So trainieren Sie Ausdauer mit Intervalltraining

Das richtige Intervalltraining für mehr Ausdauer
So funktioniert Intervalltraining mit dem Pferd

Zuletzt aktualisiert am 20.06.2017
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Foto: Rädlein

Ein fittes Pferd ist prima: Es ist gesund, motiviert bei der Arbeit und macht jeden Spaß mit – ob im Gelände oder beim Training auf dem Reitplatz. Weniger lustig ist, wenn der Vierbeiner unterm Sattel schnell aus der Puste kommt. Dann ist Zeit für Fitnesstraining – am besten in cleveren Intervallen. Der Clou: Die Methode ist besonders intensiv und effktiv und trotzdem benötigen Sie dazu nur zwei Trainingseinheiten pro Woche. Lust auf mehr? Dann lesen Sie hier, wie Sie Ihr Pferd in Form bringen und seine Laune steigern.

Wechsel von Arbeit und Ruhe

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Das Intervalltraining ist ein mehrfacher Wechsel aus kurzen, intensiven Arbeitssequenzen und längeren Erholungsphasen. Die Pausen zwischen zwei Belastungsphasen dienen dazu, den Energiespeicher der Pferde kurzfristig wieder aufzufüllen. Sie sind jedoch so kurz, dass sich der Pferdekörper nicht vollständig regenerieren kann. "Durch die unvollständige Erholung erreicht man stärkere Trainingsreize", erklärt Pferdewirt und Pferdephysiotherapeut Ralf Döringshoff aus dem niedersächsischen Rinteln. Weil die Pferde im Ruhemoment zudem mental etwas abschalten können, erholt sich auch der Kopf, der sich in der Arbeitsphase stark konzentrieren muss.

Der kontrollierte Wechsel zwischen Belastungs- und Erholungsphase kommt den meisten Pferden sehr entgegen. Da sie ein ausgeprägtes Zeitgefühl besitzen, gewinnen Pferde durch die Intervalle Sicherheit, weil sie einschätzen lernen, was sie erwartet. Das motiviert die Vierbeiner und sorgt für gute Laune. "Das Intervalltraining hat nichts mit langatmigem, ermüdendem Krafttraining zu tun, sondern mit Köpfchen", sagt Diplom-Sportwissenschaftlerin und Pferdeosteopathin Cordula Kopf aus Dorfmark/Niedersachsen.

Der Körper bereitet sich auf neue Trainingseinheiten vor

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Der Pferdekörper profitiert nachhaltig von den kurzen Intervallen. Ralf Döringshoff: "Nach den ersten, ungewohnten sowie anstrengenden Trainingseinheiten will sich der Körper zwar zunächst nur noch erholen, ist jedoch beim nächsten Mal schon besser auf das Training vorbereitet." Konkret: Das Pferd wird beim nächsten Intervalltraining mehr Energie als vorher zur Verfügung haben und mehr leisten. "Auf Dauer erzielt man bessere Trainingseffekte", sagt Döringshoff. Parallel verbessert sich die Regenerationszeit: Durch die Wechsel zwischen Belastung und Erholung lernt der Körper, schneller Energie bereit zu stellen.

Wer die Pausen zwischen den Intervallen verbaselt, erreicht das Gegenteil: eine Überlastung des gesamten Bewegungsapparats. Ist das Pferd müde, bringt das Training wenig. Für Döringshoff ist die Nickbewegung von Kopf und Hals im Schritt entscheidend. "Fehlt sie nach einer Trab- oder Galopp-Phase, braucht das Pferd eine längere Pause", erklärt der Physiotherapeut.

Das Intervalltraining unterm Sattel eignet sich freilich nicht für jedes Pferd. "Eine Grundfitness sollte bereits da sein", sagt Ralf Döringshoff. "Andernfalls sind die Trainingsreize in den Belastungsphasen zu heftig für den Pferdekörper." Eine halbe Stunde Schritt, 20 Minuten Trab und 10 Minuten Galopp sollte Ihr Pferd fürs Intervalltraining unterm Sattel bereits ohne große Mühe schaffen.

Vorsicht bei ganz jungen und ganz alten Pferden

Für Jungspunde unter drei Jahren sind gezielte Trainingsreize ebenfalls tabu, sie schaden dem jungen Pferdekörper. Halbstarke trainieren sich optimal selbst, wenn sie den ganzen Tag in der Herde auf der Koppel verbringen. Hier wechseln automatisch die Trainingsreize – von kurzer Belastung beim Toben bis zur Ruhe beim Grasen im Schritt. Bei älteren Pferden muss das Intervalltraining an die Gesundheit angepasst werden: Sie haben allgemein einen viel langsameren Stoffwechsel als jüngere Tiere. Oft schränken zudem Arthrosen oder alte Muskelverletzungen die Beweglichkeit ein.

Schlappe Pferde können Sie perfekt am Boden in Intervallen aufbauen. Für sie eignet sich das Training Equikinetic von Pferde-Trainer Michael Geitner aus Rechtmehring/Bayern. Dabei longiert der Reiter sein Pferd in Stellung nach einem festen Zeitschema. Dass der Mix aus Intervalltraining und Longieren schlappe Pferde in Kürze formt, bestätigen die CAVALLO-Testkandidaten, die ihre Pferde nun schon über ein halbes Jahr nach der Methode trainieren.

