CAVALLO Kontaktanzeigen - So finden sich Reiter-Paare
Blind Date unter Reitern

Was für Kerle stecken hinter den CAVALLO-Kontaktanzeigen? Rebecca Schäble machte sich auf die Suche – und ging viel spazieren.

CAV Kontaktanzeigen Blind Date Partnerschaft
Foto: Rädlein

"Schätzchen, kannst Du gleich nochmal anrufen?" Verdattert lege ich auf. So hatte ich mir meinen ersten Anlauf für ein Blind Date nicht vorgestellt. Ich will herausfinden, wer hinter den anonymen Kontaktanzeigen in CAVALLO steckt. Der erste Versuch ist leicht irritierend. Nachdem ich mich zehn Minuten erholt habe, gebe ich dem Unbekannten und mir eine zweite Chance.

Mutig wage ich einen zweiten Anruf: „Ich melde mich wegen deiner Kontaktanzeige“, sage ich, ohne Luft zu holen. „Is‘ klar Süße“, antwortet mein Gesprächspartner, der sich offenbar für unwiderstehlich hält. „Du glaubst gar nicht, was bei mir abgeht, seit ich in CAVALLO bin! Dabei mag ich Pferde gar nicht, aber Reiterinnen. Wegen des Hüftschwungs, haha“, blödelt Mr. Lover in den Hörer.

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Was dabei abgeht, will ich lieber nicht wissen. Ich lege wortlos wieder auf. Erste Lektion: Kontaktaufnahme besser schriftlich. Denn offensichtlich gibt es auch ein paar Scherzkekse, die ganz gern im Trüben fischen. Also verfasse ich einen Text auf Blümchenpapier und nehme mir die hochinteressanten Kontaktanzeigen noch einmal gründlich vor. Einsame Pferdemänner gibt es offenbar reichlich. Manche wollen sich zu gleich zu zweit mit mir treffen. Mir reicht jedoch einer pro Date.

Nach gründlichem Sortieren schicke ich meinen Musterbrief an eine Handvoll vielversprechend klingender Kandidaten. Die erste Antwort kommt von Helmut*. Laut seiner Anzeige hat er einen eigenen kleinen Hof mit Pferden und behauptet von sich, naturverbunden zu sein. Klingt gut. Leider ist er auch verheiratet und sucht jemanden, der ihn aus seinem tristen Ehealltag reißt. „Vielleicht könntest du wieder Gefühle in mir wecken“, schreibt Helmut.

Nein, kann ich nicht, Helmut. Auf Lückenbüßerin oder Seelentrösterin habe ich keine Lust. Mit Helmuts Brief versenke ich auch meine romantischen Vorstellungen im Papierkorb, dass reitende Männer automatisch treu sein müssen. Leicht desillusioniert betrachte ich einen babyblauen Briefumschlag. Er stammt von Jörg, einem Pony-Besitzer ohne Handy und Internet. Sein knappes Bewerbungsschreiben besteht aus drei Zeilen und einer Telefonnummer. Weil ich Ponys mag, rufe ich ihn an – und hoffe auf ein Telefonat, das ohne Hüftschwung auskommt.

„Du bist die Erste, die sich meldet“, hustet Jörg in die Leitung. Klingt nach Kettenraucher. Wir tauschen ein paar Floskeln über unser Hobby aus. Das reicht Jörg für ein Treffen, und ich bin neugierig. Wir verabreden uns für einen Spaziergang bei einem bekannten Ausflugslokal am Fuße malerischer Berge. Als ich dort eintreffe, schallt mir eine zünftige Blaskapelle entgegen.

Gemeinsames Interesse am Pferd?

Mir schwant Böses. Nervös mustere ich die grünbefrackten Musiker und ihre eher ältere Zuhörerschaft. Hat Jörg beim Alter etwa geflunkert? Wobei dann noch? Was, wenn er eine dunkle Seite hat und mich einfach im Wald überfällt? Panisch tippe ich SMS in mein Handy, rufe mich zur Ordnung und beschließe, weniger schwedische TV-Krimis zu schauen. Gerade als mich etwas beruhigt habe, spricht mich Kevin Costners Doppelgänger an. „Rebecca?“ fragt er und blinzelt mir aus blauen Augen entgegen. Sieht so ein Ponyreiter ohne Internet aus? Von Raucherstimme keine Spur mehr, vielmehr tief und sexy, würde ich sagen. Heiser quetsche ich verlegen „jaaa...“ heraus.

