
Leckstein gegen Insekten
Ein Leckstein, der gegen Insekten wirkt – wie soll das funktionieren? Ganz einfach: Im Produkt der Firma S.I.N. Hellas aus Griechenland (Vertrieb in Deutschland über Imima) stecken ätherische Öle und Aromen, die Fliegen, Mücken, Flöhe und andere lästige Biester abhalten sollen. Durchs Lecken nehmen Pferde den harmlosen Wirkstoff auf. Der Leckstein soll aber nicht nur Insekten abwehren, sondern die Blutzirkulation födern, das Immunsystem stärken, vor Bakterien schützen, einen neutralen pH-Wert im Magen erhalten, vor Zellschäden schützen und das Pferd mit Mineralstoffen wie Eisen, Selen, Zink, Mangan und Vitamin E versorgen.
Anti-Insect-Leckstein im Praxistest
Der drei Kilo schwere Salzleckstein „Anti Insect“ von SIN Hellas kostet 15 Euro und fällt durch seine blaue Farbe auf. Beim Auspacken bröselt er leicht und riecht angenehm nach Meersalz. Und wie soll er nun Fliegen abwehren? Ein Blick auf die Inhaltsstoffe klärt auf: „Aromen und ätherische Ölmischung“ steht da. Aber welche sind das genau? Das Rezept sei ein Geheimnis, sagt der Händler.
Die Bewertung: Der Leckstein wird von allen Test-Pferden sehr gerne angenommen - auch von denen, die sonst überhaupt nicht an Lecksteine gehen. Ob es eine Anti-Insekten-Wirkung gibt, kann der Praxistest nicht zeigen. Durch den Anteil an Melasse eignet er sich weniger für Pferde mit Stoffwechselproblemen. Einem kurzen Schauer unter einem Baum hält der Leckstein stand, noch besser ist es, ihn komplett vor Regen zu schützen und in einer speziellen Leckstein-Halterung aufzubewahren.
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Gibt es Aternativen?
Manche Hersteller setzen in ihren Lecksteinen Knoblauch zur Fliegenabwehr ein. Die Knolle ist für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt und soll hier ebenfalls auf natürliche Weise Insekten fernhalten.
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Fliegensprays und Co.
Natürliche Fliegensprays: Seit Jahren boomt Insektenschutz, der auf natürlichen Zutaten basiert, wie etwa Niem- oder Lavendelöl. Allerdings wirken nur wenige pflanzliche Stoffe so gut wie die chemisch hergestellten. Die Wirksamkeit natürlicher Stoffe ist bewiesen. Im Einsatz gegen Fliegen und Mücken sind zum Beispiel Lavendel-, Citronella- und Nelkenöl. Der große Nachteil: Ätherische Öle wirken nur rund drei Stunden, ihre synthetischen Kollegen dagegen bis zu acht. Helfen natürliche Fliegensprays einem Pferd besser als synthetische Produkte, muss der Reiter daher häufiger zur Sprühflasche greifen.Verträglicher sind die Stoffe übrigens nicht: Ätherische Öle können Allergien auslösen und die Haut reizen. Daher werden sie nur stark verdünnt eingesetzt und dürfen nicht in die Nähe von Augen, Maul und Nüstern geraten.
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Synthetische Insektensprays: Synthetik, das klingt nach Chemie-Keule – und ungesund. Das sind die Stoffe aber nicht zwangsläufig. Das Insektizid DEET etwa kann zwar Schleimhäute reizen. Aber in den letzten 50 Jahren traten nur in wenigen Einzelfällen schwere Nebenwirkungen auf. Wie wirksam DEET ist, zeigte 2016 erstmals eine Studie bei Pferden: Wurden sie mit DEET eingesprüht, blieb die Hälfte der Testpferde über vier Stunden von Bremsen verschont. Auch Icaridin ist ein erpobter Wirkstoff. Gute Erfahrungen gibt es auch mit Insektenschutzmitteln, die Pyrethroide enthalten. Dabei handelt es sich um synthetische Stoffe wie Permethrin, Flumethrin und Cypermethrin. Sie ahmen die chemische Struktur von Pyrethrinen nach, natürlichen Insektiziden, die bei bestimmten Chrysanthemen vorkommen. Pyrethroide sind für Insekten abschreckend und tödlich.
