Bewegung im Stall
Wie häufig bewegen sich Pferde?

Sie laufen und laufen und laufen. Oder vielleicht auch nicht. Wie viel bewegen sich Pferde auf Paddocks und Weiden, und in welchem Umfang sollten sie das tun? Wir haben der täglichen Laufleistung nachgespürt.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Foto: Lisa Rädlein

Zehntausend. Diese Zahl an Schritten sollten wir Reiter täglich machen. Ursprünglich stammt der Wert zwar nur aus der Marketing-Abteilung eines japanischen Herstellers, der damit seinen Schrittzähler bewarb; doch bis heute gilt die Zahl als anzustrebendes Bewegungsziel. Wer marschiert, profitiert – von geringerem Krankheitsrisiko oder längerem Leben. Dafür muss man allerdings, je nach Schrittlänge, jeden Tag fünf bis sieben Kilometer schaffen. Eine Herausforderung.

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Für unsere Pferde, diese geborenen Lauftiere, wäre das doch hingegen ein Klacks. Oder sind sie womöglich schlimmere Couchpotatoes als wir, Heu im Maul statt Chipstüte in der Hand? Wir wollten wissen, wie viel sich Pferde Studien zufolge in ihren Ställen und Ausläufen bewegen und wie sie damit im Vergleich zu ihren wild lebenden Verwandten abschneiden. Wobei: Dienen die überhaupt als Referenzwert, oder sind bei unseren Hauspferden ganz andere Maßstäbe anzusetzen – und wenn ja, welche? Darüber haben wir mit Verhaltens- und Haltungsexperten gesprochen.

Gemeinsam mit Tierärztin Dr. Anne Mößeler starteten wir zudem einen eigenen Bewegungsversuch: 14 Pferde in zwei unterschiedlichen Haltungsformen trugen über mehrere Wochen hinweg GPS-Tracker. Im Anschluss analysierten wir, wie viel die Tiere in der Zeit liefen. Schon mal vorab: Das Ergebnis ist höchst individuell.

Einfluss von Futter- und Wasserstellen

Von individuellen Faktoren hängt auch die Laufleistung wildlebender Pferde ab, genauer: von den verfügbaren Fress- und Trinkmöglichkeiten des jeweiligen Lebensraumes. Wo Futter und Wasser rar sind, machen Pferde logischerweise mehr Strecke. Forscher Brian Hampson fand bei zwei Pferdegruppen in Australien (Outback/Northern Territory sowie Queensland) heraus, dass die Tiere täglich im Schnitt 15,9 Kilometer zurücklegten; mit Spitzenwerten von bis zu 28,3 Kilometern täglich.

Nicht nur auf die reine Kilometerzahl, auch auf das Bewegungsmuster der Tiere hatten die knappen Ressourcen Einfluss: Im Outback legten die Tiere eher direkte Wege von Futterplatz zu Futterplatz zurück und entfernten sich teilweise bis zu 55 Kilometer von einer Wasserstelle. Während sich ihre Verwandten in Queensland eher kreisförmig um eine Wasserstelle herum bewegten und nicht weiter als acht Kilometer davon weg grasten.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Lisa Rädlein
Gruppenhaltung kommt der Natur des Pferds am nächsten. Hier verbringen Pferde 57 Prozent ihrer Zeit mit Fressen bzw. Futtersuche. In freier Wildbahn sind es 60 Prozent.

Deutlich weniger Kilometer machen andere wild lebende Pferde. Stuten, die Forscher um Jacob Hennig in den USA untersuchten, kamen auf neun Kilometer am Tag. Die Strecke, die Koniks im polnischen Reservat Zagroda zurücklegten, variierte, stellte Forscher Daniel Zaborski fest: In Waldgebieten waren es durchschnittlich 6,5 km, auf Wiesenflächen 2,6 km am Tag. Przewalskipferde in der Mongolei kamen einer Untersuchung von Petra Kaczensky zufolge auf 3,5 km innerhalb eines Tages.