Meine körpereigene Reset-Taste verweigert den Dienst, meine Beine sind wachsweich. Das hatte ich mit 14 schon besser im Griff. Was für ein Mann! Jörg dagegen ist ganz Herr der Lage und plaudert munter drauf los. Über das Wetter. Glaube ich. Als ich endlich wieder zu Geist und Atem komme, sind wir schon eine ziemlich lange Weile nebeneinander herspaziert. Jetzt bin ich fällig, denn Jörg stellt mir eine konkrete Frage: „Was machst du hier eigentlich?“ – Kann der Mann etwa Gedanken lesen?

„Na dich treffen“, sage ich intelligent und schaffe es zum ersten Mal, meinem Blind Date offen ins Gesicht zu schauen. Wir müssen beide lachen und endlich kommt ein Gespräch in Gang. Dabei fachsimpeln wir über Gifttpflanzen, die wir auf den Wiesen um uns herum ausmachen. Irgendwie auch ein Verlegenheitsthema, denke ich, denn zum Knackpunkt – der Partnersuche – kommen wir nicht.

Spannender wird es, als wir uns über unsere ersten Reitstunden austauschen, die Jörg damals natürlich nur wegen der Mädels bestritt. Heute hat er weder eine Freundin noch ein Pferd, reitet aber regelmäßig bei Bekannten. „Für ein eigenes Pferd fehlt mir die Zeit, aber auch die Lust“, gibt er zu. Das Pony gehöre seiner Tochter und dürfe bei ihm seinen Rentenhafer futtern.

Mein Frauenherz schmilzt dahin. „Damit das Tier nicht einsam ist, hatte ich noch zwei Esel aus Frankreich importiert. Danach verließ mich meine Frau“, zwinkert mir Kevin Costner zu. In seiner Stimme schwingt keine Bitterkeit, eher komischer Sarkasmus. Ein paar Giftpflanzen später landen wir wieder bei der Blaskapelle. „Ich glaube nicht, dass wir zwei noch was werden“, lacht mich Jörg an und schenkt mir noch einen stahlblauen Blick. Erleichtert stimme ich ihm zu, auch wenn ich mich ein wenig ertappt fühle. Schwärmen ja, verbandeln nein. Wir schütteln Hände, und ich wünsche ihm alles Gute bei der Suche nach seiner Traumfrau.

Mutig geworden, durchforste ich daheim meinen Briefkasten. Ein Landwirt mit eigenem Pferdestall bittet mich zu einem Spaziergang in einem mittelalterlichen Dorf. Gehfreudig scheinen die Reiter ja zu sein und außerdem nett anzusehen. Mir lächelt zwar kein zweites Hollywood-Double entgegen, aber immerhin ein doch ein gutgebauter Mann mit dichten Lockenkopf.

„Jo sauber, dass du do bist“, begrüßt Martin mich fröhlich auf Bayerisch. Kurz packt mich mein schlechtes Gewisssen. „Wos a Zufall, dos du auch reitest“, strahlt mein Gegenüber. Dass ich ihn in einem Reitermagazin entdeckt habe, es daher alles andere als Zufall ist, hat er wohl vergessen. Mit seiner breiten Brust, seinem Wuschelkopf und seinem grünen Jankerl erinnert mich Martin an einen freundlichen Fachwerkhäusern wirkt es wie eine verlassene Filmkulisse. Martin bestellt sich ein Spezi – und sagt dann erst einmal nichts mehr.