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Insektenschutz-Gele als Alternative zu Sprays: Gerade bei Pferden, die sich nicht gern einsprühen lassen oder für empfindliche und schwer zu errreichende Körperpartien eignen sich Fliegen-Gele sehr gut. Mit dem Schwamm oder einem Tuch aufgetragen, versprechen diese Produkte eine bessere Haftung und somit auch eine langanhaltende Wirksamkeit gegen Plagegeister an besonders gefährdeten Körperstellen.
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Zebra-Look und Karo-Muster
Schon seit Jahren im Trend: Fliegendecken und -Masken mit Zebra-Streifen. Für den Zebra-Look gibt es einen Grund. Forscher aus Ungarn und Schweden untersuchten, welche Farbmuster Bremsen abschrecken. Das Ergebnis: Streifen wie bei Zebras mit einem hohen Farbkontrast halten die Insekten fern. Je schmaler die Streifen, desto unattraktiver sind sie für die stechenden Biester. Zu diesem Ergebnis kamen auch US-Forscher in einer anderen Studie.
Spannend: Offenbar halten nicht nur Decken mit Zebra-Streifen, sondern auch Karomuster lästige Plagegeister ab. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Tim Caro an der Uni Kalifornien. Eigentlich wollten die Wissenschaftler dem sogenannten Blend-Effekt der Zebra-Streifen auf die Spur kommen. Die Streifen bewirken eine Bewegungstäuschung, die den Insekten den Landeanflug erschwert. Erstaunliches Ergebnis der Studie: Die Fliegen landeteten häufig auf dunklen Decken, mieden aber nicht nur die gestreiften Decken, sondern auch solche mit Karomustern.
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Fliegenmasken
Fliegenmasken halten nicht nur lästige Insekten von Ohren und Augen fern. Sie schützen auch vor Bakterien, die Fliegen anschleppen und die zu Bindehautentzündungen führen können. Achten Sie darauf, dass die Maske sicher am Pferdekopf sitzt und gut abschließt, damit keine Insekten unter die Maske kriechen können. Das Material muss robust sein und Rangeleien mit anderen Pferden aushalten können.
Wenn diese drei Punkte passen, sitzt die Maske gut am Kopf – auch wenn findige oder verspielte Pferde trotzdem Wege finden, um sie abzustreifen.
- Augen: Zwischen Wimpern und Maske sollten zwei, drei Zentimeter Platz sein.
- Nase: Unter die Maske dürfen keine Fliegen gelangen. Dafür muss die Maske an Pferdenase und Ganasche eng anliegen.
- Ohren: Die Maske sollte groß genug sein, damit die Tiere ihre Ohren bewegen können.
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Lamellen-Vorhang als Fliegen-Barriere
Lamellen an Stalltüren schützen Pferde vor Regen, Schnee und Insekten. Doch im Sommer können Lamellen wie Pech und Schwefel aneinanderkleben; der Vorhang mutiert zur Matte, durch die sich empfindliche Pferde nicht mehr hindurch trauen. Die Luft im Stall wird stickig. Im Winter dagegen werden manche Vorhänge hart und brüchig. Im CAVALLO-Test schnitt die Pendeltürfolie von Großewinkelmann am besten ab. Sie trotzte dem Stress-Test im Labor bei unterschiedlichen Klima-Bedingungen am besten. Ob ein Lamellenvorhang zum Insektenschutz sinnvoll ist, hängt auch von den Gegebenheiten im Stall ab. Kommen ohnehin kaum Fliegen hinein, lieber vom Luftzug profitieren - haben die Pferde dagegen auch drinnen nicht ihre Ruhe, kann ein Lamellenvorhang sinnvoll sein.
