Darf ein Pferd anhalten wenn es äpfelt?

Pferde erziehen: So prägen sich Rituale ein
Darf ein Pferd anhalten wenn es äpfelt?

Zuletzt aktualisiert am 03.05.2010
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Foto: Rädlein

„Nicht auf der Straße“

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Rädlein

In der Halle halte ich das Pferd an, wenn es äpfelt. Schließlich muss ich die Hinterlassenschaften wieder einsammeln und das geht leichter, wenn sie auf einem Haufen liegen. Mein Haflingerwallach Ben ist sogar stubenrein: Er geht am Anfang der Reitstunde in eine bestimmte Ecke und verrichtet dort sein Geschäft.

Trotzdem übe ich mit meinen Pferden, im Schritt, Trab und Galopp unterm Reiter zu äpfeln. Denn es gibt Situationen, wo es fatal ist, wenn das Pferd beim Koten wie angewurzelt stehen bleibt, etwa beim Überqueren einer Straße oder in einer Prüfung. Ist zwischen Mensch und Pferd klar, wer der Chef ist, laufen die meisten Pferde weiter. Sture Kandidaten sollten Sie mit einem herzhaften Schenkeldruck überzeugen.

„Geht auch im Galopp“

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privat

Äpfeln dienen nicht nur der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, sondern auch der Informationsübermittlung. Vor allem Hengste und Wallache überkoten den Haufen ihres Kollegen. Dazu halten sie meist an. Auf der Weide äpfeln Pferde beim Fressen häufig im Schritt. Auch im Trab und Galopp können sie sich mühelos erleichtern.

Daher ist es nicht tierschutzrelevant, wenn der Reiter sein Pferd beim Äpfeln nicht anhält. Pferde scheinen es aber zu bevorzugen, beim Koten stehen zu bleiben. Der Reiter muss dabei keinen Entlastungssitz einnehmen – beim Harnen hingegen schon. Ich halte es mit meinem Pferd so: Während eines entspannten Ausritts darf es anhalten. Beim Longieren oder der konzentrierten Arbeit auf dem Reitplatz verlange ich von meinem Tier, dass es weiter geht.

„Vorm Auftritt in die Box“

CAV 0410 Frage des Monats_Werndl
Schreiner

In der Aufwärmphase darf mein Pferd anhalten, wenn es äpfeln muss. In der Arbeitsphase muss es weiter traben oder Pirouetten drehen – schließlich kann ich auch in einer Dressurprüfung nicht anhalten. Daran haben sich meine Pferde gewöhnt.

Eines meiner Tiere kann während des Reitens leider gar nicht äpfeln. Am Turniertag reite ich ihn daher erst ein paar Runden warm und stelle ihn dann für ein paar Minuten in die Box, wo er sein Geschäft verrichten kann. Danach geht‘s entspannt in die Prüfung. Damit meine Pferde im Viereck auch nicht pinkeln müssen, habe ich ein Ritual: Nach dem Putzen und Satteln bringe ich das Tier wieder für wenige Minuten in seine Box. Währenddessen pfeife ich eine fröhliche Melodie – dadurch müssen die meisten Pferde harnen. Als Belohnung gibt es dann ein Stück Zucker.