Seine Freude hat sich in eine Art Phlegma verwandelt, und ich rutsche unruhig auf meinem harten Holzstuhl herum. Meine Versuche, ihn über seine Pferdepension oder seine Reitkünste auszufragen, scheitern. „Mir ham doch noch viel voa, da kannst schaun, wos I dia bietn ko“, murmelt er überraschend unwirsch – oder unsicher? In meine stille Analyse über den rätselhaften Junggesellen mit Bären-Körper und Pferdehof platzt ein Kellner mit dem Essen. Nach einem Viertel meines Antipasta-Tellers mit stinkenden Meeresfrüchten werde ich grün um die Nase, während Martin wacker durch seine fetttriefenden Ravioli pflügt.

„Jo pfui“, kommentiert er seine Mahlzeit und schmunzelt mir endlich wieder zu. Danach verkündet mein Bär, dass er sich noch mit einer anderen Frau treffen möchte und dann entscheiden wird, „ob‘s zu mia passt.“ Beim Abschied klopft er mir heftig auf den Rücken und drückt mich kurz an sich. Ich schätze, dass der Muskelmann eine stärkere Schulter zum Anlehnen benötigt. Zu Hause habe ich Post von Max Albert.

Er würde gerne mit mir von Pferden schwärmen. Nebenbei soll ich ihm bei der Bestimmung seiner Augenfarbe helfen und mit ihm gemeinsam spontan sein. Während ich beschließe, das nicht sein zu wollen, blinkt schon wieder mein E-Mail-Postfach: Stephan outet sich, beim Reiten lieber zuzuschauen, als aktiv zu sein und ist – wie übrigens die meisten in ihren Anzeigen – ein ganz Junggebliebener, der mich forsch um ein Konzept für meine Freizeitplanung der nächsten Tage bittet.

Die verbringe ich ab jetzt zwar nicht mehr mit Blind Dates, habe dafür aber ein neues Verständnis entwickelt: Wer ernsthaft auf der Suche ist – ich war es schließlich nicht – kann über die Kontaktanzeigen durchaus den Reiter seines Herzens gefunden. Bewiesenermaßen sogar die große Liebe. Zum Redaktionsschluss habe ich übrigens noch einen lieben Kerl getroffen – diesmal zum Ausreiten …

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Rädlein
Hat ER auch Interesse am Pferd?

Mit Pferden zur Hochzeit

Durch eine Anzeige in CAVALLO lernten sich Sabine und Frieder kennen. Fast hätten sie sich verpasst. Liebes CAVALLO-Team, stellt Euch einmal vor: Da geben im August 2008 zwei Menschen für die Septemberausgabe der CAVALLO gleichzeitig eine Kontaktanzeige auf. Der eine (Frieder) kommt aus der Nähe Bremens, und die zweite Person (Sabine) stammt aus Berlin. Frieder kümmert sich nicht weiter um die Resonanz auf seine Anzeige. Er hat das Ganze fast schon vergessen, als im November 2008 noch eine Antwort aus Berlin hereinflattert.

Eine kesse Göre mit Kodderschnautze meldet sich. Sie hatte ihren Brief zwar schon im September abgeschickt, dieser kommt aus unerfindlichen Gründen aber erst im November bei Frieder an. Heute können wir sagen: Das war auch gut so, denn wäre der Brief gleich zu Anfang mit den anderen Antworten gekommen, dann hätte Frieder ihn genauso wie diese ignoriert. Und ehrlich gesagt: Sabine wäre im September auch noch nicht frei für was Neues gewesen. Trotz der Entfernung nimmt Frieder also Kontakt zu Sabine auf und erfährt, dass sie damals parallel zu ihm eine Anzeige in CAVALLO geschaltet hatte. Nur hatte er die nicht gelesen und hätte so oder so nicht darauf geantwortet.

Schon das erste Telefonat ist einfach toll und dauert zweieinhalb Stunden. Nach vielen weiteren und langen Gesprächen kommt es zum ersten Treffen in Potsdam. Seitdem leisten beide Herzen Höchstarbeit, genauso wie die Telefonakkus! Und im Sommer wird ein Traum war: Sabine und Frieder reiten zum Traualtar!

Danke an das CAVALLO Team sagen Sabine Wirth und Frieder True

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privat
Das Paar hat sich durch CAVALLO gefunden!
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4 / 2023

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