Amyloidose: Was hilft Pferden bei dieser Krankheit?

Ursachen, Symptome, Behandlung
Was tun bei Amyloidose?

Veröffentlicht am 29.06.2024
Medizin-Kompendium Amyloidose
Foto: Fellner

Eine rätselhafte Stoffechselkrankheit

Zwei Patienten, zwei Symptome, eine Diagnose. Eines der Pferde hat typische Kolikanzeichen, das andere blutet aus der Nase. Schuld an den Koliksymptomen sind aber weder Magen- noch Darmveränderungen, sondern Blutungen in der Bauchhöhle. Ursprung ist die bis dato unauffällige Leber, die hochgradig verändert, brüchig und nicht weiter funktionsfähig ist.

Im zweiten Fall stellt der Tierarzt eine Veränderung der Schleimhaut fest: Der sichtbare Teil in den Nasenlöchern der älteren Stute ist durch eine Ablagerung so beschädigt, dass sich die Blutung erst nach der chirurgischen Entfernung beruhigt.

In beiden Fällen beeinträchtigen abgelagerte Eiweiße den Organismus. Ursache: die seltene Stoffwechselkrankheit Amyloidose.

Was verursacht Amyloidose bei Pferden?

Jeder Organismus ist ein Konstrukt körpereigener Prozesse. Alle Teile stehen in engem Zusammenhang und arbeiten Hand in Hand. Einer der wichtigsten Bestandteile sind Proteine. Aminosäureketten ermöglichen je nach Struktur verschiedene Transport- und Bewegungsprozesse. Damit gewährleisten sie die Versorgung der Organe mit Nährstoffen sowie die Entsorgung von Stoffwechselendprodukten wie Eiweißresten oder unbrauchbaren Teilchen.

Kommt es zu einer Verformung oder einer Fehlverkettung dieser Eiweiße, kann ein Amyloid entstehen. Durch die abnorme Struktur wird es vom Körper weder funktionell genutzt noch abgebaut. Stattdessen lagern sich fädenartige Fasern (Fibrillen) oder Blättchen lokal oder systemisch im Körper ab.

Die Organisation ISA (International Society of Amyloidosis), von Wissenschaftlern und Ärzten betreut, widmet sich Forschung, Lehre und Praxis auf diesem Gebiet. Nach aktuellem Stand sind es in der Humanmedizin 36 Proteine, die Amyloide bilden können. Bei Pferden sind bislang nur zwei sicher benannt.

Eines davon ist das AA-Amyloid. "Es tritt meist als Folge chronischer Entzündungen, bakterieller Infektionen oder Tumorerkrankungen auf", sagt Dr. Martin Thunig, Fachtierarzt an der Pferdeklinik Leichlingen. Es entwickelt sich aus dem Entzündungsanzeiger Serum-Amyloid-A und befällt vorrangig Hauptorgane wie Milz, Leber oder Niere.

Die zweite Form ist die des AL-Amyloids, welches sich aus Immunglobulin Leichtketten bildet. Als Teil der Antikörper entstehen die Verkettungen infolge einer übermäßigen Antikörperproduktion. Sie äußern sich meist in tumorähnlichen Knötchen. AL-Amyloide können sich jedoch nicht nur lokal ablagern, sondern auch systemisch im gesamten Körper, vorrangig im Nervengewebe und in Gelenken.

Welche Symtome gibt es bei Amyloidose?

Durch die vielfältigen Verbreitungsmöglichkeiten der Amyloide im Pferdekörper lässt sich nicht von einem einzelnen typischen Symptom auf eine Amyloidose schließen. "Viele Pferde zeigen keine extremen Verhaltensauffälligkeiten. Oft sind es sichtbare Symptome wie Blutungen, Geschwüre o.ä., die dann eine Amyloidose vermuten lassen", sagt Dr. Thunig. Sind die Hauptorgane betroffen, leiden viele der erkrankten Pferde beispielsweise an Atembeschwerden, Schwäche oder starker Gewichtsabnahme. Auch bei Bewegungsstörungen, Muskelschwäche oder mangelnder Lebensfreude konnte in der Vergangenheit vereinzelt eine Amyloidose als Ursache festgestellt werden. Blutungen aus dem Nasen- oder Maulbereich deuten auf eine Betroffenheit der Atemwege, während Blut im Urin auf Nierenschäden basieren kann.

Medizin-Kompendium Amyloidose
Lisa Rädlein

Leiden Pferde an einer AL-Amyloidose, sind jegliche Formen von Beulen, Schwellungen und Knoten mögliche Anzeichen der seltenen Stoffwechselkrankheit.

Wie stellt der Tierarzt die Diagnose?

Für eine Diagnose muss der Tierarzt die genaue Ursache der Symptome herausfinden. Hier spielen Vorerkrankungen des Pferds und alle beobachteten Auffälligkeiten eine zentrale Rolle. Entwickelt ein Pferd ein Leber- oder Nierenversagen nach chronischen Erkrankungen oder einer Operation, wird vergleichsweise schnell eine Amyloidose vermutet, während sie im Normalfall häufig erst spät erkannt wird, wenn sich schon schwere Symptome zeigen.

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