FN in der Finanzkrise

Drastische Sparmaßnahmen angekündigt
FN in der Finanzkrise

Zuletzt aktualisiert am 16.05.2024
Pferdesilhouette aus Geldscheinen auf weißem Hintergrund
Foto: georgnroll/ Gettyimages

Finanzielles Defizit größer als erwartet

Laut FN-Präsident Hans-Joachim Erbel schloss das Jahr 2023 mit einem Defizit von 976.000 Euro ab, statt des geplanten Minus von 450.000 Euro. Hauptursachen waren Planungsfehler und unerwartete Kostenabweichungen, die zu einem Gesamtabweichen von 2,3 Prozent führten. Dieser Fehlbetrag stellt eine erhebliche finanzielle Belastung dar und zwingt den Verband nun zu drastischen Einsparungen.

Freistellung des Finanz-Geschäftsführers

Eine der ersten Konsequenzen aus dem Finanzdebakel war die Freistellung des für die Finanzen zuständigen Geschäftsführers. Erbel betont, dass es keinen Verdacht auf Veruntreuung gibt, sondern dass die Freistellung auf Planungsfehler und Verletzung der Informationspflicht zurückzuführen ist. Trotz des Fehlverhaltens des Geschäftsführers stellt sich die Frage, ob nicht auch interne Kontrollmechanismen versagt haben.

Sparmaßnahmen für 2024

Um den Haushalt für 2024 zu stabilisieren, hat die FN weitreichende Sparmaßnahmen beschlossen. Zu den wichtigsten Punkten zählen:

  • Einstellungsstopp und Streichung von Bonuszahlungen: Diese Maßnahmen sollen die Personalkosten erheblich reduzieren.
  • Absage von Veranstaltungen: Der Championatsball und andere Projekte wurden gestrichen.
  • Kosteneinsparungen in allen Bereichen: Eine konzertierte Aktion aller Abteilungen hat zusätzliche Einsparpotenziale aufgezeigt.

Auswirkungen auf den Turniersport

Die FN ist in hohem Maße von den Umsätzen im Turniersport abhängig. Obwohl sich dieser Bereich auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert hat, bleibt er eine unbeständige Einnahmequelle. Der Sparkurs könnte die Organisation und Durchführung von Turnieren beeinflussen, was wiederum negative Auswirkungen auf die gesamte Pferdesport-Szene haben könnte. Reiter, Trainer und Züchter könnten unter den Einsparungen leiden, da weniger finanzielle Mittel für wichtige Veranstaltungen und Projekte zur Verfügung stehen.

Kritische Stimmen und der Weg nach vorne

Die Ankündigung der Sparmaßnahmen hat erwartungsgemäß zu Kritik geführt. Viele Mitglieder fordern mehr Transparenz und Mitsprache bei der Entscheidungsfindung. Es besteht die Sorge, dass die Einsparungen langfristig die Qualität und Vielfalt des Pferdesports beeinträchtigen könnten. Erbel betont in einem von der FN veröffentlichten Interview, dass konstruktive Kritik willkommen ist und dazu beitragen soll, die Zukunft des Verbandes zu sichern. Es bleibt abzuwarten, wie effektiv die angekündigten Kontrollmechanismen und ein neu überarbeitetes Planungsinstrumentarium sein werden.

Externe Wirtschaftsprüfung soll Klarheit schaffen

Die Entlastung des Präsidiums und des Geschäftsführenden Vorstands sowie die Genehmigung der Haushaltsplanung 2024 wurde auf eine außerordentliche Verbandsratssitzung in naher Zukunft verschoben. Vor dem neuen Termin soll eine Überprüfung durch einen externen, unabhängigen Wirtschaftsprüfer stattfinden. Dabei stehen insbesondere folgende Fragen im Mittelpunkt: Wurde das Controlling in der FN bislang ausreichend praktiziert? Welche Schwächen hatten die Kontrollmechanismen? Wie können diese optimiert werden? Die Ergebnisse der Überprüfung sollen in der außerordentlichen Verbandsratssitzung präsentiert werden. "Unsere Mitglieder geben uns durch die Vertagung die Chance, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen und Vertrauen wieder aufzubauen", erklärte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach in einer Pressemitteilung.

Kommentar:

Es ist ein Balanceakt zwischen Einsparung und Qualität. Die FN steht vor der Herausforderung, einerseits dringend benötigte finanzielle Stabilität zu erreichen und andererseits die Qualität und Attraktivität des Pferdesports nicht zu gefährden. Ein zentrales Problem scheint die mangelhafte finanzielle Kontrolle innerhalb der FN zu sein. Der Fehlbetrag von 976.000 Euro deutet auf erhebliche Planungsfehler und unzureichende interne Kontrollmechanismen hin. Die Freistellung des Finanz-Geschäftsführers ist zwar ein klares Zeichen der Verantwortungsübernahme, jedoch bleibt die Frage, wie solche Fehler in Zukunft verhindert werden sollen. Interne Prozesse müssen nun dringend und grundlegend überarbeitet werden. Dies erfordert nicht nur harte Einschnitte, sondern auch innovative, transparente und nachhaltige Lösungen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Verband diesen Balanceakt meistern kann und welche langfristigen Folgen die Sparmaßnahmen für die deutsche Pferdesport-Szene haben werden.