Besser als Heucobs? Heuflakes im Test

Heuflakes im Test
Sind Heuflakes besser als Heucobs?

Zuletzt aktualisiert am 10.12.2024
CAVALLO Heuflakes-Test, Pferdemaul von weißem Pferd in Eimer mit Heubrei, Schimmelmaul futtert aus Eimer
Foto: Lisa Rädlein

Als Schmankerl nach dem Reiten, zum Verstecken von Medikamenten, aber auch als Heuersatz für Pferde mit Zahnproblemen – das macht Presslinge wie Heucobs und Heuflakes als Zusatzfutter so beliebt. Denn: Ohne Heu kein Pferd. Wenn das Tier die trockenen Halme nicht mehr kauen kann, muss es mit der Schlabbervariante vorlieb nehmen: gehäckselt, gepresst und eingeweicht.

Bis die Portion angerichtet ist, braucht es jedoch bei den meisten Heucobs Geduld: Es dauert 15 bis 30 Minuten, bis sie sich vollständig im Wasser aufgelöst haben – mitunter sogar noch länger. Heißes Wasser beschleunigt die Zubereitungszeit, muss aber erst gekocht werden.

Einige Hersteller bieten deshalb inzwischen Heuflakes an: Das sind flacher gepresste Chips, die – so versprechen es die Fütterungsempfehlungen auf den Etiketten der Produkte – nach dem Einweichen direkt verfüttert werden können. Stimmt das wirklich? Sind Heuflakes wirklich besser als Heucobs? Das wollten wir herausfinden. Im gleichen Zug müssen sich die Flakes auch in punkto Nährstoffgehalt, Hygienezustand und Geschmack beweisen. Im Heuflakes-Test treten sechs Produkte unterschiedlicher Hersteller gegeneinander an. Alle Flakes bestehen aus getrocknetem Gras.

Labor-Check: Die Testergebnisse im Überblick

Der erste Eindruck der Heuflakes: Aussehen und Geruch

Mit jedem weiteren Sack Heuflakes, der in die Redaktion geliefert wird, fühlen wir uns heimischer: Schon auf dem Flur zu unseren Räumen steigt uns Heu-Duft in die Nase. Was für die Kollegen aus anderen Fachbereichen fernab der Ponyhof-Welt gewöhnungsbedürftig ist, lässt unsere stallduftliebenden Geruchsnerven jubilieren. Neugierig, wie wir Journalisten sind, müssen wir unsere Nasen gleich in die Säcke stecken. Schnuppern, gucken, fühlen wollen wir, was da drin ist!

Tatsächlich riechen die Heuflakes nicht alle gleich: manche nur nach Heu, manche würzig nach Kräutern. Der Geruch der Küsten-Heu-Flakes von Ströh etwa erinnert tatsächlich mehr an feuchte Salzwiesen als an frisches Heu. Auch in Größe und Farbe unterscheiden sich die Presslinge. Die Flakes von Agrobs, Masterhorse und Marstall sind eher größer und haben eine grün-braune Farbe. Blasser und kleiner sind die Chips von Pegus, Schröder und Ströh.

Welche Nährstoffe stecken in den Flakes?

Ob wir von der Farbe auf den Zucker- und Fruktangehalt schließen können? Uns fällt auf: Die blassen Heuflakes sind laut Nährstoffanalyse nicht so zuckerhaltig wie ihre grüneren Kollegen, und sie enthalten weniger Protein. Tatsächlich lässt sich an der Farbe des Rohprodukts ablesen, wann es geerntet wurde. Früh geschnittenes Heu hat eine grüne Farbe, weil es noch nicht so viel Rohfaser enthält. Überständiges Heu hat einen eher gelblichen Ton. Je dunkler das Grün, desto mehr Rohfaser steckt drin. Der Energiegehalt nimmt jedoch ab, was sich in niedrigeren Zucker-, Fruktan- und Proteinwerten niederschlägt.

Beim Zuckergehalt bewegen sich alle Produkte im Rahmen der DLG-Empfehlung für Heu. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hat hierfür einen Grenzwert von 10 Prozent angesetzt. Zucker ist zwar ein Energielieferant. Doch für Pferde, die zu dick sind oder Stoffwechselprobleme haben, sollte der Zuckergehalt möglichst niedrig sein. Den empfohlenen Wert für Fruktan von maximal fünf Prozent halten nur zwei Produkte ein (Schröder und Ströh). Hufrehe-Kandidaten reagieren besonders empfindlich auf das pflanzliche Kohlenhydrat, das aus dem Einfachzucker Fruktose aufgebaut ist.

Ein hoher Proteingehalt liefert ebenfalls viel Energie. Das Eiweiß wird vom Körper vor allem für den Muskelaufbau benötigt. Überschüssiges Protein muss jedoch abgebaut werden und belastet den Stoffwechsel. Freizeitpferde, die wenig leisten, haben daher keinen so hohen Proteinbedarf wie etwa ein Sportpferd oder eine trächtige Stute. Auch beim Proteingehalt gibt es unter den getesteten Heuflake-Produkten keine großen Ausreißer. Den maximal empfohlenden Wert der DLG (unter 12 Prozent) halten alle ein. Am höchsten ist der Proteinanteil bei den Marstall Wiesen-Chips, am niedrigsten bei den Pegus Natural Wiesenflakes.

Für den Wert der umsetzbaren Energie empfiehlt die DLG einen Rahmen zwischen 5,5 und 7,3 Megajoule. Die von uns getesteten Produkte liegen alle oberhalb dieses Richtwerts, wenn auch nur knapp.

