Helgstrand ist zurück: Kritik am Comeback

Helgstrand-Comeback
Neuer Sieg, alte Schatten: Helgstrand ist zurück

Zuletzt aktualisiert am 13.03.2025
Andreas Helgstrand in der Dressurprüfung der FEI European Championships 2023
Foto: DeFodi Images/ gettyimages

Helgstrand-Comeback unter kritischer Beobachtung

Helgstrands Karriere war in den letzten Jahren nicht nur von sportlichem Erfolg, sondern auch von zahlreichen Skandalen geprägt. Der erschütternde Fall aus dem Jahr 2023, bei dem er durch eine TV-Dokumentation wegen tierschutzwidriger Praktiken in seinem Stall massiv in die Kritik geriet, hatte zu seiner Sperre geführt. Seitdem war es ruhig um den dänischen Unternehmer, der mit Helgstrand Dressage zu den größten Akteuren im internationalen Pferdehandel gehört. Sein Comeback in Herning wurde daher mit Spannung erwartet – und von vielen auch mit Skepsis beobachtet.

Im Grand Prix konnte Helgstrand mit dem elfjährigen KWPN-Hengst Jovian einen soliden Sieg einfahren, wenn auch mit nur 72,478 %. Doch die Darbietung war nicht frei von Kritik: Dressurexperten monierten eine fehlende Versammlung und hektische Piaffen, während Jovians eindrucksvolle Mechanik nach vorne erneut die Aufmerksamkeit auf sich zog. In der Musikkür unterlag Helgstrand mit 78,230 % knapp der Deutschen Dorothee Schneider auf Dayman.

Hat das Jahr der Sperre Spuren hinterlassen?

Die zentrale Frage bleibt jedoch, ob Helgstrand die Zeit der Sperre genutzt hat, um seine Praktiken zu überdenken und das Wohl seiner Pferde in den Vordergrund zu stellen. Auf den sozialen Medien hagelt es weiterhin Kritik. Viele werfen ihm vor, dass sich nichts geändert habe und der Tierschutzskandal bereits wieder vergessen sei. Tatsächlich gibt es bislang keine öffentlich zugänglichen Beweise dafür, dass in Helgstrands Ställen grundlegende Änderungen zugunsten der Pferde stattgefunden haben. Die dänische Presse berichtet zudem von finanziellen Problemen bei Helgstrand Dressage, was den Druck auf den Unternehmer, schnell sportliche Erfolge und damit verbundenen Umsatz zu erzielen, zusätzlich erhöhen könnte.

Pferdewohl im Fokus? Ein undurchsichtiger Status quo

Seit der Dokumentation, die 2023 verdeckte Missstände in Helgstrands Stall ans Licht brachte, ist es still geworden, was unabhängige Einblicke in seine Trainingsmethoden angeht. Insiderberichte, die die Zustände im Stall beurteilen könnten, fehlen. Viele fragen sich, ob die große Aufmerksamkeit nach dem Helstrand-Skandal zu nachhaltigen Verbesserungen geführt hat oder ob nur an der Oberfläche gearbeitet wurde, um das Image zu retten. Eine transparente Kommunikation zu diesem Thema bleibt aus. Zwar betont Helgstrand in Interviews, dass ihm das Wohl seiner Pferde am Herzen liege, doch konkrete Maßnahmen oder unabhängige Audits wurden nicht öffentlich gemacht. Kritiker des Dressursports fordern daher eine strengere Überwachung und mehr Offenheit, um langfristige Verbesserungen sicherzustellen.

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Kommentar: Ein Comeback mit Fragezeichen

Der Sieg in Herning mag für Andreas Helgstrand ein Schritt zurück ins Rampenlicht sein, doch die Schatten der Vergangenheit sind noch lange nicht verschwunden. Die Diskussion über das Pferdewohl und die Verantwortung des Menschen im Dressursport muss durch sein Comeback an Fahrt aufnehmen! Wie ein Hengst -in der Piaffe hektisch hoppelnd, als Antwort auf die in seine Seiten schonungslos hackenden Sporen- noch so artig sein kann, ist mir ein Rätsel. Das noch viel größere Rätsel ist allerdings, warum so ein Ritt auch noch gut bepunktet wird. Mir ist ehrlich gesagt richtig schlecht geworden bei dem Anblick – aber ich bin auch kein internationaler Richter. Solange man mit einer solchen Reiterei den Sieg davonträgt und solange Transparenz und glaubwürdige Maßnahmen fehlen, bleibt die Kritik an Helgstrand und an der Dressurwelt als Ganzes bestehen. Denn: Helgstrands Rückkehr zeigt einmal mehr, wie man mit problematischen Akteuren umgeht – man sieht weg! Die Frage ist, ob der Sport es sich leisten kann, solche Comebacks ohne klare Zeichen der Besserung zu akzeptieren.