwickelt sind – sonst drohen ein holpriger Viertakt oder häufiges Ausfallen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie zunächst viele Übergänge vom Galopp in den Trab oder Schritt reiten. Dann geht es an gebogene Linien: Arbeiten Sie sich von großen zu kleineren Zirkeln vor. Ein vorausschauender Blick hilft dem Pferd, auf gebogenen Linien in Balance zu bleiben.
Stangenkreuz für den Takt: Franca Bartke empfiehlt Trabstangen, damit Ihr Pferd ein besseres Körpergefühl bekommt und lernt, den Takt zu halten. Legen Sie dazu vier Drei- oder Viermeterstangen jeweils im rechten Winkel zueinander, sodass diese ein Kreuz bilden. Zirkeln Sie nun so über die Stangen, dass Ihr Pferd stets dieselbe Anzahl an Tritten zwischen den Stangen macht.
Mit leichter Schulter locker in den richtigen Galopp springen
Stellung erarbeiten: Eine saubere Stellung hilft dem Pferd, in den richtigen Galopp einzuspringen. Diese können Sie zunächst mit nur einem Zügel erarbeiten. "Reiten Sie auf einer größeren Volte etwa auf dem fünften Hufschlag. Heben Sie die innere stellungsgebende Zügelhand leicht an und führen sie mit weichem Kontakt zum Pferdemaul in Richtung Widerrist", erklärt Carola Paustian. Das sorgt für Schulterkontrolle und unterstützt die Längsbiegung. "Galoppieren Sie auf der gebogenen Linie in dieser Stellung an."
Acht in Außenstellung reiten: Westerntrainerin Franca Bartke lässt ihre Schüler auf einer Acht traben. Die erste Volte wird dabei in Außenstellung zum Beispiel auf der rechten Hand geritten. Dann geht es von dieser Kontervolte aus auf eine Volte auf der linken Hand, das Pferd ist nun nach innen gestellt; aus dieser Haltung galoppieren Sie kurz nach dem Handwechsel an. "Die Kontervolte hebt zunächst die innere Schulter des Pferds an und unterstützt so die korrekte Stellung für den Handgalopp", erklärt Franca Bartke.
Punktgenau angaloppieren mit präzisen und ruhigen Hilfen
Konsequent feine Reaktionen fordern: Damit Ihr Pferd punktgenau angaloppiert, sollte es Ihre Hilfen grundsätzlich bereitwillig und ohne Verzögerung annehmen. "Achten Sie bereits bei der Boden- und Longenarbeit sowie im Sattel darauf, dass Ihr Pferd prompt und fein auf all Ihre Signale reagiert", rät Klassik-Trainerin Nicole Künzel. Bleiben Sie in Ihrer Hilfengebung stets freundlich, aber konsequent.
Check: Steht Ihr Pferd an den Hilfen? Im Sattel sollten Sie Ihr Pferd nicht mit den Galopphilfen überfallen und so Stress auslösen. "Überprüfen Sie zunächst, ob Ihr Pferd durchlässig auf Ihre Hilfen reagiert und beim Aussitzen weiterhin locker über den Rücken geht. Geben Sie eine halbe Parade, um es aufmerksam zu machen, und lassen Sie es dann etwa auf einem großzügigen Zirkel zur geschlossenen Seite hin angaloppieren", rät Künzel.
Galopphilfe in drei Steps: "Viele Reiter geraten unter Stress, weil sie denken, sie müssen alle Hilfen auf einmal geben – und wirken dann hastig und grob ein", beobachtet Westerntrainerin Franca Bartke. Sie rät deshalb, sich bewusst mit der Hilfengebung Zeit zu lassen, den Galopp aus drei Schritten einzuleiten und mitzuzählen: "Auf eins einsitzen, auf zwei das äußere Bein zurücklegen und auf drei die Galopphilfe geben", erklärt Bartke.
Beweglich mit Seitengängen
Zum Lockern und für die Koordination: Fördern Sie Geschmeidigkeit und Geschicklichkeit mithilfe von Seitengängen. Diese sorgen außerdem dafür, dass sich Vorder- und Hinterhand des Pferds sauber aufeinander abstimmen lassen und die hohle sowie die Zwangsseite des Pferds jeweils gelockert werden.
Als Vorbereitung zum Galopp: "Reiten Sie ein paar Schritte Travers oder Schenkelweichen und dann wieder geradeaus", rät Bartke. Achten Sie darauf, dass das Pferd weich an den Hilfen bleibt und sauber übertritt. Führt das Pferd die Seitengänge locker aus, können Sie diese direkt als Vorbereitung zum Angaloppieren einbauen.
So nehmen Sie den Stress raus
Freundlich bleiben: Stress verhindert oftmals ein entspanntes Angaloppieren: Viele Pferde spulen sich emotional auf, weil sie sich überfordert fühlen. Bleiben Sie daher stets freundlich. "Springt Ihr Pferd falsch an oder fällt aus, parieren Sie es sanft zurück in den Trab, optimieren Ihre Hilfen und versuchen es erneut, anstatt zu strafen", rät Nicole Künzel.
Eckige Zirkel für stürmische Kandidaten: Ihr Pferd stürmt beim Angaloppieren weg? Reiten Sie es auf einen Zirkel, den Sie sich wie ein Viereck vorstellen. "Durch das leicht eckige Abbiegen muss sich das Pferd mehr setzen und wird dadurch sanft ausgebremst", erklärt Franca Bartke.
Galopp-Pause: Hat Ihr Pferd generell Probleme mit dem Übergang in den Galopp, feilen Sie erst an Kraft und Balance. "Selbst wenn Sie monatelang nur traben, ist das keine Schande", so Carola Paustian. Hinterher werden Sie dafür mit einem umso besseren Galopp belohnt.