Wissenswertes zu Räude beim Pferd
Es gibt verschiedene Räudemilben: Chorioptesmilben (Nagemilben), Psoroptesmilben (Saugmilben) und Sarkoptesmilben (Grabmilben). Allerdings sind beim Pferd in den mitteleuropäischen Ländern tatsächlich nur noch Chorioptesmilben verbreitet – und vermutlich sogar unterdiagnostiziert, weil Juckreiz an den unteren Extremitäten bei Pferderassen mit ausgeprägtem Fesselbehang wie Friesen oder Tinkern bei einigen Besitzern quasi als normal gilt.
»In 30 Jahren als Dermatologin hatte ich hingegen noch keinen Fall von Sarkoptesräude beim Pferd«, ordnet Dr. Regina Wagner die Situation ein. Der Befall mit diesen extrem seltenen Ektoparasiten beim Pferd ist in einigen Ländern wie etwa Österreich sogar anzeigepflichtig. Auch ein Befall mit Saugmilben ist sehr selten bei Pferden. Seuchenzüge mit Grabmilben datieren in Mitteleuropa lange zurück zu Zeiten des ersten und zweiten Weltkriegs.
Was verursacht Räude?
Chorioptes-Milben besiedeln die Haut und ernähren sich von Hautschuppen. Juckreiz entsteht einerseits aufgrund der Milben selbst und wegen der allergischen Reaktion auf Speichel und Kot der Milben. Die Parasiten werden in erster Linie durch direkten Kontakt von Pferd zu Pferd übertragen. Pferde können sich aber auch etwa über Putzzeug oder Gamaschen anstecken. Psoroptes-Milben leben auf der Haut ihres Wirts und ernähren sich von Körpersäften des Wirtes. Die Ansteckung mit Milben erfolgt hauptsächlich direkt durch Kontakt von Tier zu Tier, aber auch durch Putzzeug oder die Umgebung kann es zu einer Infektion kommen. Die Sarkoptes-Milbe durchläuft Teile ihres Entwicklungszyklus’ in 2 bis 3 Millimeter tiefen Gängen, die sie in die Haut bohrt. Daher der Name »Grabmilbe«. Sarkoptesräude ist hochansteckend und kann neben anderen Tieren (zum Beispiel Hunde, Schweine und Füchse) auch Menschen befallen (Zoonose).
Symptome bei Räude
Bei Befall mit Chorioptes-Milben (Chorioptes bovis) sind meist die Extremitäten betroffen, beginnend im Bereich der Fesselbeuge; selten breitet sich die Erkrankung auf Bereiche oberhalb der Sprunggelenke aus. Umgangssprachlich wird die Erkrankung daher auch als »Fußräude« bezeichnet. Die Schweifrübe ist seltener betroffen. Allerdings ist in Einzelfällen auch eine Ausbreitung auf andere Körperteile wie den Bauch (Abdomen), Axillar- und Leistengegend möglich. Die Erkrankung tritt gehäuft in den Wintermonaten auf.

Bei diesem Friesen haben sich Chorioptes-Milben eingenistet.
Typisch ist, dass Pferde mit den betroffenen Beinen stampfen, trippeln und versuchen, sich zu scheuern oder die Fesseln zu benagen. Die Haut schuppt sich, suppt und verkrustet; oft bildet sich ein talgiger, schmieriger Belag. Da die Veränderungen meist im Fesselbereich zu finden sind, läuft auch der Befall mit Chorioptes Milben unter dem Symptom »Mauke«. Psoroptesmilben (Psoroptes spp) befallen meist zuerst den Mähnenkamm, Schweif- und Schopfansatz. Die Hautveränderungen ähneln denen bei Sarkoptesräude.
Psoroptes cuniculi ist die Psoroptes-Milbe des Kaninchens und verursacht die sogenannte Ohrräude. Diese äußert sich insbesondere durch starkes Kopfschütteln, berührungsempfindliche Ohren und eine Schiefhaltung des Kopfes. Bei Befall mit den äußerst seltenen Sarkoptes-Milben (Sarcoptes spp.) beginnt der Juckreiz zuerst an Kopf, Hals und Widerrist; die Beine bleiben meist verschont. Die Haut fühlt sich warm an; wird krustig, borkig und sondert entzündliches Sekret ab. Fleckenförmiger Haarausfall, ständiges Scheuern und Faltenwurf der Haut (vor allem an Hals und Schulter) sind typisch. Erkrankte Tiere magern ab (Kachexie) trotz Appetit. Die Erkrankung ist extrem juckend und ist auch für den Menschen ansteckend.
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