Wo Futter also rar ist, laufen Pferde zwangsläufig mehr, wo es genug gibt, weniger – und wer gar nicht laufen will, verhungert. Das tut keines unserer Hauspferde, die ihr Futter serviert bekommen. Kann man daher wild lebende Verwandte überhaupt als Maßstab für unsere Pferde nehmen?

Orientieren am natürlichen Verhalten

Man kann, findet Verhaltensforscherin Dr. Vivian Gabor. Sie setzt allerdings keine Kilometerzahl als Vergleichswert an, sondern vielmehr das natürliche Verhalten. "Unter natürlichen Bedingungen verbringen Pferde zwischen 14 und 16 Stunden täglich mit der Futteraufnahme, also Fressen auf der Wiese mit langsamer Fortbewegung", erklärt sie. Die Zahlen stammen von Untersuchungen an wild lebenden Camargue-Pferden, die aufgrund der genetischen Ähnlichkeit durchaus als Referenzwert gelten.

"Dieses Verhalten steckt auch unseren Pferden in den Genen", betont Vivian Gabor – und an dieser langsamen, kontinuierlichen Futtersuche sollten sich unsere Haltungsbedingungen idealerweise orientieren. Mit Einschränkungen allerdings, schiebt die Forscherin gleich hinterher: "Natürliche Bedingungen herrschen nicht auf einer hochgedüngten Koppel mit Hochleistungsgras, genausowenig auf einem Matschpaddock mit einer Heuraufe in der Mitte."

Da könnten Pferde zwar ihrem stundenlangen Fressbedürfnis nachkommen, nehmen dabei aber auch hochkalorisches Futter zu sich – und somit mehr Energie, als sie bräuchten. "Auf solchen Matschpaddocks, die man jetzt im Winter leider immer noch häufig sieht, werden die Pferde zudem null zu Bewegung angeregt", sagt Vivian Gabor.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Lisa Rädlein
Purer Spaß: mal eben in vollem Tempo über die Wiese flitzen. Wild lebende Pferde nutzen rund zehn Prozent ihres Tages für „andere“ Aktivitäten – wie spielerisches Rennen und Toben auf der Wiese.

Das bestätigt Leonie Krüger. Die Öko-Agrarmanagerin kümmert sich um BestTUPferd, das Bewertungstool für Pferdehaltungen, und meint: "Pferde neigen in der Regel dazu, sich aus innerem Antrieb allein nicht ausreichend zu bewegen. Der Mensch muss ihnen also unterschiedliche Möglichkeiten und Anreize bieten, so dass sie täglich mehrere Kilometer in freier Bewegung zurücklegen."

Ein Bewegungsanreiz: das Platzangebot. Brian Hampson fand in einer Untersuchung heraus, dass sich eine vierköpfige Stutenherde im Schnitt 6,1 Kilometer pro Tag und Pferd bewegte. Vergrößerte sich der Auslauf von vier auf 16 Hektar, wuchs auch die Kilometerzahl – auf dann durchschnittliche 7,2. Allerdings: Eine ungestaltete Fläche ohne Bewegungsanreize allein führt nicht dazu, dass sich Pferde mehr bewegen.

Zu diesem Schluss kamen Gundula Hoffmann (Leibniz-Institut für Agrartechnik, Potsdam) und ihr Team in einem Versuch. Als sie Pferden in einer Gruppenhaltung eine zusätzliche, unbegrünte Fläche anboten, bewegten sich die Tiere im Schnitt gerade mal sechs Minuten länger pro Tag. Die Fläche alleine macht es also nicht; sie muss auch klug strukturiert sein.

Gute Ställe sorgen für Aktivität der Tiere

Gute Offen- und Aktivställe sind genau so konzipiert. Etwa indem Tränken möglichst weit von Futterraufen entfernt sind, so dass die Tiere mehrmals täglich die Strecke zurücklegen. Oder über automatisierte Raufen, an denen sich die Pferde nur zu bestimmten Zeiten bedienen können und so zwischen den einzelnen Raufen umherwandern. Oder die Pferde müssen Rundwege abgehen und Umwege machen, um von Futterstelle zu Futterstelle zu kommen; ein Kennzeichen des Haltungskonzepts Paddock Paradise.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Tom Hartig
Ungefähr 20 Prozent des Tages verbringen Pferde täglich mit Stehen. Zumindest Pferde in Gruppenhaltung: Bei Boxenpferden sind es bis zu 65 Prozent des Tages.

