Wie gefährlich ist das West-Nil-Fieber?

Ursachen, Symptome, Behandlung
Wie gefährlich ist das West-Nil-Fieber?

Zuletzt aktualisiert am 12.09.2024
Wie gefährlich ist das West-Nil-Fieber?
Foto: Rädlein

Woher kommt das West-Nil-Fieber?

Es war letztlich nur eine Frage der Zeit, wann das West-Nil-Fieber auch Deutschland erreichen würde. Ende September 2018 erkrankten zwei Pferde in Brandenburg sowie in Sachsen-Anhalt; kurz zuvor hatten Experten die Infektion erstmalig im östlichen Teil Deutschlands bei verschiedenen Vögeln nachgewiesen. Betroffen waren Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern.

Im Jahr 2022 bestätigte das Nationale Referenzlabor für West-Nil-Virus-Infektionen am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) 17 Fälle bei Pferden und 54 bei Wild- und Zoovögeln. Die Mehrzahl der Infektionen wurde wiederum in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie einige in Thüringen nachgewiesen. Erstmals wurde eine Infektion bei einem Pferd im Großraum Hamburg bestätigt, eine weitere Erkrankung wurde bei einem Pferd in Südwest-Mecklenburg festgestellt. Erstmalig waren zudem im Bundesland Sachsen der Landkreis Görlitz, im Bundesland Sachsen-Anhalt der Landkreis Altmarkkreis Salzwedel und im Bundesland Thüringen der Landkreis Kyffhäuserkreis betroffen. Seit Mitte August 2024 wurde das West-Nil-Virus nun erneut bei zehn Pferden in Niedersachsen nachgewiesen. Alle diese Nachweise deuten auf eine sichtbare Ausbreitung des Virus hin.

Was verursacht das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Fieber wird durch das West-Nil-Virus (WNV) ausgelöst. WNV gehört zur Familie der Flaviviren (Flaviviridae). »Es ist das am weitesten verbreitete Flavivirus«, sagt Professor Norbert Nowotny. Der Infektionszyklus: Das Virus überwintert in weiblichen Stechmücken an frostfreien Orten (Keller, Kanalisation). Im Frühjahr verlassen die Mücken ihr Winterquartier und infizieren beim Blutsaugen Vögel. Andere Stechmücken nehme das Virus wiederum von infizierten Vögeln auf und übertragen es weiter. Es entstehen immer mehr Viren, die in unseren Breiten ab etwa Anfang Juli bis Ende Oktober zu Krankheitsausbrüchen führen können.

CAV Fliegen Mücken
Rädlein

Weitergegeben werden die in der Mücke vervielfältigten Viren bei der nächsten Blutmahlzeit. Säugetiere wie Menschen oder Pferde, die durch den Stich einer infizierten Mücke ihrerseits infiziert werden können, gelten nur als Zufallswirte. Die Viruskonzentration in ihrem Blut (Virämie) ist nämlich zu gering und dauert nicht lange genug an, um das Virus effektiv zu verbreiten. »Die infizierten Säugetiere können aber sehr wohl an der Infektion erkranken«, erklärt Professor Norbert Nowotny.

Welche Symptome verursacht das West-Nil-Virus?

Anzeichen sind Fieber über 39 Grad Celsius (normal bis 38,2 Grad) sowie unkontrollierte Bewegungen (Ataxien); vor allem die Hinterhand ist geschwächt oder gar gelähmt. Manchmal ist auch die Vorhand betroffen: Die Pferde fallen plötzlich auf die Vorderfußwurzelgelenke. Tierärzte beobachten zudem Muskelzittern, Krämpfe, Lähmungen von Gesichtsnerven, Schluck- und Sehstörungen. Kranke Pferde laufen ziellos umher, kreisen in der Box (Manegebewegungen) oder drücken den Kopf gegen die Boxenwand. Sie reagieren zudem oft überempfindlich auf Berührungen oder Geräusche; manche Tiere sind allerdings auch eher lethargisch. Detailliert sind die Symptome in der Arbeit De Heus et al., Transbound Emerg Dis. 2020; 67(3): 1189–1197 beschrieben. Unter »Supporting information« kann von dieser Publikation auch ein Video, das die Hauptsymptome des West-Nil-Fiebers zeigt, heruntergeladen werden.

Lisa Rädlein

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