Wann ist ein Pferd reif fürs erste Turnier?

Eine Frage - drei Experten
Wann ist ein Pferd reif fürs erste Turnier?

Veröffentlicht am 25.07.2025
Nahaufnahme auf die Pferdebeine in dem Dressurviereck
Foto: Azaliya/ gettyimages

Das sagt die Olympia-Siegerin zum Einstieg ins Turniergeschehen

Wenn es sich gut und stabil anfühlt, gehen wir ab vierjährig ein- bis zweimal auf ein kleineres Turnier. Mir geht es vor allem darum, dass junge Pferde die Atmosphäre kennenlernen und entspannt erste Eindrücke vom Turnier sammeln können. Für mich ist entscheidend, dass das Pferd bereits ein gewisses Maß an Balance hat und eine stabile Vertrauensbasis zum Reiter besteht. Wenn das gegeben ist, kann man den nächsten Schritt wagen und schauen, ob sich dieses Vertrauen in einer neuen, aufregenderen Umgebung aufrechterhalten lässt – oder sogar weiter vertieft. Ich versuche, Jungpferden möglichst viel Sicherheit zu geben. Oft nehmen wir sie zunächst einfach mit, zeigen ihnen das Viereck am Vortag, lassen sie alles in Ruhe anschauen. Dann entscheide ich spontan, ob es sich richtig anfühlt, wirklich zu starten, oder ob wir es einfach bei einem Trainingsausflug belassen. Manchmal bespreche ich die Entscheidung noch mit meinem Bruder und meiner Mutter, aber mein Bauchgefühl spielt definitiv die größte Rolle – und das Gefühl, das mir das Pferd gibt. Entscheidungen gegen einen Start habe ich nie bereut. Ich finde es extrem wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen: Das Tempo gibt das Pferd vor. Bei älteren Pferden wie Kiss habe ich einen groben Plan, aber ich passe ihn ständig an; je nachdem, wie sich das Pferd entwickelt. Vertrauen und Feinabstimmung brauchen Zeit; und da möchte ich uns keinen Druck machen.

Porträt von Jessica von Bredow-Werndl beim Longines Balve Optimum
Jessica von Bredow-Werndl
Die Expertin

Erster Turnierstart fürs Pferd: Das sagt der Vielseitigkeitsreiter

Bei der Frage nach dem ersten Turnierstart ist der individuelle Charakter eines Pferds der entscheidende Punkt. Ein Pferd muss physisch und psychisch reif dafür sein; ist es das nicht, ist es vom Turnierzirkus schnell überfordert, und das ist ein denkbar schlechter Einstieg. Denn diese Traumatisierung, diese schlechte Erfahrung bleibt ein Leben lang haften. Ich habe das bei meinen Jungpferden immer so gehandhabt, dass sie grundsätzlich frühestens vierjährig mit aufs Turnier kamen; dass sie mit Dressur und einem kleinen Parcours daheim nicht überfordert waren, versteht sich von selbst. Oft habe ich junge Pferde auch einfach so mitgenommen und bin sie nur auf dem Abreiteplatz geritten, um zu schauen, wie sie sich verhalten. Kamen sie damit gut klar, bin ich in Jungpferdeprüfungen gestartet. Da konnte man den Parcours zu Pferde besichtigen und die Hindernisse in der Gruppe abgehen. Das hilft sehr, habe ich gemerkt. Grundsätzlich gebe ich meinen Schülern immer mit: Es geht bei den ersten Prüfungen nicht darum, eine Platzierung zu erreichen, sondern dem Pferd Sicherheit zu geben. Dazu kann auch zählen, dass man ein Wasserhindernis erstmal im Schritt oder Trab anreitet. Irgendwann galoppiert das Pferd von selbst durch. Aber wer hier zu früh Druck macht, der überfordert die Pferde. Und die bleiben dann oft auf der Strecke.

Peer Ahnert im Porträt
Peer Ahnert
Der Experte

Das sagt der Springreiter zum ersten Turniereinsatz

Ich lasse den jungen Pferden, die bei uns ausgebildet werden, die Zeit, die sie brauchen. Hauruck-Aktionen mag ich nicht. Vor dem ersten Turnierstart bereite ich die Pferde sorgfältig vor. Mit drei, eher vier Jahren reiten wir sie an. Danach kommen sie wieder auf die Weide, damit sie noch einmal das Gelernte verarbeiten und weiter reifen können. Wenn sie fast fünfjährig sind, holen wir sie wieder zu uns, um sie dressurmäßig zu arbeiten, damit sie den Anforderungen, die auf sie zukommen, körperlich gewachsen sind. Erst wenn zu Hause alles gut läuft und das Pferd physisch und mental reif genug ist, plane ich den ersten Turniereinsatz. Es gibt kein Muss, ab welchem Alter ein Pferd das erste Mal den Turnierplatz gesehen haben muss. Das ist individuell vom jeweiligen Pferd abhängig. Da ich die Tiere sehr gut und lange kenne, verlasse ich mich da auf mein Gefühl. Vor dem ersten Turnierstart üben wir natürlich das Verladen, und die Pferde werden auch mal in eine fremde Umgebung gefahren. Erst wenn sie daran gut gewöhnt sind, geht’s aufs Turnier.

Sven Schlüsselburg im Porträt
Sven Schlüsselburg
Der Experte