Doch selbst wenn der Stall auf möglichst viel Aktivität ausgelegt ist: Die Strecken, die die Pferde darin zurücklegen, sind höchst unterschiedlich. Das belegt eine umfangreiche Studie, die kürzlich ein Forschungsteam um Frederik Hildebrandt von der Universität Kiel vorlegte. 51 Pferde eines Aktivstalls in Schleswig-Holstein trugen dafür siebeneinhalb Monate lang – von Juni 2018 bis Februar 2019 – GPS-Tracker, die kontinuierlich ihre Bewegung aufzeichneten. Die Rahmenbedingungen waren für alle Pferde gleich; die Laufleistung war es bei Weitem nicht.

Die tägliche Strecke: Höchst individuell

Zum einen beobachteten die Forscher, dass sich die Pferde in der Weidezeit mehr bewegten als in der Nicht-Weidezeit. In der Weidesaison legten die Studienpferde täglich im Schnitt 9,4 Kilometer zurück. Als während der Winterzeit nur der Paddock mit einer Größe von rund einem Hektar zur Verfügung stand, schrumpfte die Laufleistung auf 6,4 Kilometer am Tag. Die Forscher führten die höhere Strecke zur Weidezeit auf drei Gründe zurück: größere Flächen; die mitunter langen Wege zu den Weiden; und natürlich das Grasen an sich, bei dem sich Pferde im Schritt langsam vorwärts bewegen.

Auch die Pferde selbst sorgten für Unterschiede. Im Schnitt legten sie täglich 8,43 Kilometer zurück – allerdings variierte die tägliche durchschnittliche Strecke von 4,6 bis zu 10,1 Kilometer. Niedrigste und höchste Laufleistung lagen noch weiter auseinander: Während ein Bewegungsmuffel an einem Tag auf nur 1,45 Kilometer kam, machte ein vierbeiniger Roadrunner in der Spitze 25,18 Kilometer.

"Für solche individuellen Unterschiede kann es mehrere Gründe geben", sagt Verhaltensforscherin Dr. Vivian Gabor. Die Rasse sei einer davon: "Blütigere Rassen haben meist einen höheren Bewegungsdrang, ein Araber wird sich beispielsweise in den meisten Fällen mehr bewegen als ein Quarter Horse." Der Charakter des einzelnen Pferds spiele ebenfalls eine Rolle, sprich: ob es sich generell eher gern bewege oder doch zu den vierbeinigen Couchpotatoes zähle. Letztere "wandern dann nur von Heuraufe zu Heuraufe und bewegen sich ansonsten nicht viel. Meist sind solche vierbeinigen Energiesparer auch übergewichtig", so die Forscherin.

Vorerkrankungen hätten ebenso Einfluss auf die Strecke, die ein Pferd täglich macht. "Hat ein Tier Probleme oder gar Schmerzen, wird es sich nicht gern bewegen. Meist sparen solche Pferde ihre Energie für den Fall, dass sie doch mal flüchten müssen", erklärt Vivian Gabor.

Gesundheitliche Beschwerden gehen meist auch mit steigendem Alter einher. Ob sich Pferde aufgrund ihrer Lebensjahre weniger bewegen oder weil beispielsweise Arthrose das erschwert: kaum zu sagen. "Jungspunde sind auf jeden Fall oft aktiver und bewegungslustiger", so Vivian Gabor. Das bestätigt auch Hildebrandt: Pro Lebensjahr, so der Forscher, nehme die Laufleistung um durchschnittlich 0,1 Kilometer ab. Ab welchem Alter Pferde weniger laufen, komme aufs einzelne Tier an.

