Luftsack beim Pferd: Wissenswertes zu Erkrankungen
Die paarigen Luftsäcke (Diverticula tubae auditivae, engl. guttural pouch) sind Ausstülpungen der Ohrtrompete, die Mittelohr und Rachen verbinden. Sie sind eine anatomische Besonderheit der Equiden. Luftsäcke dehnen sich zwischen Schädelbasis und Atlas (erster Halswirbel) zum Rachen hin und treffen in der Mitte auf einer langen Strecke aufeinander, geteilt durch eine dünne, elastische Wand aus Schleimhaut und Bindegewebe.
Das Fassungsvermögen der Luftsäcke ist bemerkenswert groß. Das Volumen liegt im Bereich von jeweils etwa 0,3 bis 0,6 Litern. Jeder Luftsack ist durch das Zungenbein nochmals untergliedert in eine größere innere und eine kleinere seitliche Bucht. Direkt anliegend an die Luftsäcke verlaufen kräftige Arterien und Gehirnnerven wie z. B. der Nervus facialis. Unter der Bodenschleimhaut der inneren Luftsackbucht liegen jeweils die inneren Rachen-Lymphknoten. »Die jederseits in der Seitenwand des Rachens ausgebildete Öffnung des Luftsacks liegt auf der Ebene des Querschnitts durch die seitlichen Augenwinkel und stellt eine zirka 45 Millimeter lange, schlitzförmige Spalte dar«, erklärt Dr. Vidovic.
Wozu die Luftsäcke dienen, ist nicht geklärt. Forschungen deuten darauf hin, dass sie als Gehirnkühler fungieren, indem Wärme über die Blutgefäße in die luftgefüllten Ausstülpungen abgegeben wird. Spekuliert wird auch, dass sie den Druckausgleich beim Schlucken optimieren. Die drei wichtigsten Luftsackerkrankungen sind das Luftsackempyem (Vereiterung der Luftsäcke), die Luftsackmykose (Pilzbefall) sowie die Luftsacktympanie (Luftansammlung in den Luftsäcken).
Was verursacht ein Luftsackempyem?
Ursache für das Luftsackempyem sind bakterielle Infektionen, vor allem mit dem Druse-Erreger Streptococcus equi subsp. equi, sowie in den letzten Jahren zunehmend häufiger diagnostizierte Streptococcus equi subsp. zooepidemicus. Bei Druse können die vereiterten Lymphknoten nicht nur nach außen, sondern auch nach innen in die Luftsäcke aufbrechen. »Entzündungen der Luftsackschleimhaut können sich als aufsteigende Infektion der oberen Atemwege (Rachen, Kehlkopf) entwickeln. Die bakterielle Infektion kann sich dabei entweder primär entwickeln oder sekundär, im Anschluss an einen vorausgehenden viralen Infekt«, erläutert der Tierarzt. In seltenen Fällen können auch Fremdkörper wie etwa Haferkörner in einen Luftsack geraten und zur Vereiterung führen.
Was verursacht ein Luftsackmykosen?
Bei Luftsackmykosen siedeln sich meist die Schimmelpilze der Aspergillus-Arten an. Obschon sie in Heu und Stroh vorkommen, infizieren sie die Luftsäcke selten. Ein schwaches Immunsystem und die hohe Keimbelastung in der Atemluft erhöhen die Infektionswahrscheinlichkeit.
Was verursacht eine Luftsacktympanie?
Luftsacktympanie ist meist Folge eines angeborenen Defekts der Schleimhautfalte zwischen Luftsack und Nasenrachen (Ostium pharyngeum tubae auditivae). Sie funktioniert nur als Einwegventil: Luft strömt ein, aber nicht hinaus.
Symptome bei Luftsackerkrankungen
1. Luftsackvereiterung (Luftsackempyem):
- Flüssiger bis käsiger Eiter fließt schubweise aus einer oder beiden Nüstern
- Ganaschenbereich mehr oder weniger stark angeschwollen und druckempfindlich Schluckbeschwerden bis hin zur Dysphagie
- Rasselnde Geräusche beim Einatmen; Atemprobleme

Bei Luftsackerkrankungen sind die Ganaschen stark angeschwollen und druckempfindlich.
2. Pilzinfektionen (Luftsackmykosen):
- Symptome treten nur auf, wenn Nerven oder Gefäße geschädigt sind
- Sporadisches leichtes Bluten aus einer oder beiden Nüstern
- Plötzliche starke Blutung bis hin zum Blutsturz, dann akute Lebensgefahr
- Manche Pferde halten den Kopf schief, schwitzen einseitig unter einem Ohr; eventuell Gleichgewichtsprobleme
- Oberes Augenlid kann herabhängen
- Pfeifende Atemgeräusche unter Belastung
3. Luftsacktympanie
- Massive, kalte, schmerzlose Schwellungen im Kehlbereich; beim Klopfen trommelartiger Klang
- meist einseitig, selten beidseitig
- Meist bei jüngeren Fohlen
- Nasenausfluss selten
- Schluckbeschwerden
- Atemnot