- Das sagt Sitz-Expertin Frauke Behrens:
- Das sagt Pferde-Therapeut Ralf Döringshoff:
- Das sagt Freiarbeits-Expertin Claudia Miller:
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Das sagt Sitz-Expertin Frauke Behrens:
Wenn das Pferd schneller als Schritt gehen soll, erfordert schonendes Reiten ohne Sattel schon einiges an Können. Zunächst muss man sich auf die veränderte Sitzposition einstellen können: Die Knie bleiben stärker angewinkelt und es ist auch nicht möglich, vollkommen aufrecht zu sitzen. Außerdem spielt die dynamische Stabilität eine noch größere Rolle als sonst. Das heißt, die tiefe Muskulatur arbeitet mehr. Diese Balance-Fähigkeit ohne Sattel lässt sich hervorragend auf einem weichen Trampolin oder mit Balance-Pads aus dem Pferdetraining üben. Dazu stellt der Reiter sich auf einem Bein auf das Pad und versucht, das Gleichgewicht zu halten. Eine ausbalancierte Standwaage folgt als zweite Übung. Neben der Balance spielt das eigene Befinden eine große Rolle. Wenn man beispielsweise Angst vor Kontrollverlust hat, muss man sich zu nichts zwingen. Schließlich gerät man ohne Sattel nun mal leichter ins Rutschen. Außerdem sollte man auch den Körperbau des Pferds beachten: Wenn der Widerrist zu ausgeprägt ist und die Rückenmuskulatur nicht kräftig genug, ist Reiten ohne Sattel für Pferd und Mensch schmerzhaft. Bei einem hohen Widerrist stößt der Reiter unentwegt mit dem Schambein dagegen. Sitzt der Reiter bequem, ist Reiten ohne Sattel dagegen eine Wohltat für die Wirbelsäule des Reiters: Die dreidimensionale Bewegung entspricht dem menschlichen Gehen. Und die Wahrnehmung und der Bewegungsdialog mit dem Pferd sind klarer.
Frauke Behrens ist Expertin für Sitzschulung, Ausbilderin und gelernte Heilpraktikerin für Physiotherapie beim Menschen.
Das sagt Pferde-Therapeut Ralf Döringshoff:
Reiten ohne Sattel ist als Balance-Übung für den Reiter sehr hilfreich. Außerdem ist es gutes Training für den handunabhängigen Sitz – wovon auch das Pferd auf Dauer gesundheitlich profitiert. Hält sich der Reiter unbewusst am Zügel fest, zieht er sich ohne Sattel schneller aus der Sitzposition als mit Sattel, wo Pauschen Stabilität geben. Nicht umsonst setzten bekannte Reitschulen wie die Wiener Hofreitschule ihre Reiter auch zwischendurch ohne Sattel aufs Pferd, um den Sitz zu schulen. Trotzdem würde ich das Reiten ohne Sattel nicht zu häufig empfehlen. Völlig in Ordnung finde ich, das Pferd vielleicht einmal die Woche etwa beim Trockenreiten mit Abschwitzdecke zehn bis 15 Minuten ohne Sattel zu reiten. Denn als Pferde-Osteopath muss ich auch klar sagen: Die Belastung für das Pferd ist ohne Sattel größer, da die Gesäßknochen des Reiters punktuellen Druck ausüben. Die Kissen des Sattels verteilen diese Belastung über eine größere Fläche. Ob das Pferd dennoch locker bleibt, verrät die Bewegungsdynamik. Sie lässt sich anhand der Nickbewegung des Pferdekopfes bestimmen. Die Nickbewegung im Schritt zeigt an, dass sich der lange Rückenmuskel frei bewegt und nicht angespannt ist. Sobald das Pferd beim Reiten weniger nickt, ist das ein Hinweis, dass es sich versteift. Um einen Eindruck von der natürliche Nickbewegung zu bekommen, kann man das Pferd an der Longe im Schritt beobachten. So hat der Reiter einen Anhaltspunkt, wie die Bewegung aussehen muss. Das sollte sich beim Reiten ohne Sattel nicht verringern.
Ralf Döringshoff ist osteopathischer Pferdetherapeut und Trainer Leistungssport.
Das sagt Freiarbeits-Expertin Claudia Miller:
Aus gesundheitlicher Sicht sind für das Pferd die gleichen Dinge wichtig wie beim Reiten mit Sattel. Das Pferd muss in einem vernünftigen Bewegungsmuster gehen und anständig bemuskelt sein, um das Reitergewicht ohne Sattel tragen zu können. Außerdem sollte das Pferd keinen empfindlichen Rücken haben. Wenn man beispielsweise mit der Fingerkuppe und moderatem Druck über den Rücken fährt und es versucht, den Rücken wegzudrücken, sollte man das Reiten ohne Sattel eher lassen. Zudem spielt der sichere Reitersitz eine große Rolle. Der Sitz muss ausbalanciert und ruhig sein, so stört der Reiter das Pferd am wenigsten. Das eigene Becken muss sich wie auf einer liegenden Acht bewegen. Das kann man gut an der Longe üben, wenn man immer wieder die Augen schließt und in die Sitzposition fühlt – vor allem nach kurzen Balanceverlusten. Gerät man aus dem Gleichgewicht, kann man kurz durchparieren in den Schritt, um die eigene Mitte wiederzufinden. Fühlt man sich sicher genug, spricht bei einem gut bemuskelten Pferd auch nichts gegen Ausritte ohne Sattel.
Claudia Miller ist Tierärztin und tritt mit ihren Pferden regelmäßig bei Veranstaltungen auf, wo sie auch ohne Sattel reitet.
Produkte fürs Reiten ohne Sattel:
Lammfellpad "Macon" von Freedom Riding Articles: Im CAVALLO-Test bot das Lammfellpad "Macon" Komfort für Pferd und Reiter: Bei der Druckverteilung schnitt es am zweitbesten ab, da es die Wirbelsäule vergleichsweise gut entlastet. Es bietet tollen Sitzkomfort und und ein sicheres Gefühl für den Reiter.
Reitpad "Toledo" von Equinate: Soll laut Hersteller durch die anatomische Form auch für einen ausgeprägten Widerrist ausreichend Platz bieten. Die flache Polsterung soll maximale Bewegungsfreiheit schaffen und Reiten mit feinsten Gewichtshilfen ermöglichen.
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Reiten so frei wie möglich: Gebisslose Zäumungen, Halsring und Ohne-Sattel-Reiten von Andrea und Markus Eschbach