Wissenswertes zu Sehnenschäden bei Pferden
Sehnen verbinden Muskeln und Knochen. Sie bestehen aus elastischen Kollagen-1-Fasern, die längsparallel in Bündeln angeordnet sind und durch Querverzweigungen (Crosslinks) stabilisiert werden. Sehnen sind sehr reißfest, jedoch kaum dehnbar. Wird ihre Dehnungsgrenze überschritten, reißen Fasern oder Stränge. »Bis zum Alter von zwei Jahren entwickeln Sehnen ihre maximale Belastbarkeit. Das Niveau, das sie bis dahin erreicht haben, ist die Basis, von der das Pferd sein weiteres Leben zehrt«, erklärt Dr. Christian Bingold, Pferdefachtierarzt und Gründer der Pferdeklinik Großostheim in Bayern. Besonders anfällig sind oberflächliche Beugesehne am Vorderbein und Fesselträgerursprung am Hinterbein.
Was verursacht einen Sehnenschaden?
Sehnenschäden können durch äußere Verletzungen entstehen, etwa wenn sich das Pferd im Zaundraht verfängt. Meistens ist Überbelastung die Ursache: Entweder geht ein einmaliges Ereignis über die Belastungsgrenze hinaus, zum Beispiel wenn das Pferd in ein Loch tritt, oder immer wieder kleinere Faserrisse führen in der Summe zum Schaden. Häufig sind Schäden chronisch, man spricht von einer Tendinose. Sie ist im Gegensatzzur Tendinitis nicht akut, sondern entwickelt sich langsam, oft mit wenig entzündlichen Anzeichen. Überbelastungen können Kaltstarts sein. Auch übermüdete oder schwache Muskeln untrainierter und schlecht gymnastizierter Pferde können Sehnen nicht schützen. Schädlich ist tiefer, schwerer Boden.
Auch rückbiegige Vorderbeine, durchtrittige Fesseln und schlechte Hufbearbeitung (vor allem zu lange Zehen bei zu niedrigen Trachten) belasten Sehnen. Durch das Ziel der Warmblut-Zucht, Pferde mit besonders schwungvollen und elastischen Gängen zu produzieren, hat sich auf diese Weise im Lauf der Jahre ein Problem mit einer erhöhten Anfälligkeit zu Fesselträgererkrankungen besonders an der Hinterhand entwickelt.
Reißen Fasern oder Bündel, versucht der Organismus diese mit Entzündungen zu reparieren. Narbengewebe entsteht, das gerissene Fasern oder Bündel ersetzt. Da es unelastischer als das ursprüngliche Sehnengewebe ist, beginnt der Körper dieses in einem monatelangen Prozess umzuwandeln. Die Sehne wird dabei nie wieder so, wie sie vor dem Schaden war, gewinnt aber an Elastizität. Ihre Belastbarkeit hängt vom Ausmaß des ursprünglichen Schadens und Erfolg des Umbauprozesses ab.
Welche Symptome zeigen Pferde bei Sehnenschäden?
Druckempfindlichkeit ist ein Warnsignal für Sehnenverletzungen. Auch Wärme und Schwellungen können auf einen Schaden hinweisen, müssen aber nicht auftreten. In vielen Fällen (besonders bei Tendinose oder geringer Sehnenverletzung) lahmt das Pferd nicht einmal. Rufen Sie bei Verdacht den Tierarzt.

Verletzte Sehnen sind druckempfindlich.
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