Wie viel Strecke Pferde täglich machen, hängt also von höchst individuellen Faktoren ab. Die entscheidendsten, so Hildebrandt: das Alter, der Beobachtungstag und die verfügbare Fläche. Zu ähnlichen Schlüssen kamen auch wir bei unserem GPS-Versuch: Von wenigen Kilometern bis hin zu über 20 Kilometern am Tag war alles dabei. Wer einen vierbeinigen Streckenmacher hat, kommt leicht auf den Gedanken: Ist doch gut fürs Lauftier Pferd – oder? Nicht unbedingt. Die reinen Daten verraten einem Pferdebesitzer noch nicht, ob sich sein Vierbeiner in einem gesunden Maß bewegt. Das betonen Dr. Vivian Gabor und Leonie Krüger unisono.

Stress lässt Pferde mehr laufen

Denn Stress kann durchaus dazu führen, dass ein Pferd "ständig auf der Flucht ist", sagt Vivian Gabor. Die Gründe dafür: zu große Gruppen, unharmonische Herden, Unruhe unter den Pferden, Kampf um Ressourcen wie Plätze in der Liegehalle oder ums Futter. "Das kann dazu führen, dass sich Pferde zwar viel bewegen, aber eben nicht aus eigenem Antrieb, sondern um Konflikten aus dem Weg zu gehen oder genug Futter zu bekommen", erklärt die Verhaltensforscherin.

Dieser Stress lasse sich nur bedingt an den GPS-Daten ablesen. "Ist das Pferd gestresst, etwa weil das Platzangebot im Winter zu gering ist, kann es sein, dass es wie ein Tiger im Zoo entlang des Zauns auf und ab läuft", so Vivian Gabor. Das könne man an den Laufwegen sehen, die das GPS-Gerät aufzeichne.

Leonie Krüger verweist noch auf einen anderen Aspekt, der sich aus den Daten herauslesen lasse: "Bei präziser GPS-Messung kann man herausfinden, ob das Pferd häufig und schnell einzelne Wegstrecken zurücklegt. Sind diese kurzen Sprints vor allem im Fressbereich zu finden, deutet das auf Unruhe und Stress hin." Genau herausfinden, da sind sich Krüger und Gabor einig, könne man das aber nur über Beobachtungen.

Unabhängig von der Kilometerzahl, so Leonie Krüger, sei "die ganzjährige Weide- oder Offenstallhaltung in Bezug auf das artgemäße Bewegungsangebot sicherlich als die tiergerechteste Haltungsform anzusehen". Auch, weil die Pferde selbst entscheiden können, wann und wie viel sie sich bewegen. "Sie verfügen damit über ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit. Das fördert das Tierwohl, da vor allem Situationen, die für Tiere als nicht beeinflussbar erlebt werden, zu Stress und Unwohlsein führen." Ob sie zehntausend Schritte am Tag machen, mehr oder weniger, hängt dann vom Pferd ab.

5 Tipps für die Bewegungsanalyse

Wie viel bewegt sich mein Pferd – und ist das genug? Wir fragten Haltungsexperten, wie Reiter bei einer Bewegungsanalyse am besten vorgehen.

1. GPS-Tracker: Einen ersten Überblick über die tägliche Laufleistung verschaffen Ihnen GPS-Tracker. Einsteigermodelle für Tiere gibt es bereits ab rund 50 Euro; dazu kommen mitunter Kosten für eine SIM-Karte. Die Geräte sollten möglichst leicht, robust und wasserdicht sein und eine lange Akku-Laufzeit haben. Lassen Sie Ihr Pferd mehrere Tage lang damit laufen. Idealerweise testen Sie mal im Sommer zur Weidezeit und mal im Winter auf dem Paddock.

2. Vergleiche ziehen: Im Idealfall machen Sie eine gemeinsame Erhebung mit anderen Pferdebesitzern in Ihrem Stall. So finden Sie heraus, wie viel die anderen Pferde laufen, ob es einen Mittelwert gibt – und ob Ihr Pferd im Vergleich eher viel oder eher wenig läuft.

