Das 10-Minuten-Training
Sie haben nur ein paar Minuten Zeit? Einfache Utensilien und Boden-Übungen helfen, sie sinnvoll zu nutzen.
Lektionen üben an der Hand
Eine Übung für den Grundgehorsam, die auch unaufgewärmt möglich ist: An Strick und Halfter führen, halten und rückwärtsrichten auf Körpersprache üben. Dabei gehe ich auf Schulterhöhe. Wenn ich stehenbleibe, soll auch mein Pferd stehenbleiben. Das kann ich erweitern, indem ich geschlossenes Stehenbleiben übe, also das Hinterbein, das heranschließen soll, gegebenenfalls touchiere.
In zehn Minuten kann man auch schön etwas Handarbeit machen. Ich nutze dafür die Trense und gehe im Halsbereich mit. Man kann gut Bahnfiguren führen oder auch über ein einzelnes Cavaletto gehen. Auch das Vorderbein auf ein Touchieren mit der Gerte anheben zu lassen, kann man da einbauen. In den letzten Minuten, wenn die Gelenke warm sind, lasse ich gerne übertreten. Claudia Butry
Target-Training und Balance Pads
Balance Pads eignen sich gut für einen kurzen Trainingsimpuls, ebenso die Target-Arbeit im Stehen und im Schritt. Sie stammt aus dem Clickertraining, das Pferd folgt z. B. einem Target-Stab.

Um die Beziehung zu fördern, sind Massagegriffe und Lieblingskraulstellen erkunden eine schöne Idee für kurze Einheiten. Dabei kann man sich auf sein Gefühl verlassen und einfach sein Pferd und dessen Körper erkunden. Kati Westendorf

Huf für Huf über eine Stange
Diese Aufgabe eignet sich, um die Koordination zu fördern: Das Pferd Huf für Huf über eine Stange treten lassen. Man selbst steht vor dem Pferd. Es soll erst einen Vorderhuf über die Stange setzen, dann den nächsten. Ebenso mit der Hinterhand. Dabei kann man das Pferd abstreichen; die Atmosphäre sollte ruhig sein. Claudia Weingand
Genick lockern mit Fahnenarbeit
Bei der Fahnenarbeit gehe ich geradeaus in frontaler Führposition rückwärts, das Pferd ist vor mir und ich schwenke die Fahne nach links. Dabei stelle ich den Pferdekopf der Fahne folgend auch nach links, anschließend folgt das Ganze nach rechts. Das Pferd soll nur im Genick gestellt und im Hals gebogen sein, der Rumpf ist gerade. Es lernt bei der Fahnenarbeit loszulassen, die Kopfgelenke werde mobilisiert, die Koordination verbessert und die Konzentrationsfähigkeit gefördert. Die bilaterale Integration der aufgenommenen Reize bewirkt eine Balance der Gehirnhälften. Michael Geitner
Einfach spielen!
In die Halle gehen und mit dem Pferd spielen! Das ist mein Alltagshöhepunkt mit Louise, meiner zweieinhalbjährigen Tochter, und meinem Pferd Sultan! Sultan kann viel in der Freiarbeit und geht bezaubernd mit meiner Tochter um. Wir kommen davon als Team zurück, mit einem riesigen Lächeln im Gesicht. Alizée Froment
Das 20-Minuten-Training
Wenig Zeit, die einem Freizeitpferd ganz schön was bringen können und seine Fitness wunderbar erhalten.
Longieren mit dem Stangenfächer
20 Minuten Arbeitszeit sind besser als nichts – wir sprechen dann von Erhaltungstraining. Das bedeutet, dass ich mein Pferd dadurch reit- und tragfähig erhalten kann. Wichtig ist, die Gelenke auf vielfältige Art zu bewegen. Ich muss schauen, dass ich Biegearbeit integriere und die Bewegungsmöglichkeiten der verschiedenen Gelenke anspreche. Deshalb würde ich für eine 20-Minuten-Einheit mit dem Stangenfächer arbeiten und diesen mit Übertreten lassen ergänzen.

