Schulterherein: Wie geht's richtig?

Schulterherein als Allzweck-Training
Schulterherein: Wie geht's richtig?

Veröffentlicht am 08.01.2025
CAVALLO Schub-und-Tragkraft, Seitengänge wie das Schulterherein
Foto: Lisa Rädlein

Was tun Sie bei Fieber, Kopf- oder Rückenschmerzen? Vermutlich greifen Sie zum altbewährten Aspirin. Das gibt es auch in der Dressur – nämlich das Schulterherein. Ausbilder Nuno Oliveira bezeichnete es als "Aspirin der Reitkunst". Denn wie das Medikament ist es vielseitig und effektiv: Zum einen fördert Schulterherein Tragkraft und die Fähigkeit zur Versammlung, weil das innere Hinterbein des Pferds verstärkt unter den Schwerpunkt tritt. Zum anderen macht das Schulterherein das Pferd beweglicher. Die äußeren Muskeln dehnen sich, die inneren verkürzen sich und die Pferdeschultern werden gelockert.

Das Schulterherein ist daher perfekt, um das Pferd geradezurichten, es zu gymnastizieren und zu versammeln. Barocke oder iberische Reiter starten daher damit relativ früh in der Pferde-Ausbildung, um so die Balance zu verbessern. In Dressurprüfungen hingegen wird das Schulterherein erst ab Klasse L verlangt, wenn das Pferd versammlungsfähig ist.

CAVALLO Schulterherein - Unser Wundermittel, Pferdebeine bei Schulterherein
Tom Hartig

Schulterherein: Wie geht's?

Nun aber genug graue Theorie! Das Schulterherein wartet auf Sie und Ihr Pferd! Sie können es sowohl am Boden als auch beim Reiten ins tägliche Training einbauen. Auf diese Knackpunkte kommt es bei der Lektion an:

Wie eine Banane: Das Genick des Pferds ist der höchste Punkt. Das Pferd wird nach innen gestellt, gegen die Bewegungsrichtung. Der innere Schenkel des Reiters sorgt für die nötige Längsbiegung nach innen. Der äußere Zügel lässt diese Biegung zu, begrenzt aber zugleich die äußere Schulter. Das sieht von vorne aus, als wäre das Pferd so gebogen wie eine Banane.

Vorwärts-Seitwärts: Die Vorderbeine des Pferds bewegen sich gleichzeitig vorwärts und seitwärts. Das innere Vorderbein hat dabei die größere Seitwärtstendenz; es sollte, frei aus der Schulter heraus, möglichst weit über das äußere Vorderbein hinausgreifen. Von schräg-vorne erkennt man das Kreuzen der Vorderbeine am besten.

CAVALLO Schulterherein - Unser Wundermittel, Pferdebeine bei Schulterherein
Lisa Rädlein

Drei Huf-Linien: Schaut man beim Schulterherein von vorne aufs Pferd, sollte man nur drei Hufe sehen. Die Vorhand wird so weit nach innen geführt, dass äußeres Vorderbein und inneres Hinterbein auf einer Linie fußen. Das innere Hinterbein tritt so vermehrt unter den Schwerpunkt. In der klassischen Reiterei sind auch vier Hufschläge möglich; dabei wird die Vorhand noch weiter nach innen geführt, sodass jedes Bein auf einer anderen Linie läuft. Das Pferd ist dann stärker gestellt und gebogen.

Feiner Sitz: Die Schultern des Reiters sind parallel zu denen des Pferds; das heißt, der Reiter dreht sich wie in einer Wendung. Beim Gewicht scheiden sich die Geister: Nach FN-Richtlinien senkt der Reiter die innere Hüfte ab und belastet sie stärker. Einige Klassik-Ausbilder empfehlen hingegen, das Gewicht in Bewegungsrichtung zu verlagern, also auf die äußere Hüfte. Der Grund: Pferde treten gerne unter das Reitergewicht. Welche Hilfe Reiter wählen, ist egal, solange ihr Pferd darauf gut reagiert und der Reiter nicht zwischen den unterschiedlichen Hilfen wechselt.

Begrenzende Schenkel: Der äußere, verwahrende Schenkel begrenzt die Hinterhand nach außen. Der innere Schenkel bleibt am Gurt, treibt das Pferd vorwärts und sorgt für die Biegung. Treibt der Reiter zu stark mit dem inneren Schenkel, drückt er die Hinterhand nach außen – das Pferd tritt über. Das sieht ähnlich aus wie Schulterherein, ist aber nicht richtig. Korrektes Schulterherein erkennt man an der Biegung und dem Kreuzen der Vorderbeine. Die Hinterbeine fußen geradeaus.

Sie wollen wissen, wie Sie korrektes Schulterherein im Sattel und vom Boden erarbeiten und nutzen können? Hier gibt's den kompletten Artikel: