Damit Ihr Pferd die Umstellung aufs frische Grün problemlos meistert, haben wir die 10 besten Tipps fürs richtige Anweiden zusammengestellt:

Beurteilen Sie die Üppigkeit der Weide
Vor dem ersten Weidegang Ihres Pferds müssen Sie selbst raus auf die Wiese: Wie viel Grünfutter, wie viel Klee und Buschwerk sind vorhanden? Achten Sie auf Dichte und Höhe der Pflanzen. Grundregel: Pferde können auf spärlichen Weiden anfangs für einen längeren Zeitraum gefahrlos grasen als auf fetten, dicht und hoch bewachsenen.

Grenzen Sie das Fressareal ein
Teilen Sie die Wiese in Abschnitte ein, um übermäßiges Fressen zu verhindern. Wählen Sie die Bereiche aber nicht zu klein. „Sonst ist die Gefahr groß, dass die Pferde die Grashalme inklusive der Wurzel fressen und dadurch Sand aufnehmen“, sagt Ernährungsexpertin Dr. Anne Mößeler von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. „Sand in Magen und Darm kann Koliken auslösen“, erklärt Mößeler. „Außerdem wächst das Gras nur langsam wieder nach, wenn es bis zur Wurzel abgebissen wird.“

Steigern Sie die Fresszeit langsam
Um die Verdauung Ihres Pferds nicht zu überfordern, sollten Sie es am ersten Tag nur zehn bis fünfzehn Minuten grasen lassen. Steigern Sie im Anschluss von Tag zu Tag die Fresszeit. Nach etwa drei bis vier Wochen können die Pferde dann ganztags auf die Weide. Zu kurz dürfen die Intervalle allerdings nicht sein, weiß Ernährungsexperte Professor Manfred Coenen: „Erst ab einer bestimmten Grasmenge bekommt der Verdauungstrakt signalisiert, dass er sich umstellen muss. Fünf Minuten grasen reichen dafür nicht.“ Der Direktor des Instituts für Tierernährung der Veterinärmedizinischen Fakultät in Leipzig rät daher Pferdebesitzern, ihre Tiere auch schon am Anfang der Frischluftsaison bis zu zwei Stunden auf die Weide zu lassen.

Passen Sie die Weidezeiten an
Fürs Anweiden gibt es kein Patentrezept. Manche Pferde bekommen nach einer Viertelstunde Grasen schon Reheschübe, andere stecken üppige Grasmengen ohne größere Probleme weg. Beobachten Sie daher Ihr Pferd aufmerksam und passen Sie Weidezeiten entsprechend flexibel an. Im Zweifel wählen Sie lieber kürzere Zeitintervalle. Besonders achtsam sollten Sie bei Ponys und bei alten oder dicken Pferden sein - denn sie sind anfälliger für Hufrehe als andere.

Beobachten Sie Ihr Pferd
Koppelgang ist nicht gleich Fressen. Um rauszufinden, wie lang die Fressphase Ihres Pferds ist, müssen Sie es vor Ort beobachten: Grast es pausenlos? Läuft es meist umher? Auf dieses Verhalten müssen Sie die Weidezeit abstimmen.

Unterbrechen Sie das Anweiden nicht
Das Verdauungssystem kann sich nur umstellen, wenn die Mikroorganismen täglich frisches Gras verwerten. Unterbrechen Sie also das Anweiden nicht. Sollte eine längere, mehrtägige Weidepause nötig sein, müssen Sie wieder bei Null anfangen.

Vorsicht nach Frostnächten
Nach eisigen Nächten besteht akute Hufrehegefahr, da der Fruktananteil im Gras steigt; diese leicht verdaulichen Kohlenhydrate lösen Hufrehe aus. Ihr Gehalt im Gras hängt von der Sorte, aber auch von der Temperatur ab. War die Nacht frostig und scheint morgens die Sonne aufs Gras, sind die Anteile am höchsten. Ob Frühling oder Herbst: Lassen Sie Ihr Pferd an solchen Tagen erst ab dem späten Vormittag auf die Weide.

Füttern Sie trotz Weide Heu zu
Junges Gras enthält nicht genug Rohfaser, um den Bedarf zu decken. Einem Mangel beugen Sie vor, indem Sie in der Anweidephase morgens und abends Heu zufüttern. Weiterer Vorteil: Frisst das Pferd vor dem Weidegang Heu, bremst das den Heißhunger auf der Wiese.

