Das Blutbild des Pferds richtig lesen: keine einfache Aufgabe für den Laien
Erinnern euch Blutbilder eurer Pferde manchmal an ägyptische Hieroglyphen? Da steht sicher was Wichtiges – man weiß nur nicht, was. Kennt man sich mit den Schriftzeichen, pardon: Fachbegriffen aber aus, kann ein Blutbild tiefe Einblicke in den Pferdekörper offenbaren: etwa dass gerade irgendwo eine Entzündung oder ein Infekt tobt, dass die Leber dringend Erholung bräuchte oder die Nährstoffversorgung optimiert werden sollte. Und dafür müssen wir nicht zum halben Ägyptologen mutieren! Fachtierärztin Dr. Jasmin-Isabelle Michutta nimmt uns mit in die Deutung eines Blutbilds.

In den ersten beiden Lebensjahren ist die Anzahl an Erythrozyten und Leukozyten am höchsten.
Wann ein Blutbild bei deinem Pferd ratsam ist
Die Spezialistin für Innere Medizin analysiert immer dann das Blut, wenn Pferde unklare oder komplexere Erkrankungen zeigen. "Das können Leistungsinsuffizienz, Mattigkeit oder Abmagerung sein, Fieber unklarer Herkunft, immer wieder auftretende Koliken oder Durchfall", zählt die Tierärztin ihre Alltagsfälle auf. Ein Blutbild beim Pferd kann dann ein gutes Diagnose-Tool sein, genauer: das große Blutbild.
Bei diesem wird die Gruppe der weißen Blutkörperchen genauer bestimmt als beim kleinen Blutbild. "Das große Blutbild zeigt mir beispielsweise bei einem Infekt genau an, in welchem Krankheitsstadium ein Pferd ist", erklärt Tierärztin Dr. Michutta: Ist die Zahl der Lymphozyten erhöht, ist die Infektion akut. Ist die Zahl der Eosinophilen erhöht, wird das als "Morgenröte der Genesung" bezeichnet; das Pferd ist auf dem Weg der Besserung.
Nährstoffmängel im Blutbild sichtbar?
Neben diesem differenzierten Blutbild lässt die Tierärztin auch den Blutchemie-Part abklären. Dahinter verbirgt sich ein Check von bestimmten Nährstoffen (wie Zink, Kupfer oder Selen) und Parametern wie GLDH, CK, AST und Co., die Rückschlüsse auf bestimmte Organe zulassen. Dieser Mix aus (großem) Differentialblutbild und Blutchemie (oft "großes Screening" genannt) bietet sich auch fürs jährliche Check-Up an; "das schadet sicher nicht, weil man damit neben den gesundheitlichen Parametern auch die Fütterung überprüfen kann. Für gesunde Pferde, die gut da stehen, ist das aber kein Muss", findet die Tierärztin. Sie rät eher bei älteren Pferden zur regelmäßigen Blutanalyse; bei den älteren Herrschaften können sich Probleme mit Organen wie Niere oder Leber schon im Blut zeigen, bevor die ersten Symptome da sind. Für Senioren gibt es – ebenso wie für Fohlen oder vierbeinige Leistungssportler – spezielle Screenings, die typische Parameter nach Auffälligkeiten durchforschen.

Bei alten Pferden nimmt die Anzahl an Leucozyten im Vergleich zu adulten Pferden nochmals ab.
Bei Pferden, die spezielle Medikamente erhalten, können regelmäßige Blutbilder ein Muss sein. "Die Nebenwirkungen eines Medikaments zur Hufrehe-Behandlung können etwa ansteigende Trigylceride-Werte sein. Hier muss ich zum Teil alle zwei Wochen Blut untersuchen, damit der Spiegel dieser Blutfette im Rahmen bleibt."
Du möchtest wissen, welche Werte im Blutbild wichtige Marker für den Gesundheitszustand deines Pferds sind und wie man sie interpretiert? Mehr dazu, wie du das Blutbild deines Pferds richtig liest, findest du hier: