Alibi kämpfte. Seit Tagen kam der schwarze Hengst nicht auf seine Beine. Immer wieder versuchte er aufzustehen – vergeblich. Er litt unter atypischer Weidemyopathie, die seine Muskeln zerstört hatte; Alibi musste eingeschläfert werden.
Pierre Schoenaers hatte den Kampf des Pferds in einer belgischen Tierklinik miterlebt. Als Tiermedizin-Student absolvierte er 2007 gerade seine klinischen Wochen im letzten Studienjahr: "Es war hart für mich mitanzusehen, wie der Hengst kämpfte." Schoenaers beschloss eine Lösung zu finden, die Pferden wie Alibi helfen sollte.
Entwickler
Nach Abschluss seines Studiums sparte Pierre Schoenaers Geld, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Zusammen mit seiner Frau Mathilde Bourély, ebenfalls Tiermedizinerin, arbeitete er jahrelang an der passenden Technik. Das Ergebnis: der Equi-lift C (Classic), ein aufblasbares Luftpolster, das festliegende Tiere beim Aufstehen unterstützt.
Inzwischen gibt es zwei weitere Modelle: den Equi-lift M und RC. Sie schützen Pferde während und nach Vollnarkosen, die für die Tiere immer heikel sind. Das Modell M, eine Operationsmatratze, entstand auf Anfrage der belgischen Tierklinik Equitom.
Beim Equi-lift RC, einem Luftpolster für die besonders riskante Aufwachphase nach Narkosen, ging das Ehepaar auf Tom Mariën, Gründer und CEO von Equitom, zu. Schoenaers und Bourély tauschten sich mit dem Klinikchef über ihre Idee für ein RC Modell aus, konzipierten und testeten in seiner Klinik verschiedene Prototypen.
Herausforderungen
Auch wenn bei der Entwicklung der Equi-lift-Modelle die Expertise verschiedener Tiermediziner einfloss, standen Schoenaers und Bourély oft vor Schwierigkeiten. Angefangen beim Material. Es musste hautfreundlich, dehnbar und leicht sein, um den Anforderungen an die Modelle gerecht zu werden. Behandeltes PVC erwies sich als die beste Option. Ein anderes Problem war die Produktion: Zwei Jahre suchte Pierre Schoenaers nach einem Hersteller aufblasbarer Fabrikate, der den Equi-lift C produzieren wollte.
Einsatzbereiche
Das Modell C kann in nahezu jeder Situation als Aufstehhilfe angewendet werden. Einzige Voraussetzung: ein weicher Untergrund, um das Luftbett nicht zu beschädigen. Der Boden sollte von spitzen Gegenständen befreit und unter Umständen mit Stroh ausgelegt sein.
Bis das Pferd im Equi-lift C steht, ist Muskelkraft gefragt: Helfer ziehen zuerst das unaufgeblasene Polster unters Pferd; die Beine kommen in vorgesehene Löcher. Dann wird das Tier in Brustlage gebracht und solange gestützt, bis ein Kompressor den Equi-lift aufgepumpt hat. Das dauert vier Minuten. Erhältlich ist das C-Modell in zwei Standardgrößen für Ponys und Pferde.
Die anderen Modelle sind in Tierkliniken im Einsatz. Der Equi-lift M ähnelt einer Luftmatratze.

Seine weiche Oberfläche unterstützt die Muskeldurchblutung bei Operationen, was das Risiko von Schäden (post-anästhetische Myopathie) minimiert. Denn durch langes Liegen entzünden sich Muskeln; das Gewebe verhärtet und schmerzt. Die Pferde können nicht oder nur mühsam aufstehen und stürzen leichter beim Aufwachen.
Hier setzt der Equi-lift RC (Recovery Cushion) an.

Er soll das Verletzungsrisiko nach Narkosen herabsetzen, indem er Stürze in der gefährlichen Aufwachphase verhindert. Seine Grundform erinnert an ein U, in dessen Mitte sich ein weiteres Kissen befindet.

Ein Hebekran positioniert das narkotisierte Tier nach der OP auf diesem Kissen. Der Kopf liegt auf einer Längsseite und ist wie der Schweif über einen Seilzug fixiert. Ein weiteres Luftkissen schließt die offene Seite des U; die Pferdebeine liegen in den entstandenen Hohlräumen.

Das Tier erwacht umgeben von Luftpolstern, die es bei Aufstehversuchen vor Stürzen bewahren. Außerdem betreut ein Tierpfleger das Pferd und unterstützt mithilfe der Stricke die Aufwachphase. Sobald der Patient sicher steht, entfernt der Pfleger die mittleren Kissen.
Anwender
Bislang sind 50 Equi-lift-Systeme im Einsatz (40 C-, 6 M-, 4 RC-Modelle), vor allem in Belgien und Frankreich. Tiermediziner können jedes Modell erwerben; das Modell Classic können zudem Pferdetrainer oder Besitzer eines Reitsportzentrums kaufen. Allerdings empfehlen Schoenaers und Bourély, den Equi-lift C nur in Anwesenheit eines Tierarztes zu verwenden. Zwar ist bisher kein Tier beim Aufblasen des Luftkissens in Panik geraten, dennoch kann eine Sedierung nötig sein.
Kosten
Je nach Modell und Kundenwunsch variiert der Kaufpreis. Die Operationsmatratze ist ab 3 500 Euro erhältlich. Das Modell Classic kostet zwischen 3 700 und 4 100 Euro, der Equi-lift RC bis 7.500 Euro. Im Preis enthalten sind ein Kompressor sowie Fachzubehör.
Kontakt
Für weitere Informationen und Videos zu den Modellen: www.equi-lift.com Falls Sie ein direktes Anliegen haben, kontaktieren Sie Pierre Schoenaers unter: equi-lift@hotmail.com