Pferde brutal gequält: Vorwürfe gegen Bereiter aus NRW

Schwere Vorwürfe gegen Bereiter aus NRW
Pferde brutal gequält

Veröffentlicht am 02.04.2025
Ein traurig blickendes Pferd durch Gitterstäbe
Foto: RyanJLane/ gettyimages

Brutale Trainingsmethoden – Pferde litten unter Qualen

Die Anschuldigungen sind erschütternd: Der Mann soll Pferde an Kopf und Schweif fixiert in dunklen Hallen stehen gelassen, ihre Zungen mit Schnürsenkeln hochgebunden und einen Sperrriemen mit Draht umwickelt haben. Nach extrem harten Trainingseinheiten an der Doppellonge waren die Tiere schweißgebadet und zitterten vor Angst. Laut Zeuginnen zeigten die Pferde eindeutige Zeichen von Panik: Sie wichen in ihrer Box vor ihm zurück, als wüssten sie genau, was sie erwartet. Stallmitarbeiterinnen filmten ihn heimlich, um Beweise für das unsägliche Leid zu sammeln. Doch trotz mehrfacher Hinweise griff der Stallbetreiber lange nicht ein.

"Er hat die Pferde gebrochen" – eine Zeugin berichtet

Der Instagram-Kanal des WDR, @DiemitdenPferden, hat mit einer ehemaligen Arbeitskollegin des Mannes gesprochen. Sie hat die Szenen hautnah miterlebt. Ihr Lebenstraum war es, mit Pferden zu arbeiten – doch was sie in diesem Stall erleben musste, ließ sie daran zerbrechen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

"Ich habe das kaum noch ertragen. Ich habe so Bauchschmerzen jedes Mal gehabt, wenn ich den da gesehen habe, und die Pferde taten mir so leid, dass ich das nicht mehr ertragen konnte. Ich habe den Stall verlassen – wegen ihm." Es blieb nicht nur bei dem stillen Leiden der Pferde. Die Zeugin und andere Mitarbeiterinnen gingen zum Stallbetreiber, doch der beschuldigte Bereiter wusste sich herauszureden. "Er hat furchtbar gut gelogen. Er hat alles so dargestellt, als wäre man nur neidisch auf seinen Erfolg und wolle ihn sabotieren." Erst 2023 wurde der Bereiter nach der Veröffentlichung von belastendem Videomaterial entlassen.

Der Beschuldigte weist alles von sich

Der Mann selbst streitet alle Vorwürfe ab. Er betont, dass seine Pferde nie Angst vor ihm gehabt hätten und dass er stets professionell gearbeitet habe. "Zu keinem Zeitpunkt sind die Pferde, wenn ich die Box betrat, zurückgewichen. Vielmehr habe ich alle Pferde professionell ausgebildet und auch professionell auf Reitturnieren vorgestellt." Auch der Stallbetreiber gibt an, erst spät von den Vorwürfen erfahren zu haben. Dennoch bleibt die Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis gehandelt wurde?

Die Reitsportverbände: Wegsehen statt Eingreifen?

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) wurde bereits im April 2024 informiert, doch ein Disziplinarverfahren ließ lange auf sich warten. Der Verband verweist auf seinen begrenzten Handlungsspielraum. Die FN kann Turniersperren verhängen, doch gegen Trainingsmethoden im privaten Stall hat sie keine Handhabe. Eine Anzeige bei den Behörden? Wurde bisher nicht erstattet. Im Moment läuft das Disziplinarverfahren des Pferdesportverbands Westfalen gegen den Mann.

Kommentar: Wann hört das endlich auf?

Dieser Fall offenbart wieder einmal ein beunruhigendes Systemversagen. Misshandlungen bleiben oft lange unentdeckt, Täter können weitermachen, während Pferde still leiden. Ohne entschlossene Maßnahmen bröckelt das Vertrauen in den Reitsport weiter bis nichts mehr davon übrig bleibt – nicht nur unter Insidern, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. Aber nicht nur in Deutschland haben wir immer wieder mit Misshandlungen von Pferden im Sport zu tun. Auch ein alter Fall aus South Carolina ging zuletzt unter dem Hashtag #justiceforcobain auf den sozialen Medien viral, nachdem sich eine Zeugin nun, einige Zeit nach dem Vorfall, öffentlich dazu äußerte. Die Bereiterin Shannon Eckel soll ein Pferd mit dem Kopf am Knotenhalfter am höchsten Punkt der Boxengitter über mehrere Stunden unbeaufsichtigt angebunden haben als "Disziplinarverfahren" nach einem Ungehorsam. Das Pferd starb an den Folgen sich selbst zu befreien. Ich komme nicht umhin, mir bei solchen Meldungen immer wieder diese eine Frage zu stellen: Was um Himmels willen ist in den Köpfen solcher Menschen kaputt? Ich kann nicht in Worte fassen, wie unfassbar wütend und traurig mich solche Skandale machen. Warum sind Menschen zu solchen Brutalitäten bereit? Warum entscheidet man sich für eine berufliche Laufbahn mit Pferden, wenn einem das Wohl des Tiers dermaßen egal ist, dass man es sogar zu Tode quält? Wann hört dieses Leiden endlich auf?