Wissenswertes zur Infektionskrankheit Druse
Alles sah auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper im Auge aus: Die neunjährige Vollblutstute war vor einigen Tagen gestürzt. Sie entwickelte nach dem Sturz eine eitrige Bindehautentzündung (Konjunktivitis); dazu waren linkes Augenlid und das umgebende Gewebe deutlich angeschwollen. Tierärzte behandelten das Pferd zunächst mit Flunixin und einer entzündungshemmenden, antibiotischen Augensalbe. Als nach drei Tagen keine Besserung eintrat, wechselten die Tierärzte zu einer anderen Augensalbe. Die Haustierärztin hatte schon vor der Behandlung in der Klinik eine Tupferprobe der Tränenflüssigkeit zur bakteriologischen Untersuchung ins Labor geschickt. Dieses Ergebnis lag wenig später vor: Bakterien der Art Streptococcus equi equi waren in hoher Keimzahl gewachsen – die Stute, die inzwischen auch Fieber bekommen hatte, war an Druse erkrankt. »In der Fachliteratur waren bis dahin keine Druse-Fälle beschrieben, die sich als Konjunktivitis präsentierten«, sagt Pferdefachtierärztin Dr. Rosa Barsnick, die die Stute damals behandelte. »Diese Verlaufsform der Druse war atypisch.«
Ursachen von Druse
Die hochansteckende Infektionskrankheit Druse wird durch das Bakterium Streptococcus equi subsp. equi hervorgerufen. Diese Bakterien besiedeln vor allem den oberen Teil der Atemwege (Respirationstrakt). »Das Bakterium ist in der Pferde-Population weit verbreitet«, sagt Tierärztin Dr. Rosa Barsnick. Denn Pferde können das Bakterium wochen- oder sogar jahrelang noch unerkannt ausscheiden: Erkrankte ein Pferd an Druse – ob mit oder ohne Symptome –, kann es den Keim noch bis zu sechs Wochen, in Einzelfällen auch länger verbreiten. Haben sich nach der Erkrankung sogenannte Luftsacksteine (Chondroide) im Luftsack gebildet, kann das Pferd den Erreger sogar noch über Jahre ausscheiden und andere Tiere infizieren. Solche Pferde nennt man stille Träger oder Ausscheider. Diese Tiere können beispielsweise Neuankömmlinge im Stall anstecken; »diese können schwer erkranken, scheiden selber dann noch mehr Bakterien aus und können so wiederum andere Pferde im Stall anstecken«, erklärt Dr. Barsnick. Oder ein »stiller Träger« wechselt selbst den Stall – und kann die neuen Stallgenossen infizieren.
Übertragen wird die Krankheit durch direkten Kontakt von Pferd zu Pferd, aber auch durch indirekten Kontakt; etwa über gemeinsam genutzte Tröge, Tränken, Zaumzeug oder Nasenbremse. »Als Hauptansteckungsquelle gelten gemeinsame Futterstellen und vor allem Wasser«, sagt die Fachtierärztin. Das Tückische: Das Bakterium kann lange überleben. Bei warmem, trockenem Wetter sterben die Erreger zwar bereits nach zwei Tagen; in feuchter Umgebung wie in Tränken können sie jedoch wochen- oder monatelang überdauern. An Druse können alle Pferde erkranken. Besonders gefährdet sind Tiere unter drei Jahren, weil deren Immunsystem noch nicht voll ausgebildet ist. In Ställen mit häufig wechselnden Tieren besteht ebenfalls ein höheres Risiko. »Und je enger der Kontakt der Pferde im Stall untereinander ist, umso schneller verbreitet sich die Krankheit.« Denn bereits während der dreibis 14-tägigen Inkubationszeit können infizierte Pferde Artgenossen anstecken.
Eng verwandt mit dem Druse-Erreger ist das Bakterium Streptococcus equi subsp. zooepidemicus. Dieses kommt im Rachenraum gesunder Pferde vor. »Bestimmte Stämme dieses Bakteriums können Druse-ähnliche Symptome auslösen, allerdings nur sehr selten und mit harmlosen Verläufen«, so Dr. Barsnick. Die Bakterienart kann zudem andere Krankheiten wie eine eitrige Bronchopneumonie auslösen. Daran erkranken in der Regel aber nur einzelne Pferde, nicht mehrere eines Bestandes.
Symptome bei Druse
- hohes Fieber
- Schwellung der Lymphknoten im Kopfbereich
- eitrig-schleimiger Nasenausfluss
- Rachenentzündung
- Konjunktivitis