Die neueste Reaktion von Helgstrand Dressage auf die Enthüllungen durch den Sender TV 2: Am 5. Dezember soll in allen Reithallen von Helgstrand Dressage in Dänemark professionelle Kameraausrüstung installiert werden. Das kündigte das Unternehmen auf seiner Webseite an. Jegliches Reiten und Training werde damit in Zukunft rund um die Uhr aufgezeichnet.
Reitverband und Behörden sollen Stichproben aus Material nehmen können
"In unseren fortlaufenden Bemühungen, das höchste Maß an Tierschutz beim Reiten und Training zu gewährleisten, installieren wir jetzt Kameras in allen Reithallen, damit wir Rohmaterial überprüfen können, wenn wir auf schlechtes Reiten oder unethische Trainingsmethoden aufmerksam gemacht werden. In Zukunft können der Dänische Reitverband und die relevanten Behörden jederzeit Stichprobenkontrollen durchführen, selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Gesetzgebung", lässt sich der Geschäftsführer Anders Bjørnstrup auf der Webseite zitieren.
Kamerainstallation soll Behörden und Verband "beruhigen"
"Wir hoffen, dass die neue Kamerainstallation dazu beitragen kann, sowohl den Verband als auch die Behörden zu beruhigen, dass sowohl das Reiten als auch das Training ordnungsgemäß erfolgen", so Bjørnstrup in der Mitteilung. Ein denkbar entlarvendes Zitat. Denn tatsächlich soll die Installation der Kameras offenbar wie eine Art Baldrian für die aufgebrachte Öffentlichkeit und insbesondere den Dänischen Reitverband, die FEI und die Behörden wirken. Was maximale Transparenz suggeriert, droht in Wirklichkeit gefährlich einzulullen. Wo kämen wir hin, wenn das Jugendamt sich in Fällen von Kindeswohlgefährdung auf von den Eltern selbst gelieferte Bilder aus dem heimischen Wohnzimmer verließe? Die Verbände sind nun gefordert, wirklich wirksame Kontrollen bei Helgstrand Dressage durchzuführen und das Undercover-Material als das einzuordnen, was es ist: Ein Dokument der Tierquälerei und einer Unternehmenskultur, die sich kaum in knapp einem Jahr auf links drehen lässt.
Ein weiterer Versuch, die Verantwortung auf einzelne Mitarbeiter abzuwälzen
Aussagen ehemaliger Mitarbeitender aus der TV 2-Dokumentation geben einen Einblick in diese Unternehmenskultur, die offenbar von hohem Druck auf Mensch und Tier geprägt ist. In der neuen Kameraüberwachung lässt sich der Versuch lesen, die Verantwortung für misshandelte Pferde nach außen hin auf einzelne Mitarbeiter abzuwälzen: Hier die hehre Unternehmenskultur, dort die falsche Umsetzung durch einige Mitarbeiter, die jetzt aber überwacht werden. Ähnlich wirkte ein Statement zu den heimlichen Aufnahmen Ende November. Damals schrieb das Unternehmen: "Es liegt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass unsere Richtlinien befolgt werden und dass Trainingsmethoden korrekt angewendet werden, immer mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Pferdes als oberste Priorität."
Hoffen wir, dass die Kamerainstallationen niemanden beruhigen
Immerhin, der Dänische Reitverband hat erste Maßnahmen getroffen – auch, wenn die bisher festgelegte einjährige Sperre für AndreasHelgstrand viel zu wenig ist. FEI und Deutsche Reiterliche Vereinigung scheinen den Dänischen Verband derweil nur zu gern vorauszuschicken. Dabei geht es sie alle an, wenn das, was in den Hallen eines hoch dotierten Dressurreiters passiert, mit Reiten so gar nichts zu tun hat. Wer genau hinschaut, könnte das vielleicht sogar auf dem von Helgstrand Dressage künftig selbst gelieferten Filmmaterial erkennen. Hoffen wir jedenfalls, dass die Kamerainstallationen niemanden beruhigen.