Ein dickes Lob zur richtigen Zeit macht Pferde glücklich – und sorgt dafür, dass sie beim Reiten schwierige Lektionen besser und schneller lernen. Dabei helfen Stimme, Futter und Gekraule. Sogar ein Lächeln unterstützt das Pferd.
Ein dickes Lob zur richtigen Zeit macht Pferde glücklich – und sorgt dafür, dass sie beim Reiten schwierige Lektionen besser und schneller lernen. Dabei helfen Stimme, Futter und Gekraule. Sogar ein Lächeln unterstützt das Pferd.
Ein Häppchen bestätigt das Pferd, motiviert, verankert Übungen tief im Gedächtnis und erleichtert das Lernen. Bea Borelles Jackentaschen sind daher stets voll mit Leckerlis. "Pferde strahlen, wenn sie mit Futter belohnt werden", sagt die Tellington-Ausbilderin. Das bestätigt auch Verhaltensforscherin Dr. Margit Zeitler-Feicht: "Diese Belohnung verstehen Pferde am besten." Ralf Heil, 3-Sterne-Instructor nach Pat Parelli, ist überzeugt: "Für Pferde, die sich leicht von der Arbeit ablenken lassen und sich schnell langweilen, ist Futter ideal."
Lob funktioniert auch über Stimme oder Berührungen. "Pferde, die unsicher, ängstlich oder stürmisch sind, reagieren gut auf Stimmlob oder auf das Kraulen des Fells", so Ralf Heil. "Und gönnen Sie dem Pferd eine Pause." Auch ausgeglichene Tiere genießen es, zur Belohnung einer geglückten Übung durchzuschnaufen und verwöhnt zu werden. Damit Leckerchen, Stimme und Streicheleinheiten ihre volle Wirkung entfalten, helfen 10 Grundsätze für alle Fälle des Lobens.
Für Menschen gehört das Verknüpfen von Ereignissen zum normalen Denken. Ein Lob freut, auch wenn es erst Tage nach der guten Tat folgt. Pferde verstehen das nicht. Sie können zwischen Leistung und Lob nur dann eine Verbindung herstellen, wenn das Leckerchen sofort ins Maul wandert. "Pferde haben ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis", erklärt Verhaltensforscherin Dr. Konstanze Krüger Dr. Konstanze Krüger vom Lehrstuhl für Evolution, Verhalten und Genetik an der Uni Regensburg. Experten schätzen, dass das Verknüpfungsfenster bei Pferden nur wenige Sekunden geöffnet ist. "Am besten ist, das Leckerli schon während der Übung in der Hand zu halten, damit man nicht lange danach kramen muss und das Pferd vergisst, wofür es das Futter bekommt", rät Trainerin Bea Borelle.
"Deshalb sollten Sie ein Pferd nicht pauschal am Ende der Reitstunde loben", sagt Uta König von Borstel, Verhaltensforscherin an der Uni Göttingen. In diesem Fall erkennt es nicht den Zusammenhang zwischen Leistung und Apfel.
"Womöglich bringt man dem Pferd dadurch nur bei, dass Kopfscheuern am Reiter ein erwünschtes Verhalten ist", warnt König von Borstel.
Welches Wort Sie zum Loben verwenden ist egal, Hauptsache der Tonfall schmeichelt. "Pferde lassen sich durch eine freundliche Stimme motivieren und mitreißen", so Bea Borelle.
Jedoch gibt es einen Haken: "Die Stimme des Menschen versteht das Pferd – im Gegensatz zu Leckerchen oder Kraulen – zunächst nicht als Belohnung", sagt Dr. Uta König von Borstel, . Tiere müssen die Bedeutung von Wörtern wie beispielsweise "braaav" oder "gut gemacht" erst lernen. Dazu sollten Sie das Belohnungswort unmittelbar sagen, bevor Sie ein Leckerli füttern oder das Pferd kraulen. Die meisten verinnerlichen den Zusammenhang nach wenigen Wiederholungen.
Der Vorteil des Stimmlobs: Ein "braaav" ist schneller über die Lippen gebracht als ein Stückchen Brot aus der Hosentasche gekramt. "Und der Trainer kann das Pferd während der Lektion loben, ohne dass die Übung unterbrochen werden muss", ergänzt König von Borstel. "Das ist hilfreich, wenn Sie eine neue Lektion einstudieren und das Pferd bei der minimalsten richtigen Reaktion gelobt werden sollte." Zudem wirkt die Stimme immer, wenn ein Ausbilder nicht streicheln oder füttern kann, etwa an der Longe oder vor der Kutsche.