"Schlechte Hornqualität ist wie vieles andere ein multifaktorielles Geschehen", sagt Ernährungsexpertin und Tierärztin Dr. Anne Mößeler. Aber eine bedarfsgerechte Versorgung mit den nötigen Nährstoffen ist eine erste Voraussetzung für gesunde Hufe. Bei diesen Nährstoffen sollten Sie genauer hinsehen:
Eiweiß/Schwefelhaltige Aminosäuren: Das Hufhorn besteht aus Keratin. Um das zu bilden, braucht das Pferd ausreichend Eiweiß, vor allem die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein. "Eiweiß kann bei überständigem oder verholztem Raufutter nur unzureichend enthalten oder verfügbar sein", erklärt Dr. Mößeler. Eine Heu-Analyse gibt Aufschluss über den Gehalt an dünndarmverdaulichem Protein. Fehlt es, kann es über Soja, Leinsamen, Bierhefe oder spezielle Zusatzfutter ergänzt werden.

Fehlendes Eiweiß in der Futterration kann über Bierhefe ergänzt werden.
Biotin: Das wasserlösliche Vitamin ist dafür verantwortlich, dass Zellen ausreifen, die für die Entwicklung von Keratin verantwortlich sind. "Ein Pferd mit einer gesunden Darmflora produziert es, wie die übrigen B-Vitamine, im Allgemeinen ausreichend", so Dr. Mößeler. Ein Mangel ist damit eher selten. Ihrer Erfahrung nach profitieren allerdings rund 20 Prozent der Pferde von einer erhöhten Biotin-Gabe, vor allem Tiere mit sprödem, rissigem Horn oder Hornspalten. "Hier kann man ausprobieren, ob eine Zufütterung von 3 mg pro 100 kg Körpermasse (KM) und Tag hilft", sagt die Tierärztin.

Rissige Hufe können von Biotin profitieren.
Zink: Dass eine Ration nicht ausreichend Zink enthält, beobachtet Dr. Mößeler häufiger: "Zink kann einerseits im Grundfutter knapp sein, andererseits kann es durch Wechselwirkungen zu sekundärem Zinkmangel kommen." Enthält eine Ration deutlich zu viel Kalzium (etwa durch Luzerne), kann der Pferdekörper Zink nicht mehr gut verwerten. Auch die Art der Zinkverbindung ist relevant: "Zinkoxid wird relativ schlecht absorbiert, Zinksulfat und organische Zinkverbindungen deutlich besser." Hat das Pferd einen Zinkmangel, können 100 bis 150 mg Zink pro 100 kg KM/Tag zugefüttert werden.
Vitamin A: Sowohl ein massiver Vitamin-A-Mangel wie auch -Überschuss kann zu Verhornungsstörungen führen. Das Horn wird dann brüchig. "Das ist eher selten, kann aber vorkommen, wenn Stroh einen erheblichen Anteil der Raufutterration ausmacht und/oder das Raufutter arm an Beta-Carotin ist: Die Gehalte sinken nämlich bei langer Lagerung." Aufschluss gibt eine Blutuntersuchung; ein Mangel kann durch ein vitaminisiertes Mineralfutter oder carotinreiche Futtermittel wie Karotten behoben werden.

Vorsicht bei Selen: Ein Übermaß an Selen ist toxisch. Die Synthese an Keratin, also den Baustoffen des Horns, ist dann gestört. Erkennbar ist das an weichen Schwellungen am Kronsaum; im Extremfall kann das Pferd ausschuhen.
Gesamtration im Blick: Die Kombination mehrerer Futtermittel kann zur Überversorgung führen. Rechnen Sie daher gegen, ob die Nährstoffversorgung noch in Balance ist.
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