Gallensteine bei Pferden: Wie werden sie behandelt?

Ursachen, Symptome, Erste Hilfe
So helfen Sie Ihrem Pferd bei Gallensteinen

Veröffentlicht am 06.01.2024
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Foto: Juliane Fellner

Wissenswertes zu Gallensteinen

Im Gegensatz zum Menschen und anderen Tieren besitzt das Pferd keine Gallenblase, in der Gallenflüssigkeit gespeichert wird. Gebildet wird die Galle von Leberzellen. Sie fließt aus den Gallenkapillaren in die kleinen Gallengänge der Leber. Diese schließen sich zusammen zum Hauptgallengang (Ductus choledochus), der in den Zwölffingerdarm, einen Teil des Dünndarms, mündet. Die Leber ist ein sehr wichtiges Organ. Sie bewältigt den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel. Dazu kommen andere lebensnotwendige Aufgaben wie die Entgiftung und Ausscheidung von Stoffen.

Die grünliche Flüssigkeit besteht aus Wasser, Gallensäuren, Gallenfarbstoffen, Cholesterin, Stoffwechselabbauprodukten, Salzen und Schleim. Verdaut das Pferd Fettiges, wird sie in den Darm abgegeben. Auch die in der Galle enthaltenen Abfallprodukte gelangen so in den Darm und verlassen mit dem Kot den Körper.

Ursachen

Wenn die Bestandteile der Galle ins Ungleichgewicht geraten, können sich Gallensteine (Cholelithen) bilden. Das sind feste, kristallisierte Produkte der Gallenflüssigkeit. Sie können als Hepatolithen in den Gallengängen der Leber vorkommen. Befinden sie sich im Hauptgallengang, heißen sie Choledocholithen. Tierärzte sprechen von einer Cholelithiasis, wenn ein Gallenstein vorhanden ist. Die gute Nachricht: Beim Pferd passiert das selten.

Warum Cholelithen entstehen, ist nicht sicher geklärt. Tierärzte gehen davon aus, dass eine bakterielle Entzündung des Dünndarms meist die Ursache ist. »Die aszendierende Infektion verursacht vermutlich eine Cholangitis«, sagt Dr. Sibel Özgen. Im Lebergewebe von Gallensteinpatienten werden oft Darmbakterien gefunden. Über den Zwölffingerdarm gelangen die Erreger vermutlich in den Hauptgallengang und von dort in die Gallengänge. »Auch Pflanzenpartikel wurden in Gallensteinen gefunden, was die These der retrograden Invasion aus dem Duodenum unterstützt«, berichtet die Tierärztin.

Enzyme, die von Zellen der Gallengänge, Leberzellen und einigen Bakterienarten gebildet werden, wandeln dann den löslichen Gallenfarbstoff Bilirubin in eine unlösliche Form um. Bilirubin ist ein gelbes Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, das normalerweise über die Galle ausgeschieden wird. In unlöslicher Form verbindet es sich mit Kalzium und wird zu festem Kalzium-Bilirubinat, dem Hauptbestandteil von Gallensteinen beim Pferd. Parasiten könnten ebenfalls schuld sein, wenn Cholelithen entstehen. Wandern Wurmlarven durch die Leber, lösen sie Entzündungen aus, die zur Bildung von Gallensteinen führen können. Dringen Fremdkörper ins Gallengangsystem ein, kann das zu Gallenkonkrementen führen. Tiermediziner fanden schon Holzstückchen oder Kotbestandteile in Gallensteinen.

Symptome bei Gallensteinen

Kleinere oder vereinzelt vorkommende Gallensteine verursachen manchmal gar keine Beschwerden. Sind größere Cholelithen entstanden, entzünden sich in vielen Fällen die Gallengänge und das umliegende Lebergewebe. Das Pferd bekommt Fieber, hat keinen Appetit. Meistens färben sich die Schleimhäute gelb, und der Tierarzt findet stark erhöhte Leberwerte im Blut.

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Niedermaier

Leberprobleme können eine Folge von unerkannten Gallensteinen sein. Von den entzündeten Gallengängen können Erreger auf Leberzellen übergreifen. Oft kommt es dann zur Gelbsucht (Ikterus). Sie wird durch Bilirubin verursacht, das von der Leber ins Blut gelangt. Da der Bilirubinstoffwechsel teilweise in der Leber abläuft, tritt der gelbe Farbstoff ins Blut, wenn Leberzellen zerstört werden. Zum Ikterus kommt es auch, wenn größere Steine die Gallengänge verstopfen. Die Galle staut sich dann in der Leber, bis die Zellverbindungen zwischen den Leberzellen reißen (Stauungsikterus). In seltenen Fällen können Leberzellen absterben. Auch eine Fibrosierung der Leber (Zirrhose) ist möglich: Dabei werden die durch Stauungsdruck oder Entzündung zerstörten Leberzellen durch Bindegewebe ersetzt. Die Leber verliert nach und nach ihre Funktion, bis sie schließlich versagt.

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Lisa Rädlein

Leberschäden können schnell lebensgefährlich werden, weil dabei giftiges Ammoniak ins Blut gelangt. Schlimmstenfalls fällt ein unbehandeltes Pferd irgendwann ins Koma und stirbt.

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