Tipp: Nicht jedes Pferd weiß auf Anhieb, dass es einfach durch die Plastikstreifen gehen kann. Machen Sie es den Pferden leicht, und hängen Sie die Streifenvorhänge nach und nach auf: Erst einen, mit der Zeit nehmen Sie dann mehr Streifen dazu. Hängt der Vorhang bereits, können Sie ihn auch mit ein paar Streifen zur Seite schlagen. In den meisten Fällen gehen die Pferde nach einer gewissen Eingewöhnungszeit problemlos durch.
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Fliegenplage an der Wurzel packen mit Netzen und Co.
2006 sorgten zwei Forscher von der Universität Berlin für Aufsehen. Mit einem schwarzen, feinmaschigen und 1 Meter hohen Netz um eine Pferdeweide reduzierten sie die Fliegenplage dort um 90 Prozent. Der Grund: Das Netz war höher, als die meisten Insekten fliegen, und bremste sie so aus. Allerdings nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge. Deshalb kam das Produkt nie auf den Markt. Weil Mücken & Co. oft in Misthaufen brüten, verfolgen die Forscher nun den Ansatz, Dunggruben zu umzäunen. Das können Sie mit einem Moskitonetz auch selbst ausprobieren!
Natürliche Helfer: Sie wollen auf natürliche Weise gegen Insekten vorgehen? Lassen Sie Spinnennetze im Stall unbehelligt; darin fangen sich Mücken & Co. Auch Schwalben sind im Stall nützliche Untermieter: Eine Familie verputzt während der Brutzeit etwa 250.000 Insekten. Und wenn Sie genau wissen, dass aus Ihrem Teich die Mückenplage schlüpft: Wasserflöhe oder Bakterien wie Culinex machen Mücken-Larven den Garaus.
Nicht wirklich neu, aber immer wieder gut zu wissen: Pferdeweiden sollten nicht in der Nähe von Feuchtgebieten liegen. Und ist die Bremsenplage besonders schlimm, lassen Sie Pferde nachts auf die Weide. Da sind weniger Biester unterwegs.
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Bremsenfallen
Wie riesige Sonnenhüte baumeln sie auf Pferdeweiden und sollen die Tiere schützen: Nicht vor Sonnenbrand, sondern vor bissigen Bremsen. Angezogen vom großen schwarzen Ball der Falle, der sich in der Sonne aufheizt wie ein warmer Pferdekörper, sollen sie direkt nach oben in den hutförmigen Trichter und damit in die Falle schwirren.
Doch bereits im Jahr 2017 zeigte eine Studie, dass die Fallen kaum selektiv Bremsen fangen. Wissenschaftler untersuchten dabei von Mai bis Oktober sechs Fallen im Kreis Gütersloh und eine Falle in der Stadt Bielefeld (NRW). Sie wurden einmal wöchentlich geleert und der Fang im Labor bestimmt. Das Ergebnis: Der Anteil der Bremsen unter den gefangenen Tieren lag bei nur vier Prozent. Eine Studie zu Pferdebremsenfallen im Niedersächsischen Oldenburger Umland kam zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie die Studie aus 2017. Hier lag der Anteil des Beifangs bei fast 91 Prozent. In machen Bundesländern ist der Einsatz von Bremsenfallen darum gesetzlich beschränkt.
Die Vereinigung der Freizeitreiter und -Fahrer in Deutschland (VFD) hat 2017 eine Projektgruppe "Insektensterben + Bremsenfallen" gegründet. Sie hat folgende Regeln für den Einsatz von Insektenfallen mit minimiertem Beifang aufgestellt:
- Falle nur in der Bremsensaison aufstellen (ca. Mitte Juni bis Mitte September) und den Inhalt täglich kontrollieren. Im Spätsommer abbauen, wenn nur noch vereinzelt Bremsen darin sind.
