- Wann sollte das Wasser untersucht werden?
- Wo testen lassen?
- Was sagt mir das Ergebnis?
- Wie wird das Wasser sauber?
- Was wird bei einer Analyse untersucht?
- Welche Grenzwerte gelten für Tränkwasser?
- Die wichtigsten Orientierungswerte*
Wann sollte das Wasser untersucht werden?
Durchfall, Lahmheiten oder Schäden an Leber und Niere: Die Auswirkungen von verkeimtem oder belastetem Wasser sind vielfältig und nicht immer klar zuzuordnen.
Pferde reagieren empfindlich etwa auf Stoffe wie Nitrat, Schwermetalle wie Cadmium oder Spurenelemente wie Eisen. "Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt", sagt Ann-Kathrin Schieder, Tierärztin bei Laboklin in Bad Kissingen/Bayern. "Er hat den Überblick über die Pferde im Bestand und kann am besten einordnen, welche Untersuchungen nötig sind."
Lassen Sie Ihr Wasser jährlich analysieren. Vor allem die Wasserqualität in Fässern auf der Weide kann heikel sein.
Wo testen lassen?
Wählen Sie ein akkreditiertes und zugelassenes Trinkwasserlabor. "Oft bieten Labore, die Pferdefutter analysieren, auch Tränkwasseranalysen an", sagt Julia Helmig von der LUFA NRW in Münster. LUFA steht für Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt. "Unsere Labore sind in Deutschland gut vertreten", sagt Helmig. Eine Auflistung der Lufen nach Bundesland finden Sie auf der Website unter www.vdlufa.de.
Wichtig, um verfälschte Ergbnisse zu vermeiden: Sorgen Sie dafür, dass der Zeitraum zwischen Probenahme und Untersuchung so kurz wie möglich ist. Nutzen Sie den Expressversand per Post oder örtliche Probenannahmestellen, die z.B. Lufen anbieten.
Was sagt mir das Ergebnis?
"Das Ergebnis besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt", rät Tierärztin Ann-Kathrin Schieder von Laboklin. Und auch einige Sachverständige für Pferdehaltung und Fütterungsexperten haben zum Teil viel Erfahrung mit Tränkwasser-Problemen. Denn Grenzwerte (siehe Abschnitt "Welche Grenzwerte gelten für Tränkwasser?") dienen der Orientierung, sind aber nicht speziell auf Pferde ausgelegt.
Nicht jeder Tierarzt kennt sich mit Wasser-Analysen aus. "Deshalb stehen die meisten Labore für Rückfragen zur Verfügung", so Anne-Kathrin Schieder. Laboklin etwa berät Tierärzte und Stallbesitzer. Wichtig: "Für valide Ergebnisse kommt es auf eine korrekte Probenahme an."
Wie wird das Wasser sauber?
Hohe Keimbelastung: Tanks, Tränken und im Zweifel auch Leitungen reinigen. Zur Wasserdesinfektion gibt es z.B. Systeme, die mit UV-Licht arbeiten. Zudem gibt es Zusätze mit aktivem Chlor, die Keime abtöten und den Biofilm abbauen. "Prüfen Sie außerdem, ob die Leitungen dicht sind", sagt Julia Helmig. Grundsätzlich gilt: Wasser sollte fließen. Dann können Keime nicht so stark wachsen.
Zu viel Eisen und Salze: Spezielle Filteranlagen an den Leitungen enteisen das Wasser oder filtern Nitrate und andere Salze heraus.
Was wird bei einer Analyse untersucht?
Die LUFA NRW in Münster bietet zur Wasseranalyse vier Möglichkeiten an:
Die kleine Tränkwasseruntersuchung gibt einen guten Überblick über Keime wie E.coli, pH-Wert und Elemente wie Eisen, Nitrat oder Sulfat. Auch KBE (koloniebildende Einheiten) werden im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung analysiert. "Die Kosten liegen bei circa 50 Euro", sagt Julia Helmig.
Die große Tränkwasseruntersuchung kostet etwa 140 Euro. Mit ihr sind laut Julia Helmig sämtliche Parameter aus dem Orientierungsrahmen des BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) abgedeckt.
Eine rein mikrobiologische Tränkwasseruntersuchung, in der auf Keime wie E.coli und Coliforme Keime untersucht wird und Mineralstoffe außen vorgelassen werden, ist ebenfalls möglich.
Die chemisch-physikalische Wasseruntersuchung gibt eine gute Übersicht über die anorganischen Inhaltsstoffe im Wasser wie etwa Ammonium – was zum Beispiel Ursache für schlecht riechendes Wasser sein kann. Auch die Leitfähigkeit des Wassers wird bei dieser Analyse gemessen. Sie ist ein Maß dafür, wie viele Salze im Wasser gelöst sind.
Das Untersuchungsspektrum der verschiedenen Labore kann tatsächlich variieren. Manche bieten zum Beispiel nur mikrobiologische Untersuchungen an. Bei der LUFA NRW können Pferdebesitzer durch Einzel- oder Zusatzanalysen weitere Parameter untersuchen lassen. "Die Preise dafür variieren zwischen 10 und 55 Euro", sagt Julia Helmig. Wer sich unsicher ist, welche Parameter er untersuchen lassen soll, sollte sich im Vorfeld vom Tierarzt oder bei den Laboren beraten lassen.
Welche Grenzwerte gelten für Tränkwasser?
Grenzwerte für Tränkwasser gibt es nicht. Um die Ergebnisse einer Tränkwasseranalyse einzuschätzen, nutzen Labore die Orientierungswerte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Rechtlich bindend sind sie nicht.
Ist die Überschreitung eines Werts gleich kritisch zu sehen? Zum einen ist entscheidend, um welchen Wert es sich handelt, zum anderen die Dauer. "Die Aufnahme von Schwermetallen oder Nitrat über einen langen Zeitraum kann zu Problemen führen", sagt Julia Helmig. "Ist das Wasser stark mikrobiologisch verunreinigt, kann selbst einmaliger Konsum zu Verdauungsproblemen führen."
Für wen gelten die Werte? Die Orientierungswerte gelten für landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine, Geflügel und Wiederkäuer. Speziell auf Pferde ausgelegt sind sie nicht. Das kann bei manchen Stoffen schwierig sein, da Pferde empfindlicher reagieren. Etwa auf Nitrat. 20 bis 50 mg/ml im Wasser können eine schleichende, über 50 mg/ml eine akute Vergiftung auslösen.
Die wichtigsten Orientierungswerte*

*relevant für Pferde für eingespeistes und im Verteilersystem befindliches Tränkwasser laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in mg/l