Was verursacht eine Hufrollen-Entzündung?
Tierärzte nennen die Hufrollen-Entzündung auch Hufrollensyndrom (Podotrochlose), da außer dem Strahlbein auch tiefe Beugesehne, Strahlbeinbänder und Schleimbeutel erkranken können. »Das Hufrollensyndrom ist eine Zivilisationskrankheit«, sagt Fachtierarzt für Pferde Dr. Christian Bingold von der Pferdeklinik Großostheim bei Aschaffenburg. »Schuld ist immer ein schwaches, der Belastung nicht gewachsenes Fundament.« Zu diesem Problem kommt es, wenn immer mehr Masse auf schmächtige Knochen gezüchtet wird. In den letzten Jahrzehnten hat die Zucht entsprechend selektiert und die Anzahl der klassischen Hufrollenerkrankungen ist stark zurückgegangen.
Harte Stopps, Sprünge oder Drehungen auf der Vorhand schaden der Hufrolle ebenfalls. »Die Natur konstruierte das Pferd für die Bewegung geradeaus. Für gebogene Linien sind die Gelenke nicht gebaut«, sagt der Pferdefachtierarzt. Auch zu frühe und zu starke Beanspruchung von Jungpferden belastet die Hufrolle. Außerdem geht man davon aus, dass die Erkrankung vererbt wird. Nicht zuletzt spielt die Aufzucht eine große Rolle: Bewegen sich Fohlen in den ersten Lebensmonaten zu wenig, erreichen Knochen und Gelenke nicht die nötige Stabilität.
Die Hufform beeinflusst die Hufrolle maßgeblich: Steile, enge oder flache Hufe mit langer Zehe und eingerollten Trachten dämpfen beim Auffußen nicht genug. Andererseits führt die Fehlbelastung bei Hufrollenpferden zu Verformungen der Hufe. Charakteristisch sind auch Hufe, die flache oder eingerollte Trachten haben. Ursache und Wirkung sind nicht immer klar zu trennen.
Welche Symptome zeigen Pferde bei einer Hufrollen-Entzündung?
In der Anfangsphase sind Symptome kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Eventuell zeigt das Pferd einen klammen Gang und kurze Schritte. Die Vorderbeine können wechselnd lahm sein. Das Tier kann das kranke Bein anheben oder nach vorne stellen. Manche Pferde stolpern und zeigen unregelmäßige Bewegungen. Einige scharren auch eine Grube in den Boden, in die sie die Zehenspitze absenken; die Trachten stehen dann erhöht auf der zurückgescharrten Erde. Im fortgeschrittenen Stadium ist das Pferd hochgradig lahm. Durch die Erkrankung kann die Strahlbeinregion chronisch überlastet sein, weil die hintere Hufpartie das Auffußen nicht genug dämpft, die tiefe Beugesehne permanent auf das Strahlbein drückt, die Bandund Sehnenansätze unter zu starkem Zug stehen oder zu wenig Blut, etwa durch Gefäßverschlüsse, ins Strahlbein fließt.
Manche Pferde haben keine Knochenveränderungen, lahmen aber trotzdem. »Dann schmerzen Bänder und die tiefe Beuge sehne oder der Hufrollenschleimbeutel. Gegenüber der klassischen Strahlbeinkrankheit, bei der Veränderungen des Strahlbeins im Vordergrund standen, ist dies heute meist das Problem«, erklärt Bingold. Im fortgeschrittenen Stadium verklebt die tiefe Beugesehne mit dem Strahlbein. Der Schleimbeutel entzündet sich chronisch; besonders das untere Strahlbeinband wird geschädigt. Die Knochenstruktur des Strahlbeins ändert sich: Der Knochen verdichtet sich (Sklerose) oder löst sich auf (Osteoporose oder Zystenbildung) – beides ist schmerzhaft. Im schlimmsten Fall bricht die Knochenschale des Strahlbeins ein oder die tiefe Beugesehne reißt. Weil das Pferd das kranke Bein schont, kann die Schultermuskulatur schrumpfen. Außerdem überanstrengen erkrankte Tiere die Sehnen, die sich entzünden können.
Welche Pferde erkranken an Hufrollen-Entzündung?
Risikopatienten für die Erkrankung sind Springpferde, schlecht gerittene Dressurpferde und Westernpferde, die abrupte Stopps und scharfe Wendungen vollführen müssen. Spitzgewinkelte Hufe und steile Fesselung sowie langer Rücken und tief angesetzter Hals oder viel Muskelmasse bei gleichzeitig dünnen Gliedmaßen sind ebenfalls Risikofaktoren.