- Falle nur über kurzrasigem Bewuchs aufstellen.
- Falle nur so aufstellen, dass sie die meiste Zeit des Tages in der Sonne ist, d.h. möglichst entfernt von Gehölzen.
- Fangflüssigkeit mit Spülmittel, Seife ohne Duftstoffe (z.B. Neutralseife) versetzen.
- Fangflüssigkeit alle drei Tage, bei hohen Temperaturen täglich wechseln.
- Fanggefäß nachts auf den Boden stellen, ebenso an kühlen Tagen, an denen keine Bremsen fliegen.
- Fanggefäß auch ohne Fangflüssigkeit nicht in der Falle belassen, das Fanggefäß ist auch ohne Flüssigkeit darin für die Insekten eine Falle
Zudem rät die VFD, bevorzugt auf andere Schutzmaßnahmen wie geeignete Weidewahl, Unterstände, Fliegenvorhänge und geeignete Bepflanzung zu setzen. Bremsenfallen sind angesichts von Insektensterben also mit Vorsicht zu genießen und sollten mit Bedacht eingesetzt werden.
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Welche Insekten fliegen wo?
Wiesen und Weiden: Auf Wiesen und Weiden fühlen sich vor allem Bremsen wohl, aber auch Gnitzen (deren Larven sich im Pferdemist entwickeln). Im hohen Gras verstecken sich zudem häufig Schildzecken (wie Gemeiner Holzbock, Auwaldzecke, Hyalomma-Zecke). Auch Dasselfliegen kommen hier vor.
Wälder: In und an Wäldern kommen besonders häufig Bremsen vor, ebenso wie Lausfliegen (Hirschlausfliege, Pferdelausfliege). Schildzecken leben ebenfalls in Wäldern und an Waldrändern – wobei die Hyalomma-Zecke ihre Wirte auch über mehrere hundert Meter verfolgen kann!
Bäche und Flüsse: Feuchte Landschaften wie Bach-/Fluss-Auen, Moore oder Sümpfe ziehen etliche Plagegeister an. Dazu zählen Bremsenarten, Gnitzen, Kriebelmücken und Stechmücken (etwa Gemeine Hausmücke, Rheinschnake, asiatische Tigermücke, japanische Buschmücke). Den Mücken genügen für die Ei-Ablage mitunter schon Pfützen, feuchte Mulden oder Regentonnen.
Ställe: In Stall-Nähe fühlen sich vor allem Fliegen (etwa Große Stubenfliege, Latrinenfliege, Wadenstecher) wohl. Sie legen ihre Eier oft in Pferdekot oder auf Misthaufen ab.
Welche Wirkstoffe helfen gegen Insekten beim Pferd?
DEET: Abkürzung für Diethylmethylbenzamid. Der chemische Stoff wurde 1946 von der US-Armee entwickelt, seit 1957 ist er für zivile Zwecke zugelassen. Insektenschutzmittel enthalten meist eine Konzentration von 20 bis 50 Prozent; Tropenschutz ist höher dosiert. DEET gilt als "Goldstandard" im Insektenschutz, weil er Mücken, Milben, Flöhe und Zecken auf Abstand hält: Diese werden vom Geruch abgeschreckt. Allerdings darf der Stoff nicht in die Augen, auf Schleimhäute oder in Wunden gelangen, weil er reizend wirkt. Auch Kunststoffe oder Leder können dadurch geschädigt werden.
ICARIDIN: auch Saltidin, Picaridin oder Bayrepel genannt. Der seit 1988 erhältliche chemische Stoff wirkt gegen Mücken sowie Zecken. Im Vergleich zu DEET ist Icaridin hautverträglicher. Die Konzentration in Insektenschutzmitteln liegt meist zwischen 10 und 30 Prozent.
