Vergiftung beim Pferd erkennen

Ursachen, Symptome, Behandlung
Hilfe bei Vergiftungen

Veröffentlicht am 04.05.2024
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Foto: Juliane Fellner

Was verursacht Vergiftungen bei Pferden?

Es gibt viele verschiedene Ursachen für Vergiftungen beim Pferd. Weil die Symptome vielfältig und unspezifisch sind, macht dies die Suche nach dem Auslöser oft zum Rätselraten. Eine der Ursachen sind häufig Pflanzen, die toxisch, also giftig wirken. Je nach Pflanzenart kann das ganze Gewächs oder nur Teile davon – wie etwa Blätter, Stängel, Blüten oder Früchte – den Giftstoff enthalten. Die Liste der Giftpflanzen ist lang. Auch wenn Pferde in der Regel sehr selektiv fressen und Giftpflanzen meiden, die oft bitter schmecken – darauf verlassen sollte man sich nicht. Wenn die Giftpflanzen das einzig erreichbare Grün sind, fressen die Pferde mitunter auch diese, beispielsweise Ahornsämlinge im Frühling auf Paddocks. Das gilt besonders für Ponys, junge oder neugierige Pferde.

Der bittere Geschmack geht zudem bei vielen getrockneten Giftpflanzen verloren, die dennoch bereits in geringer Dosis hochgiftig für Ihr Pferd sein können. Dazu zählen beispielsweise Herbstzeitlose oder Jakobskreuzkraut, das sich im Heu finden kann. Gefährlich sind auch Kirschlorbeer, Eibe, Thuja und Buchsbaum, die häufig als Hecken gepflanzt werden. Goldregen und Rhododendron, die oft in Höfen und Gärten anzutreffen sind, sind ebenfalls giftig. Die Samen des Bergahorns lösen die atypische Weidemyopathie aus, eine häufig tödlich endende Erkrankung der Muskulatur.

Eine Gefahrenquelle für Vergiftungen stellen auch Hackschnitzel als Paddockbelag dar, die keine giftigen Holzarten wie Robinien oder Eibe enthalten dürfen. Manchmal werden sie von Pferden aufgenommen, insbesondere wenn kein Raufutter auf dem Auslauf angeboten wird. Eine weitere Form von Vergiftung ist der Botulismus. Unter Luftabschluss kann das Bakterium Clostridium botulinum in Silage das sogenannte Botulinum-Toxin bilden, insbesondere wenn sich Kadaver von Nagetieren wie Mäusen oder Ratten im Futter befinden. Die Toxine wirken auf das Nervensystem, führen zur Lähmung der Muskulatur und häufig zum Tod. Die Erkrankung kommt bei Pferden jedoch selten vor.

Giftquellen können auch im Stall lauern, etwa in Holzschutzmitteln von Weidezäunen oder im Anstrich von Boxen. Bleihaltige Farbe kann zu Schwermetallvergiftungen führen, wenn das Pferd an den Wänden leckt. Blei kann auch in den Rohren der Tränkanlage enthalten sein. Chemische Gifte wie Pflanzenschutzmittel und Mittel zur Schädlingsbekämpfung (Rattengift, Schneckengift, Insektengift) werden beim Grasen auf gespritzten Weiden oder an Feldrändern und auf Grünflächen aufgenommen. Eine weitere Gefahrenquelle sind Futtermittel für andere Tierarten. Schweinemastfutter kann zu einer hochgradigen Kupfervergiftung führen. Hühner- und Bullenmastfutter enthalten Leistungsförderer mit Ionophore wie Salinomycin und Monensin, die für Pferde schon in Mengen unter 1 Milligramm pro Kilo Körpergewicht toxisch sind. Diese Vergiftungen führen häufig zum Tod.

Topinambur
Lisa Rädlein

Manche Besitzer vergiften tatsächlich selbst ihre Pferde, weil sie es zu gut mit vermeintlich gesunden Futterzusätzen meinen. Die fettlöslichen Vitamine A, D und K können nicht über die Niere ausgeschieden und reichern sich bei Überversorgung im Fettgewebe an. Sie können, je nach Verabreichung, akut oder chronisch toxisch wirken und zu einer sogenannten Hypervitaminose führen. Auch eine Überversorgung mit Spurenelementen, insbesondere mit Selen, kann gefährlich sein. Der Tagesbedarf eines Pferdes liegt bei 0,1 bis 0,2 Milligramm pro Kilogramm Futtertrockenmasse. Mit Vergiftungen muss ab 2 Milligramm pro Kilogramm gerechnet werden. Schimmelpilze in Heu, Stroh und Silage bilden sogenannte Mykotoxine, die zu Vergiftungen führen können (Stachybotryotoxikose).

Welche Symptome haben Pferde bei Vergiftungen?

Die Symptome bei Vergiftungen können sehr vielfältig sein. Sie hängen davon ab, welcher Giftstoff aufgenommen wurde und insbesondere in welcher Menge. Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Vergiftungen. Bei akuten Vergiftungen verschlechtert sich der Zustand meist innerhalb weniger Stunden dramatisch. Chronische Vergiftungen entwickeln sich in der Regel schleichend. Bei einer akuten Vergiftung zeigen die Pferde häufig Kolik-Symptome, oft in Verbindung mit Kreislaufproblemen und Durchfall. Sie schwanken mitunter, sind schreckhaft, apathisch oder zeigen einen zwanghaften Laufdrang. Lähmungen der Hinterhand oder des Schlunds können auftreten, ebenso Muskelkrämpfe und Ataxie. Manche Tiere drücken ihren Kopf gegen die Wand. Es besteht die Gefahr, dass die Pferde zum Festliegen kommen. Kot und Harn können blutig sein, der Urin ist dann braunrot. Die Schleimhäute können sich verfärben und im Maul können Punktblutungen auftreten. In den schlimmsten Fällen kann es zu Hufrehe, Erblindung oder akutem Herzversagen kommen.

In Folge einer chronischen Vergiftung können Pferde abmagern und an Leistungsfähigkeit verlieren. Mitunter entwickeln die Symptome sich erst nach Wochen, wie beispielsweise bei zu hoch dosiertem Selen. Manchmal treten Ödeme auf oder es kommt zu Hautveränderungen und Haarausfall. Die Pferde können eine Anämie entwickeln. Auch Leber- und Nierenversagen sind möglich und können schlimmstenfalls zum Tod führen.

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