Dabei liegen Stangen fächerförmig aus. Ich lege sie gern mit 70- bis 90-Zentimeter-Abstand aus, jeweils unterschiedlich hoch. Anfangs reichen drei Stangen, später vier. Wichtig in der Übungsabfolge ist, dass ich in Biegung longiere. So erziele ich eine lösende Wirkung auf die Außenseite des Pferds.
Dadurch, dass das Pferd die Füße heben muss, löse ich Knie, Hüfte und Sprunggelenk. Um einen Effekt zu erzielen, muss ich 45 bis 90 Sekunden in der Biegung bleiben. So dehne ich die äußere Körperseite. Das erreiche ich zum Beispiel so: Das Pferd im Schritt dreimal über den Fächer treten lassen, dann eine kurze Pause, übertreten lassen, dann auf der anderen Hand über den Fächer gehen lassen. Zeitlich würde ich eine Einheit mit dem Fächer so aufbauen: Zunächst geradeaus und Bahnfiguren führen, gern mit Schlangenlinien.
Steht das Pferd in einem Bewegungsstall, kann ich schon ab Minute sieben in den Stangenfächer gehen. Ich wechsle dann ab zwischen Stangenfächer und übertreten lassen. In der zweiten Hälfte des Trainings nehme ich für acht Minuten den Trab hinzu und für zwei Minuten den Galopp. Gern variiere ich zwischen Volten, Quadratvolten und Geraden, um die Nachteile des Verschleißes bei der Biegung zu umgehen. Claudia Weingand
Fitnessprogramm in der Quadratvolte
Das effektivste Programm, das ich empfehlen kann, wenn man nur rund 20 Minuten Zeit hat, ist die Equikinetic. Sie wird in Intervallen mit acht Arbeitseinheiten à einer Minute und jeweils 30 bis 45 Sekunden Pause trainiert. Die Arbeitseinheiten können auf 12 gesteigert werden.
Legen Sie acht Dualgassen zur Quadratvolte. Wichtig ist, dass sie gleichmäßig gelegt wird. Der Durchmesser beträgt von Hufschlag zu Hufschlag ca. acht Meter, der Abstand zwischen innerer und äußerer Gasse 80 bis 150 Zentimeter.
Longieren Sie 60 Sekunden auf einer Hand, danach folgt ein Handwechsel und eine Pause. Während der Pause soll das Pferd im Schritt ohne Stellung und Biegung außerhalb der Gassen laufen oder außerhalb der Quadratvolte abgestellt werden. Nach dem Pausenpieps des Intervall-Timers beginnt die nächste Arbeitsphase. Sie longieren begleitend und bewegen sich etwa auf Schulterhöhe des Pferds.
Durch das Longieren am Kappzaum in Innenstellung und Biegung und die ständigen Handwechsel wird das Pferd im Intervalltraining maximal gefordert. Es wird geradegerichtet und baut gleichmäßige Muskulatur auf.

Der Schritt soll fleißig über dem Komforttempo liegen, der Trab unter dem Komforttempo, mit aktiver Hinterhand. Kraftsparende Mechanismen werden ausgeschaltet und somit wird der Trab effektiver. Im Schritt hat sich Equikinetic als hervorragendes Reha-Programm bewährt. Michael Geitner
Dressurlektionen im Gelände
Wenn ich nur zwanzig Minuten Zeit hätte, würde ich ein Pad und eine gebisslose Zäumung nehmen und mit meinem Pferd ausreiten. Vielleicht aufs Feld. Um mit meinem Pferd diesen besonderen Hauch von Freiheit zu genießen. Wir würden so arbeiten: Zehn Minuten dehnen lassen.
Mit vielen Tempounterschieden für wenige Tritte oder Sprünge und vielen Übergängen von Gangart zu Gangart. Dann Schenkelweichen und Zick-Zack-Linienführungen im Schritt, Trab und Galopp. Danach würden wir mit Außengalopp in Innenstellung beginnen (meine Lieblingsgymnastikübung!), auf gebogenen Linien auf der Wiese.