Ist Ihr Pferd fit genug, kann das Intervalltraining unterm Sattel losgehen. "Legen Sie sich als Erstes eine Stoppuhr oder eine Pulsuhr zu", rät Sportwissenschaftlerin Cordula Kopf. "So können Sie während des Trainings erkennen, wie lange Ihr Pferd bestimmten Trainingsreizen standhält, wie schnell es sich danach erholt und mit der Zeit steigert." Auch ohne technische Hilfsmittel können Sie das Gefühl gewinnen, wie sich Ihr Pferd entwickelt. Nehmen Sie sich beispielsweise zum Test einen Berg im Galopp vor: Zu Beginn des Trainings wird das Pferd oben aus der Puste sein. Nach sechs Wochen meistert es den Berg mit links.

Je nach Trainingsreiz wird das Pferd runder oder schmaler

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Welche Trainingsreize Sie setzen, hängt davon ab, wozu Sie Ihr Pferd schwerpunktmäßig in Form bringen wollen: Dressurlektionen wie Übergänge oder Tempowechsel innerhalb einer Gangart fordern vor allem Kraft, für Ausritte braucht das Pferd Ausdauer. "Krafttraining spricht die schnellzuckenden weißen Muskelfasern an und signalisiert dem Muskel, dass er mehr Gewicht bewegen und für mehr Muskelfasern sorgen muss", erklärt Döringshoff. Wird der Muskel etwa auf Berghängen oder langen Strecken auf Ausdauer trainiert, mehren sich die roten Muskelfasern. Sie haben weniger Masse, Distanzpferde wirken daher oft hager.

Ganz einfach ist es anfangs nicht, das richtige Verhältnis zwischen Belastung und Entspannung zu finden. "Man muss schon etwas testen, was das Pferd mühelos mitmacht und wo seine Grenzen liegen", weiß Cordula Kopf. Da das Intervalltraining recht intensiv ist, sollte man seinem Pferd mindestens 48 Stunden zur Regeneration zu geben. Physiotherapeut Ralf Döringshoff rät zu zwei Trainingseinheiten pro Woche. "Der Pferdekörper ist von Natur aus auf zwei intensive Trainingsreize pro Woche ausgelegt, da die Tiere, so vermuten Forscher, etwa zweimal pro Woche von Raubtieren angegriffen wurden." Einen beispielhaften Trainingsplan mit cleveren Intervallen finden Sie in der Top-Liste.

Check – Wie fit ist mein Pferd?

Testen Sie, wie es um die Kondition Ihres Pferds steht. Dazu brauchen Sie nur einen Zettel, einen Stift und ein waches Auge

1. Das Herz im Takt: Messen Sie den Puls vor dem Reiten, und notieren Sie den Wert. In Ruhe sind 28 bis 40 Schläge pro Minute normal.
2. Schnell zur Ruhe: Danach trainieren Sie. Messen Sie den Puls erneut direkt nach der Anstrengung und nach einer zehnminütigen Pause. Dann sollte der Puls wieder unten sein.
3. Wie reagiert das Pferd? Wehrt sich Ihr Pferd im Training gegen den Zügel oder wirkt es überfordert? Dann kann es noch an der Fitness hapern.
4. Was der Schweiss verrät: Fitte Pferde haben ein typisches Schweißbild: Am Hals soll das Pferd weniger schwitzen als an der Flanke. Gestresste und überforderte Pferde schwitzen meistens extrem an Hals und Kopf.
5. Rhythmische Atmung: Fitte Pferde atmen ruhig und gleichmäßig. Beobachten Sie die Atmung: Wird sie unrhythmisch oder pressartig und bläht das Pferd die Nüstern sehr stark auf? In dem Fall braucht es eine Erholungspause, bis es wieder normal atmet.

Gut trainiert und gut gefressen: So kann wenig schief gehen

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Achten Sie auch aufs Futter. Das Beste für Sportler ist gutes Heu. Pferde brauchen Rohfaser, damit die Verdauung optimal funktioniert. 1,5 Kilo Heu sollten Sie pro 100 Kilo Pferd mindestens rechnen. Häufig wird zu viel Kraftfutter gefüttert. Rechnen Sie maximal 300 Gramm pro 100 Kilo Pferd und Mahlzeit. Die Energie von einem Kilo Hafer reicht für zwei Stunden Schritt, eine halbe Stunde Trab oder 15 Minuten Galopp.

Nach einigen Trainingseinheiten werden Sie ein Gefühl dafür entwickeln, welche Zeiten für Ihr Pferd am besten sind. "Wichtig ist, dass sich die Fitness Schritt für Schritt steigert", sagt Cordula Kopf. Auch beim Intervalltraining müssen sich Sehnen, Bänder und Muskeln in Ruhe anpassen. Spaß machen die knackigen Zeiteinheiten in jedem Fall. Sie fördern nicht nur die Fitness: Sie und Ihr Pferd werden sich noch besser kennen lernen – und das in Kürze.