Isabelle von Neumann-Cosel ärgert sich, dass das extrem lange Bein zur Modeerscheinung geworden ist. Im Interview erklärt sie, wie sich zu lange Bügel auf Sitz und Einwirkung auswirken. In einem Experiment mit CAVALLO hat sie außerdem mit drei Reiterinnen gezeigt, wie man die richtige Bügellänge findet.

Isabelle von Neumann-Cosel ist Ausbilderin und Fachbuchautorin. Ihr Spezialgebiet ist die Einwirkung und der Sitz des Reiters.
Neumann-Cosel: Das kommt darauf an! Wenn der Reiter sein Bein locker aus der Hüfte heraus hängenlassen und die Bewegungen nach unten in den Absatz hineinfedern kann, auf jeden Fall. Ich beobachte aber häufig, dass die Bügel viel zu lang verschnallt sind. Gerade unter den Dressurreitern ist das gerne gesehen.
Dann sind die Bügel aber schon viel zu lang! Es gibt noch eine Stufe dazwischen, die beim Zuschauen nicht gleich auffällt. Wenn die Bügel so tief verschnallt sind, dass die Absätze nicht nach unten federn können, werden die Fußgelenke fest und Reiter können nicht mehr richtig einwirken. Korrektes Treiben aus der Bewegung heraus durch das An- und Abspannen der Wade wird unmöglich. Leider wird das von vielen Reitern gar nicht gesehen, vor allem im Dressursport – und das macht sogar vor Profis nicht Halt.
Ja, auf jeden Fall ist das sinnvoller, als sie zu lang zu schnallen. Oft ist zu sehen, dass Reiter mit zu langen Bügeln sich verkrampfen und die Absätze hochziehen. Ihnen wird dann fälschlicherweise geraten, die Bügel noch länger zu schnallen. Auf dem Turnier kommen solche Empfehlungen sogar vom Richtertisch. Das darf einfach nicht sein. Ich würde mir wünschen, dass die Reiter wieder mehr Augenmerk auf einen funktionalen Sitz legen. Dazu gehört übrigens auch ein Sattel, der die nötige Winkelung der Beine zulässt, ohne sie in eine überstreckte Position zu zwingen.
Weiterlesen im PDF:
- Steigbügelexperiment mit drei Reiterinnen mit Isabelle von Neumann-Cosel
- Passende Steigbügellänge für Reiter und Pferd finden – Praxistipps
- Equipment-Tipps von der Sitzexpertin