Dann würden wir das tun, was Mistral liebt: galoppieren und fliegende Wechsel einbauen. Ich würde mit der Versammlung spielen, einige Übergänge reiten und wahrscheinlich eine Pirouette auf jeder Seite drehen. Danach würden wir mit Passage, Mitteltrab und ein paar Traversalen spielen, bevor wir mit unserer Lieblingsbeschäftigung beginnen: Galopp in voller Geschwindigkeit.
Dann, für die verbleibenden drei Minuten, würden wir die Sonne genießen, Mistral dürfte grasen, ich würde ihn umarmen. Alizée Froment
Das 30-Minuten-Training
In einer halben Stunde können Sie sogar neue Aufgaben gut in ein Auf- und Abwärmprogramm einbetten und effektiv trainieren.
Nur ein Cavaletto, viel Effekt
Um 30 Minuten gut zu nutzen, stelle ich mir nur ein einziges Cavaletto in die Bahn und longiere. Man kann damit schon so viel machen! Grundsätzlich gilt für den Trainingsablauf: Alle fünf Minuten die Hand wechseln.
Ich würde das Cavaletto zu Beginn in die Zirkelmitte stellen, und zwar in der tiefsten Position. Zunächst würde ich mein Pferd etwas warmführen und es dann im Schritt abwechselnd darüber longieren und es um das Cavaletto herumgehen lassen. Ich selbst positioniere mich als Longenführer also flexibel, ich stehe nicht ständig in der Zirkelmitte. Als nächstes lasse ich mein Pferd an jedem Zirkelpunkt eine Volte gehen. Das Cavaletto würde ich integrieren, indem ich mein Pferd abwechselnd gerade und schräg darauf zu longiere, also mal im 90-Grad-Winkel im Schritt, mal im 45-Grad-Winkel, auch die Höhe dabei variieren.
Nach etwa zehn Minuten würde ich das Cavaletto an einem Zirkelpunkt auf den Hufschlag stellen und für die nächsten zehn Minuten zum Trab und Galopp übergehen. Ein paar Runden zunächst einfach traben lassen, ohne über das Cavaletto zu longieren, bis das Pferd gleichmäßig läuft, dann das Cavaletto nutzen.
Zum Abschluss zehn Minuten trockenführen. Dieser Ablauf ist natürlich auch geritten möglich. Claudia Butry
Rumpfheber stärken mit Ecken und Halt
Wenn ich nur 30 Minuten Trainingszeit habe, nutze ich gern eine anspruchsvolle Übung, die den wichtigen Rumpfheber trainiert. Davor lasse ich mein Pferd 15 Minuten laufen oder longiere ohne Hilfszügel, damit es seinen Übermut los und geduldig wird für die konzentrierte Arbeit danach.

Dann reite ich im Schritt und bewusst nicht auf dem Hufschlag. Ich möchte, dass mein Pferd schnurgerade zwei, vier oder sechs Schritte vorwärts geht und dann anhält. Ich lege dabei Ecken an und reite diese bewusst so, dass kein Bogen entsteht.
Das Pferd soll Kopf und Hals in einer natürlichen, aktiven Position tragen. Die Ecken korrekt zu reiten, ist anspruchsvoll: Dazu muss der Reiter die Schultern des Pferds bewegen können. Klappt das noch nicht, hilft der Gedanke, dass auch schon der Versuch einen lösenden Effekt hat. Anfangs wird das Pferd ausweichen und schwanken. Die Wiederholung und die Sanftheit der Hilfen dabei werden es besser werden lassen. Fragen Sie sich immer wieder: ‚Wie wenig Hilfe benötige ich?‘
Wirken Sie mit der Hand stabilisierend ein, aber nicht formend oder bremsend. Wird das Pferd ruhiger und leichter, gerader, dann sind Sie auf einem guten Weg. Nehmen Sie dann auch ein paar Tritte Rückwärtsrichten hinzu. Danach direkt wieder im Schritt anreiten, nicht halten.
Indem Sie solche koordinativ anspruchsvollen Übungen anfangen und gleich wieder unterbrechen, sprechen Sie die wirbelsäulennahe Muskulatur an. Die Wirbelsäule braucht Stabilisierung, damit das Pferd die Rumpfheber trainieren und den Brustkorb anheben kann. Nur so kann es uns lange unbeschadet tragen. Sonja Weber
Dem Pferd zuhören
Schön wäre es, wenn man auch in kurzer Zeit eine Bereicherung für sein Pferd darstellt! Den Gedanken "Was brauchst du gerade von mir?" würde ich gern immer mit zum Pferd nehmen. Die ersten Minuten komme ich nur beim Pferd an. Gemeinsames Warmlaufen ist zum Beispiel der nächste Schritt, für 10, 15 Minuten.

Nach dieser Kennenlernrunde folgt eine ruhige Schrittgymnastizierung, arbeiten mit Balance Pads oder Wippe. Erscheint das Pferd energetisch? Dann kann ich in höhere Gangarten einsteigen. Wirkt es ruhig? Dann ist vielleicht eher versammelnde Handarbeit angebracht. Zum Schluss fahre ich die Einheit energetisch wieder herunter. Kati Westendorf