Ganzkörper-Workout: Zirkeltraining mit Pferd

Ganzkörper-Workout
Zirkeltraining mit Pferd

Zuletzt aktualisiert am 02.09.2019
Ganzkörper-Workout, Fit mit Katrin Obst
Foto: Sandra Reifenbach / Kosmos

Im dritten Teil der CAVALLO-Serie "Fit mit Obst" sorgt Zirkel-Training für Kraft und Koordination.

Station 1: Auf Linie bleiben mit Schwebebalken & Stangen-L

Was ist Zirkeltraining? Bauen Sie vor dem Training alle Stationen auf. Dann absolvieren Sie mit Ihrem Pferd nacheinander diese Übungen. Nach einer Runde im Trainingszirkel machen Sie eine Pause. Danach wiederholen Sie die Übungen. Der Vorteil: Jede Station trainiert andere Körperbereiche. So kann sich eine Muskelgruppe erholen, während die andere arbeitet.

Los geht's mit dem Schwebebalken: Führen Sie Ihr Pferd im Schritt gerade über den Schwebebalken. "Geben Sie dem Pferd Zeit, ein Bein vors andere zu setzen. Es geht nicht um Tempo", sagt Katrin Obst.

Ganzkörper-Workout, Fit mit Katrin Obst
Sandra Reifenbach / Kosmos

Das Stangen-L ist eine gute Alternative zum Schwebebalken oder eine Vorübung dazu. Das Pferd setzt dabei ebenfalls auf schmaler Linie die Beine eng voreinander. Legen Sie vier Stangen (viereckige Stangen liegen besser) oder Schaumstoffgassen L-förmig auf den Boden. Der Abstand kann zwischen 80 Zentimeter und einem Meter variieren. Je schmaler das L gelegt ist, desto anspruchsvoller die Übung. Reiten Sie nun mittig im Schritt durch die Stangen. Beim nächsten Durchlauf reiten Sie von der anderen Seite durchs L, um beide Körperseiten des Pferds gleichmäßig zu trainieren. Steigerungsmöglichkeit: Dirigieren Sie das Pferd rückwärts durchs L.

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Sandra Reifenbach / Kosmos

Physio-Effekte:

Geschicklichkeit & Balance auf dem Schwebebalken und im L: Um das Gleichgewicht zu halten, muss das Pferd sich auf jeden Schrittkonzentrieren. "Die Übung sieht einfach aus, erfordert aber gute Balance", weiß die Physio-Expertin. Stangen-L und Schwebebalken sind optimale Übungen für Pferde, die ihre Körperwahrnehmung stärken müssen.

Kraft & Dehnung: Beim Hochklettern auf den Schwebebalken drückt sich das Pferd mit Kraft aus dem Po ab. Das gibt einen knackigen Hintern! Beim Absteigen strecken sich Vorhand und Bauch, was die Beweglichkeit erhöht. Im Stangen-L biegt sich das Pferd seitlich (lateral), wenn es um die Ecke läuft. Die äußere Körperseite dehnt sich und entwickelt einen größeren Bewegungsspielraum.

Station 2: Schaukelpferd: Ab auf die Wippe

Vorbereitung: Führen Sie Ihr Pferd über eine Gummimatte mit strukturierter Oberfläche, um es an neue Untergründe zu gewöhnen.

So üben Sie wippen: Oberstes Gebot bei dieser Übung: Ruhe. Führen Sie das Pferd zunächst mit den Vorderbeinen auf die Wippe. Steht das Pferd mit beiden Beinen ruhig darauf, loben Sie es. "Gehen Sie nur ganz über die Wippe, wenn Sie das Pferd jederzeit in seiner Vorwärtsbewegung kontrollieren können", rät Katrin Obst. Führen Sie das Pferd Schritt für Schritt bis an den Kipp-Punkt. Lassen Sie den Führstrick lang, damit das Pferd den schaukelnden Untergrund prüfen kann. Manche Pferde erschreckt die Bewegung der Wippe, manche bleiben cool. Seien Sie auf jede Reaktion gefasst. Halten Sie Abstand zur Wippe, damit Ihre Füße nicht darunter geraten.

Ganzkörper-Workout, Fit mit Katrin Obst
Sandra Reifenbach / Kosmos

Alternative Übung: Rückwärts durchs Stangen-L und Führen über eine Schaumstoff-Matratze fördern ebenfalls Koordination, Balance und Trittsicherheit.

Wippe kaufen: Ganzkörperwippen für Pferde (ab ca. 300 Euro) gibt es z.B. unter: www.pferdewippe.de

Physio-Effekte: Beim Wippen verlagert das Pferd sein Gewicht. "Das Becken streckt und beugt sich. Das hat eine gymnastizierende Wirkung", erklärt die Physiotherapeutin. Der Brustkorb wird mobilisiert, weil sich der Schultergürtel hoch und runter bewegt.