IR3535: steht für Ethylbutylacetylaminopropionat. Der Wirkstoff wurde vor über 40 Jahren vom Konzern Merck entwickelt und ist angelehnt an eine natürliche Aminosäure. IR3535 schützt vor Mücken, Zecken, Bremsen und Fliegen. In Insektenschutzmitteln liegt die Konzentration zwischen 10 und 30 Prozent.
CITRIODIOL: Wird aus Zitroneneukalyptus gewonnen. Er gilt als einer der wirksamsten pflanzlichen Wirkstoffe; manche Studien setzen seine Wirksamkeit sogar mit der von DEET gleich, sofern die Konzentration identisch ist. Repellents enthalten den Stoff meist in einer Höhe von 10 bis 50 Prozent. Der Stoff ist auch für empfindliche Haut geeignet.
Ist der Insektenschutz umso besser, je höher die Konzentration der Wirkstoffe ist? Nein: Ist die Dosis hoch, verlängert sich dadurch "nur" die Wirkdauer, nicht die Wirksamkeit generell.
Welche Neuheiten gibt es bei Insektenprays?
Wie bereiten sich Hersteller von Insektenschutzmitteln auf neue Arten vor? Wir haben nachgefragt.
Gut aufgestellt: Hersteller sehen neuen Arten gelassen entgegen. "Bis jetzt ist es so, dass die Wirkstoffe auch gegen neue, invasive Arten schützen", sagt Nikolai Piefel von MM Cosmetic (Zedan), etwa gegen die Asiatische Tigermücke oder Japanische Buschmücke; das hätten Tests gezeigt. Schließlich werden Wirkstoffe wie Citriodoraöl, IR3535, Icaridin und DEET auch gegen Mücken in den Tropen eingesetzt. Auch pflanzliche Stoffe, die den Pferdegeruch "überduften", seien wirksam, so Katrin Ehrlich von Relax Biocare.
Neue Erkenntnisse im Blick: Daneben beobachten die Hersteller aber genau, welche wissenschaftlichen Studien es zum Thema Mücken gibt. "Anhand dieser Informationen bewerten wir unsere Produkte und überarbeiten sie bei Bedarf", erklärt Christian Klös von Leovet. Werden Produkte neu zugelassen, muss ihre Wirksamkeit zuvor in Studien belegt werden.
Insekten in Zeiten des Klimawandels
Insekten sind in allen Klimazonen der Welt beheimatet; sowohl im Eis als auch in der Hitze. Die meisten Gliedertiere leben jedoch in wärmeren Weltregionen. Das führt zum Trugschluss, dass jedes Insekt Profiteur des Klimawandels sei. Immerhin führt dieser seit Jahren zu weltweit steigenden Temperaturen. Hitzeperioden und Dürren sind keine Seltenheit mehr. Da müssen Insekten doch Gewinner des Wandels sein, oder?
Gewinner oder Verlierer? Der Klimawandel kennt beide Seiten. NABU-Expertin Janice Pahl erklärt, dass vor allem wärmeliebende, mobile Insekten derzeit vom Klimawandel profitieren. Sie können sich durch die höheren Temperaturen ausbreiten und neue Lebensräume besiedeln. Auch invasive Insektenarten, die aus dem wärmeren Ausland (zum Beispiel durch den Reise- oder Warenverkehr) eingeschleppt werden und sich mit der Zeit ausbreiten, zählen hierzu. Nicht zuletzt sind Insekten, die sich an die Veränderungen der Umwelt (Habitate) anpassen können, Gewinner des Wandels (sogenannte Habitat-Generalisten). Ihnen gegenüber stehen die Verlierer des Klimawandels: Die Habitat-Spezialisten können sich nicht an die veränderten Umweltbedingungen anpassen, da sie spezielle Lebensräume benötigen. Es leiden vor allem jene, die feuchte, kühle Habitate brauchen. Sie drohen auszusterben.