Sparen Sie am Kraftfutter
Kein Kraftfutter vor dem Weidegang: „Die Kombination von Kraftfutter und eiweißreichem Gras sorgt schnell für Fehlgärungen“, warnt Ernährungsexpertin Anne Mößeler. Oft ist Kraftfutter sogar ganz überflüssig. „Den meisten Reitpferden reichen Grünfutter, Heu und ein Mineralergänzungsfutter, um ihren Bedarf zu decken.“

Planen Sie langfristig
Schon vor der Weidesaison können Koppelbesitzer vorbeugen, indem sie - falls möglich - die richtigen Grassorten aussäen. Wählen Sie diejenigen mit niedrigem Fruktangehalt: Wiesenlieschgras und Rotschwingel enthalten weniger Fruktan als deutsches Weidelgras und sind daher eher zu empfehlen.
Gras kann Pferde töten. Allerdings ist nicht das Gras selbst das Problem, sondern der übermäßige Genuss des Grünfutters. Nach dem Winter sind Magen und Darm noch nicht wieder an frisches Grün gewöhnt, da die Pferde in der dunklen Jahreszeit eher Heu fressen. Darin ist wesentlich weniger Wasser enthalten als in frischem Gras, und auch die Nährstoffe sind nicht so leicht verfügbar.
Schlagen sich dann die Pferde die Bäuche mit Gras voll, macht sie das krank. Der erste Weidegang endet häufig mit Durchfall, Koliken oder Hufrehe. Im schlimmsten Fall sind die Folgen tödlich. Jahr für Jahr gilt daher: Vor dem Umzug von der Box oder dem Laufstall auf die Koppel steht das Anweiden. Und das braucht vor allem Zeit.
Die Umstellung von Heu und Kraftfutter auf eiweiß- und kohlenhydratreiches Frischfutter verlangt der Verdauung Höchstleistungen ab. Dass Pferde verschiedene Futterarten effektiv und im Idealfall ohne Störungen verarbeiten können, verdanken sie Mikroorganismen. Diese sorgen im Dickdarm für den Abbau von Eiweißen und Kohlenhydraten.
Im Winter arbeiten die Bakterien mit halber Kraft, weil Heu und Kraftfutter wenig Eiweiß und im Dickdarm abzubauende Kohlenhydrate enthalten. Daher ist auch die Zahl jener Bakterien im Winter geringer und das Milieu im Darm ein anderes als zur Weidezeit. Dies ändert sich im Frühjahr. Frisches Grünfutter strotzt vor Eiweißen und leicht verdaulichen Kohlenhydraten. Das holt die zuständigen Mikroorganismen zwar aus der Winterpause, jedoch dauert es, bis sich der gewaltige Pferdedarm den neuen Anforderungen angepasst hat. Geschieht diese Umstellung zu schnell und unkontrolliert, vermehren sich die Darmbakterien explosionsartig, und die Verdauung gerät gefährlich aus dem Gleichgewicht. Die Quittung sind dann Durchfälle, Koliken oder Hufreheschübe.
Hat Ihr Pferd zu viel Gras gefressen?
Hier die häufigsten Symptome:
Durchfall: Der Kot ist weich bis wässrig.
Kolik: Das Pferd ist unruhig, scharrt, schlägt gegen den Bauch. Auch typisch: Wälzen, Schwitzen, Blähbauch und fehlender Appetit.
Hufrehe: Das Pferd zittert, schwitzt, will nicht laufen und versucht, die Zehen zu entlasten.
Tipps zur Ersten Hilfe
Durchfall: Weniger Gras, mehr Heu fressen lassen. Körpertemperatur prüfen. Nach drei Tagen ohne Besserung Tierarzt rufen.
Kolik: Pferd von der Weide holen, Tierarzt rufen. Bis er eintrifft, führen Sie das Pferd.
Hufrehe: Pferd von der Weide holen, Tierarzt rufen. Bis er eintrifft, Hufe kühlen.
Der CAVALLO-Anweideplan zum Download
So weiden Sie Ihr Pferd richtig an: Hier können Sie den CAVALLO Anweide- und Entwurmungsplan kostenlos downloaden: