Wissenswertes zu infektiöser Anämie
Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) gehört zu den am meisten gefürchteten Pferdekrankheiten. Denn infizierte Tiere müssen laut Gesetz getötet werden! EIA, auch Ansteckende Blutarmut der Einhufer genannt, ist eine Erkrankung von Zellen des Immunsystems und der dazugehörigen Organe. Die Seuche ist anzeigepflichtig: Der Tierarzt muss schon den Verdachtsfall beim Veterinäramt melden. Sofortmaßnahme: verdächtige Tiere isolieren.
Wie ensteht infektiöse Anämie?
EIA wird durch ein Retrovirus hervorgerufen, das mit dem HI-Virus (Aids-Erreger) des Menschen verwandt ist. Das Virus befällt ausschließlich Einhufer (Pferde, Esel, Maultiere, Maulesel) und ist nicht auf den Menschen übertragbar. »Der Erreger ist wie HIV nur bedingt umweltstabil und empfindlich gegen gängige Desinfektionsmittel«, sagt Dr. König. Direkte Sonneneinstrahlung kann das Virus binnen weniger Stunden deaktivieren. Am häufigsten wird das EIA-Virus durch Bremsen, Wadenstecher und andere große blutsaugende Insekten übertragen. Sie saugen bei einem infizierten Tier Blut, werden verjagt und fliegen zum nächsten Opfer, wo sie mit den Resten der Blutmahlzeit an ihren Mundwerkzeugen eine Infektion hervorrufen können.
Die Übertragung ist aber nur über relativ kurze Strecken möglich, da das Virus an den Beißwerkzeugen der Insekten nur kurze Zeit (etwa 15 bis 30 Minuten) infektiös bleibt. Dr. König: »Untersuchungen zeigten, dass eine Entfernung von 100 bis 200 Metern als sichere Distanz zu einem infizierten Tier angesehen werden kann.« Infizierte Pferde scheiden EIAV auch mit Körpersekreten wie Speichel, Milch und Sperma aus; bei sehr engem Tierkontakt droht daher ebenfalls Ansteckungsgefahr. Mitunter wird das Virus in der Gebärmutter auf das Ungeborene übertragen: Die Stute kann verfohlen oder ein lebensschwaches Fohlen zur Welt bringen.
Ansteckungsgefahr geht auch von kontaminierten Spritzen, Maulgattern, Nasenschlundsonden und sonstigen tierärztlichen Instrumenten oder Pflegeutensilien aus – nämlich über Blutreste, die aktives Virus in ausreichender Menge enthalten, um eine Infektion hervorzurufen. »Dieser Übertragungsweg spielt aber nur eine Rolle, wenn die üblichen Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen grob vernachlässigt werden«, so Dr. König. Vor einigen Jahren sorgte zudem ein besonderer Fall für Aufsehen: Das Blut eines Spenderpferds infizierte andere Pferde mit EIAV.
Symptome bei infektiöser Anämie
Die Pathologie des Immunsystems bestimmt mit Fieber, Anämie und Reduktion der gerinnungsvermittelnden Blutplättchen das Krankheitsbild. Im akuten Stadium hat das Pferd wiederkehrende Fieberschübe (oft über 40 Grad Celsius Körpertemperatur; normal sind 37,5 bis 38,2 Grad); das Fieber geht rasch zurück, steigt phasenweise wieder an. Benommenheit bis hin zur Apathie sowie Muskelschwäche (Pferd zittert beim Gehen oder schwankt) sind weitere Symptome.

Die Krankheit hat vielfältige Symptome wie starkes Abmagern und Ödeme, insbesondere am Unterbauch und den Beinen.
Manchmal färben sich die Schleimhäute leicht gelblich bis rötlich; die Lidbindehäute sind fleckig, geschwollen, glasig. In den Bindehäuten, der Maulschleimhaut und auf der Zungenunterseite können Punktblutungen zu sehen sein. Manchmal bilden sich Ödeme (Wassereinlagerungen) an Bauch und Beinen. Selten treten Blutungen in der vorderen Augenkammer und im Darm auf (rot gefärbter Durchfall).
Bei der chronischen Form werden die Abstände zwischen den Fieberschüben im Laufe der Zeit immer größer. Die Folgen von Anämie und ständiger Belastung des Immunsystems spiegeln sich in den Symptomen wider. Das Pferd magert ab und kann bis zu einem Drittel des Körpergewichts verlieren. Weitere Anzeichen sind rasches Ermüden und Muskelschwäche bis zur Hinterhandlähmung.
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