"Langfristig wird sich der Klimawandel auf die gesamte Insektenwelt negativ auswirken", so Pahl. Auch die Umwelt passt sich an Temperaturunterschiede an, das kann Wechselwirkungen mit der Insektenwelt zerstören.
Warum verschwinden Arten? Verschwinden Pflanzen, weil sie sich nicht anpassen können, werden Insektenpopulationen zurückgehen, die auf diese angewiesen sind. Außerdem hat jedes Insekt einen Temperaturtoleranzbereich; auch wärmeliebende werden diesen erreichen.
Drei eingewanderte Insektenarten, die Krankheiten übertragen können:
Asiatische Tigermücke aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Maximal 0,9 cm groß mit schwarz-weißer streifenartiger Musterung besonders an Hinterbeinen und -leib. Wirte sind vor allem Menschen und Vögel, auch Pferde sind bekannt. Sticht auch tagsüber. Überträgt unter anderem: West-Nil-, Chikungunya- und Zika-Virus.
Japanische Buschmücke, auch: asiatische Buschmücke. Aus Japan, Korea und China. Ähnelt der Tigermücke, ist jedoch größer und schwarz-braun-weiß gefärbt. Befällt Menschen und Nutztiere wie Pferde und Rinder. Sticht auch tagsüber zu und überträgt Chikungunya- und das gefährliche West-Nil-Virus sowie japanische Enzephalitis.
Hyalomma-Zecke aus Afrika, Asien und Südeuropa. Rund 2 cm groß mit auffällig braun-gelb gestreiften Beinen. Als Jagdzecke geht sie aktiv auf Wirtssuche, verfolgt Wirte hunderte Meter weit. Bevorzugt wählt sie große Wirte wie Pferde; auch Menschen sind befallen worden. Überträgt: Krim-Kongo-Fieber.
Schutz vor Insekten vs. Naturschutz?
Wissen Sie, um wie viel Prozent die Masse an Fluginsekten in Deutschland in den letzten dreißig Jahren zurückgegangen ist? Um unfassbare 76 Prozent, im Hochsommer sogar um bis zu 82 Prozent! Zu diesem Ergebnis kommt die sogenannte "Krefelder Studie" von Insektenkundlern, die die Zahl der Gliedertiere mithilfe von Flugfallen seit 1989 erfassen. Dabei haben die Tiere eine wichtige Funktion im Ökosystem – weil sie Obst und Gemüse bestäuben, die Pflanzenvielfalt auf Wiesen hochhalten, als Nahrungsgrundlage für andere Tiere dienen.
Kein Wunder also, dass Renaturierungsmaßnahmen auch darauf abzielen, die Insektenvielfalt zu erhalten. Doch profitieren davon neben Nützlingen wie Bienen auch eher unerwünschte Insekten wie Stechmücken? Von angelegten Blühflächen jedenfalls nicht, so das Ergebnis einer Meta-Studie. Die ziehen nämlich vor allem Käfer und Spinnen an; Zweiflügler, zu denen Stechmücken zählen, profitieren von Ackerrandstreifen & Co. weniger.
Von naturnaheren Gewässern hingegen müssten Bremsen und Stechmücken profitieren; schließlich legen sie hier ihre Eier ab. Anwohner etwa im renaturierten Altmühltal (Bayern) berichteten über eine vermehrte Mückenplage.
Dass man Stechmücken gezielt dezimieren kann, bewirbt die "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage". Sie geht entlang des Rheins mit BTI vor: Das Bodenbakterium tötet 90 Prozent der Stechmückenlarven in behandelten Gebieten. Aber: Mehreren Studien zufolge auch mindestens 50 Prozent der harmlosen Zuckmücken, die Vögeln, Fledermäusen, Libellen und Fischen als Nahrung dienen.
Blaues Band: Das ist der Name eines Bundesprogramms mit dem Ziel, die Wasserstraßen in Deutschland wieder naturnäher zu gestalten – also etwa Ufer und Auen zu renaturieren und mehr Biotope zu schaffen.