Zum Vorschwingen spannt das Pferd Brust- und Schultermuskeln an. Es kräftigt zudem die Bauchmuskeln. Diese sind wichtig, um Rücken- und Lendenwirbelsäule von unten zu stabilisieren. Nur so kann das Pferd den Rücken aufwölben.

Station 3: Schlängeln im Slalom

Aufbau: Stellen Sie mehrere Pylonen oder Tonnen auf einer Linie auf. Die Abstände können 6, 8 oder 10 Meter betragen. Je kleiner der Abstand, desto anspruchsvoller wird’s.

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Slalom führen oder reiten: Sie können die Übung führen oder reiten. Steuern Sie gerade auf das erste Hütchen zu, umrunden es mit einer halben Volte und gehen gerade weiter zum nächsten. Als Variante können Sie eine ganze Volte um jedes Hütchen drehen. Danach wechseln Sie die Hand und reiten den Slalom von der anderen Seite. Schritt, Trab und Galopp – alle Gangarten sind möglich.

Variante: Variieren Sie die Abstände, dann muss sich das Pferd noch mehr konzentrieren. "Das Pferd sollte auch hierbei in einem gleichmäßigen Takt und Rhythmus bleiben. Klappt das nicht, üben Sie zunächst wieder in einer langsameren Gangart und mit größeren Slalom-Abständen", rät Katrin Obst.

Physio-Effekte: Die vielen Richtungswechsel im Slalom mobilisieren den Rücken des Pferd. "Beide Seiten des Pferdekörpers verkürzen und dehnen sich abwechselnd – das macht wendig und wirkt gegen die natürliche Schiefe des Pferds", erklärt Physiotherapeutin Katrin Obst. Der Vierbeiner lernt so zudem, sein Gewicht seitlich zu verlagern.

Station 4: Gefächerte Stangen

Aufbau: Legen Sie mit fünf bis acht Stangen einen Fächer mit gleich großen Abständen. Außen sollte der Abstand etwa zwei Meter betragen. Eckige Stangen oder Flachhölzer eignen sich besser als runde Stangen. Sie rollen nicht weg, wenn das Pferd sie berührt.

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Sandra Reifenbach / Kosmos

Den Zirkel verkleinern und vergrößern: Sie können die Übung im Schritt reiten oder führen. Nehmen Sie sich circa 3 bis 5 Minuten dafür Zeit. Das Pferd startet außen im Stangenfächer, als würde es auf dem Zirkel gehen. Dann beginnen Sie, den Zirkel spiralförmig und gleichmäßig zu verkleinern und zu vergrößern. "Außen im Stangenfächer muss das Pferd größere Schritte machen. Das fördert den Raumgriff. Innen biegt und versammelt es sich stärker", erklärt die Fitness-Expertin. Wichtig: Merken Sie sich die Richtung, auf der Sie bei der ersten Runde des Zirkel-Trainings im Stangenfächer geritten sind. Nächsten Mal reiten Sie an dieser Station in die andere Richtung, um beide Körperseiten des Pferds gleichmäßig zu gymnastizieren!

Variante: Lassen Sie das Pferd ohne Stangen im Schritt, Trab und Galopp den Zirkel verkleinern und vergrößern. Sie können dabei auch Übergänge einbauen.

Physio-Effekte: Das Stangentraining fördert räumliches Denken beim Pferd.Davon profitieren beispielsweise Pferde, die schlurfen und stolpern. Läuft das Pferd über schräg liegende Stangen, erhöht sich die seitliche Beweglichkeit der Wirbelsäule. "Das nennt man Lateroflexion", erklärt Katrin Obst. Der Abstand zwischen den Wirbelkörpern vergrößert sich durch das Dehnen und Verkürzen der Muskeln. Eine vergleichbaren Effekt spürt der Reiter, wenn er seine Flanken dehnt. Strecken Sie dafür einen Arm lang seitlich über den Kopf und neigen den Oberkörper seitlich zum anliegenden Arm. Ihre Hüfte bleibt gerade.

Appaloosa Smarty ist erst vier und schon ein Allrounder

Yvi Winkler machte mit ihrem Wallach Smarty viel Bodenarbeit, bevor sie ihn anritt. "Wenn ich heute Neues mit ihm übe, dann starte ich immer zuerst vom Boden aus", erzählt die Reiterin. Sie bietet ihrem Pferd viel Abwechslung: mit kleinen Sprüngen, Stangen-Training, gemeinsamem Joggen und Trail-Hindernissen. Die Stationen des Zirkeltrainings meistert der Allrounder cool wie ein alter Hase.

Ganzkörper-Workout, Fit mit Katrin Obst
Sandra Reifenbach / Kosmos