Besonders für Pferde, die Heu nicht mehr richtig kauen können und deshalb Heucobs oder Heuflakes bekommen, um ihren Bedarf zu decken, ist der Rohfasergehalt wichtig. Beim Heu sollte dieser zwischen 30 und 33 Prozent liegen, rät die DLG. Mit um die 30 Prozent erfüllen alle sechs Produkte diese Empfehlung. Lediglich das Produkt von Marstall weist einen etwas niedrigeren Rohfasergehalt auf.

Der Rohasche-Anteil liegt bei allen Produkten unter zehn Prozent und entspricht damit der Empfehlung der DLG für Heu. Ein höherer Rohascheanteil kann darauf hinweisen, dass mehr Sand und Dreck enthalten sind – muss aber nicht. "Rohasche fasst alle anorganischen Mineralstoffe zusammen”, erklärt Laura Draack von der LUFA Nord-West. "Ist der Rohaschegehalt höher, kann das auch bedeuten, dass das Heu besser mineralisiert ist.”

So testet CAVALLO

Im Labor: Unsere Heuflakes-Proben untersuchte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LUFA Nord-West) mit Hilfe der Nahinfrarotspektroskopie (NIR). Dazu werden die Proben gemahlen und in Kapseln gefüllt. Diese werden im Nahinfrarot-Gerät mit Infrarotlicht durchstrahlt. Dann wird gemessen, wie stark das Licht von den einzelnen Proben zurückgestrahlt bzw. absorbiert wird. Anhand dieser Messwerte können die Labor-Mitarbeiter mit Hilfe festgelegter Referenzwerte feststellen, welche Menge an Nährstoffen in welcher Probe enthalten ist. Die Referenzwerte werden jährlich um neue Werte erweitert und geprüft.

Für die hygienische Analyse werden die Proben auf einen Nährboden in eine Lösung gesetzt. Dort ruhen sie vier Tage bei einer Temperatur von 30°C sowie einem weiteren Inkubationsschritt bei 25°C – optimale Wachstumsbedingungen für Bakterien. Die Auswertung erfolgt mit dem Mikroskop.

CAVALLO Heuflakes-Test, Plastikschale mit Flakes, werden mit Wasser begossen
Lisa Rädlein

In der Praxis: Wie gut die Heuflakes sich auflösen und welche Pferde am liebsten mögen, haben wir im Stall getestet.

Der Praxis-Check: Wie schnell lösen sich die Flakes auf?

Die Hersteller empfehlen, die Flakes mit Wasser zu übergießen. Sie könnten dann ohne Wartezeit oder bereits nach wenigen Minuten verfüttert werden. Wir lassen die Proben jeweils in kaltem und heißem Wasser aus dem Kocher quellen und stoppen die Zeit. Heißes Wasser wirkt Wunder. Jedes der von uns getesteten Heuflake-Produkte löst sich sekundenschnell komplett auf.

CAVALLO Heuflakes-Test, mit Wasserkocher heißes Wasser in eine Glasschüssel mit Flakes gießen, Heuflakes quellen auf
Lisa Rädlein

Unser Tipp: Zuerst mit heißem Wasser übergießen, dann kaltes Wasser dazu und umrühren, bis eine maulfreundliche Temperatur erreicht ist. Im kalten Wasser lösen sich die Heuflakes nicht so rasch auf. Dies dauert 2 (Marstall), 3 (Schröder, Ströh) oder 5 Minuten (Agrobs, Pegus, Masterhorse). Die Heuhäcksel sind bei den Flakes von Agrobs, Pegus, Marstall und Masterhorse gut erkennbar. Bei Schröder und Ströh entsteht ein feiner Brei.

CAVALLO Heuflakes-Test, in gequollenen Heuflakes werden Pflanzenfasern deutlich sichtbar
Lisa Rädlein

Der Praxis-Check: Welche Flakes schmecken am besten?

Sechs Pferde im Alter zwischen 9 und 32 Jahren naschten für unseren Geschmackstest Kostproben unserer Testprodukte. Wir bestimmten wie im Geschmackstest von Dr. Vivian Gabor die Präferenzen zwischen jeweils zwei Heuflakes-Sorten in zufälliger Reihenfolge. Dafür lösten wir jeweils pro Portion ca. eine Handvoll Flakes mit heißem Wasser auf. Die Testpferde bekamen das Futter aus optisch gleichen (und bekannten) Futterschüsseln.

CAVALLO Heuflakes-Test, Pferdemaul von weißem Pferd in Eimer mit Heubrei, Schimmelmaul futtert aus Eimer
Lisa Rädlein

Laut Geschmackstest von Dr. Gabor schmeckt dem Pferd das Futter am besten, welches es zuerst auffrisst. Der Favorit ist also nicht unbedingt das Futter, mit dem es zu fressen beginnt.

Die Heuflakes, die insgesamt am schnellsten verputzt wurden, waren die von Marstall, Masterhorse und Agrobs. Dann folgten die Flakes von Schröder, Pegus und Ströh.

Interessant: Die Favoriten waren die Produkte, die einen höheren Zuckeranteil haben. Diese hatten jedoch eine weitere Gemeinsamkeit: Die in den Flakes verarbeiteten Heuhäcksel sind im aufgelösten Zustand gut sichtbar. Die breiige Konsistenz war nicht so beliebt.

Aber: Bei unserem Test handelt es sich nur um Stichproben. Welchem Pferd was am besten schmeckt, ist natürlich ganz individuell.