Das sagt die Richterin zum Online-Reitunterricht
Online-Reitunterricht biete ich seit knapp fünf Jahren an. Eine Reiterin, die etwas weiter weg von mir wohnt, hatte mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Wir haben es versucht – und es klappte sehr gut. Sie hatte das Gefühl, ich säße in der Ecke der Reithalle. Und ich wiederum hatte das Gefühl, ihr Pferd tritt mir auf die Füße, wenn sie tief durch die Ecke reitet. Alleine durch die Online-Stunden habe ich diese Schülerin und ihr Pferd von A nach S gebracht. Das geht also, wenn Unterricht, Reiter und Pferd zusammenpassen. Diese Art des Unterrichtens hat für Reiter den Vorteil, dass sie auch Ausbilder auswählen können, die weiter entfernt sind. Online-Unterricht ist deshalb besonders für diejenigen interessant, die in Regionen wohnen, wo es nicht viele Ausbilder gibt. Und er bietet natürlich auch eine Möglichkeit, bei seinem Wunschausbilder zu reiten. Für den Ausbilder ist es interessant, weil er zeitlich flexibler ist, Kunden von weit weg bedienen kann und – vor allem im Winter – nicht stundenlang in eisigen Reithallen sitzt. Wichtig immer nur: eine stabile und gute Internetverbindung. Das kann auch mal schiefgehen, aber auf dem Weg zum Reitschüler im Stau zu stehen, ist letztlich auch nichts anderes. Nicht geeignet ist Online-Unterricht für Kinder und Anfänger, also Reiter, die wirklich noch die physische Anwesenheit des Ausbilders brauchen. Und bei fortgeschrittenen Reitern ginge Hilfe vom Boden aus in Form von Handarbeit natürlich auch nicht.

Dr. Britta Schöffmann ist FN-Richterin und bildet Pferde und Reiter bis Grand-Prix-Niveau aus.
Das sagt der Online-Profi
Bereits vor der Corona-Pandemie habe ich Online-Unterricht gegeben. Schüler, die ich nur in längeren zeitlichen Abständen auf Kursen sehe, hatten mich gefragt, ob ich sie auch zwischendurch mal unterrichten kann. Nachdem ich mich mit der Technik vertraut gemacht hatte, funktionierte das prima. Während der Pandemie, als die Kurse ausfallen mussten, waren Online-Reitstunden eine tolle Möglichkeit, mit den Schülern in Kontakt zu bleiben. Ich habe ein sehr genaues Auge, was mir auch beim Online-Unterricht hilft – auch wenn manchmal die Übertragungsqualität nicht die allerbeste ist. Aber: Mit Direktunterricht kann ich eben nicht nur für den Reiter, sondern auch für das Pferd mehr da sein. Ich kann, wenn nötig, dem Pferd mehr Ruhe vermitteln oder auch einmal ‚hands-on‘ eine Lektion oder einen Bewegungsablauf unterstützen. Insgesamt kann ich mit Online-Unterricht jedoch sehr gute Ergebnisse erzielen und halte diese Form des Unterrichtens für effektiv, selbst bei Schülern, die ich noch nie live gesehen habe. Als schwierig würde ich Online-Unterricht für echte Anfänger einschätzen. Ich denke, dass ich aus der Ferne nur gut helfen kann, wenn schon eine gewisse Basis vorhanden ist.

Marcella Becker lehrt klassische Dressur und hat viele Schüler, die sie nur online unterrichtet.
Das sagt die Trainerin vor Ort
Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit Online-Reitunterricht gesammelt. Die Nachfrage war gar nicht da. Meinen Reitschülern scheint es lieber zu sein, wenn ich regelmäßig vor Ort bin. Das kann ich nachvollziehen. Nur wenn ich unmittelbar mit Mensch und Pferd zusammenarbeite, kann ich sie bestmöglich unterstützen und bekomme jedes kleine Detail mit. Deshalb glaube ich, dass Online-Reitunterricht eine Reitstunde in Präsenz nicht ersetzen kann. Einen kleinen Ausflug in eine andere Unterrichtsform habe ich allerdings notgedrungen während der Corona-Pandemie gemacht. Als wir auf Live-Unterricht verzichten mussten, schickten mir manche Schüler Reitvideos aufs Handy. Dann haben wir uns während eines gemeinsamen Telefonats die Filme zeitgleich angesehen. Ich habe kommentiert, was mir aufgefallen ist. Das hat ganz gut funktioniert. Allerdings waren das ausschließlich Menschen und Pferde, die ich bereits persönlich kannte.

Katja Lauer unterrichtet auf ihrem Sofienhof Nähe Nürnberg und gibt externe Kurse.