3. Verhalten beobachten: Um die reinen Kilometerzahlen aus den GPS-Daten einzuordnen, würde Vivian Gabor sie immer mit einer Beobachtungsstudie verbinden. "Dadurch finde ich heraus, wie viel Zeit mein Pferd am Tag mit Fressen verbringt, wie viel mit Ruhen oder anderer Bewegung", so die Forscherin. Reiter sehen so zudem, ob Pferde ihre Kilometer freiwillig zurücklegen – oder ob sie von anderen gejagt werden. Vivian Gabor empfiehlt, die Pferde zu unterschiedlichen Zeiten zu beobachten: "Mal einen Vor-, mal einen Nachmittag, mal im Sommer, mal im Winter." Aus diesen Eckwerten könnte man ein individuelles Bewegungsmuster erstellen.

4. BCS checken: "Ein wichtiger Indikator für die richtige Menge an Bewegung ist die Beurteilung des Ernährungszustands des Tiers", sagt Leonie Krüger (wie’s geht: www.cavallo.de/bcs). Mitunter laufen aber selbst Moppel viel; dann ist nicht Bewegung das Problem, sondern zu energiereiches Futter.

Von Dauerläufern und Energiesparern

Was tun eigentlich unsere Pferde den ganzen Tag? Mitunter machen sie auf Weide und Auslauf ordentlich Kilometer, zeigte unser GPS-Versuch.

Die Expertin: Dr. Anne Mößeler ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik sowie European Specialist in Veterinary and Comparative Nutrition. Sie berät Tierbesitzer zur korrekten Fütterung ihrer Vierbeiner.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Lisa Rädlein
Dr. Anne Mößeler ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik sowie European Specialist in Veterinary and Comparative Nutrition. Sie berät Tierbesitzer zur korrekten Fütterung ihrer Vierbeiner. www.praxis-moesseler.de

Die Idee: Es war nur ein Nebenaspekt, über den CAVALLO-Redakteurin Barbara Böke und Tierärztin Dr. Anne Mößeler bei einem Vor-Ort-Termin diskutierten. Wir ließen damals Reiter Pferdefiguren schätzen – und Anne Mößeler warf eine These auf: Dicke Pferde bewegen sich vermutlich weniger, dünne oder schlanke Pferde mehr. Klingt logisch, aber ist das so? Und wie viel bewegen sich die Pferde überhaupt unter gleichen Bedingungen? Das wollten wir mit einem GPS-Test herausfinden.

Der Testmodus: Der Hersteller Minifinder (minifinder.com) stellte uns für unseren Versuch sechs GPS-Tracker zur Verfügung. Das Modell "Atto Pro" ist für Haustiere ausgelegt, misst gerade mal 6,5 auf 3,5 Zentimeter und wiegt knapp 39 Gramm.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Hersteller minifinder.com
Wir nutzten für unseren Test den GPS-Tracker Atto Pro von Minifinder (www.minifinder.com).

Das Gerät ist zudem wasserdicht; entscheidend für unseren Test im Herbst. Über die App stellten wir ein, in welchem Intervall die Positionsdaten erfasst wurden (zwischen 30 Sekunden und 3 Minuten), und verfolgten per Live-Tracking, wo die Pferde gerade waren und wie die Bewegungsmuster der letzten Stunden oder des Tages aussahen.

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minifinder.com
Das Gerät kostet 225 Euro (zzgl. Gebühr für SIM-Karte und Daten). In der App sind live unterschiedliche Wegstrecken abrufbar, etwa für mehrere Tage...

Für die Analyse reichte das aber nicht: Dafür loggten wir uns über die Website ein und hatten so Zugriff auf alle erfassten GPS-Punkte der Tracker. Die mehreren zehntausend Datensätze bereinigten wir (alle Punkte außerhalb von Paddock und Weide wurden gelöscht) und sortierten sie nach Pferd und Messtag.

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minifinder.com
...oder für einige Stunden.

So bewegten sich fünf Pferde auf der Weide: Der 21-jährige Wallach von Dr. Anne Mößeler lebt mit rund 30 anderen Pferden Tag und Nacht auf wechselnden Weiden nahe Hannover. Die Tierärztin stattete zunächst ihn sowie zwei weitere Senioren (26 und 30 Jahre alt) für insgesamt 12 Messtage mit GPS-Trackern aus. Was uns bei der Auswertung auffiel: Die drei Tiere bewegten sich relativ synchron. Ihre Tagesstrecken wichen um maximal anderthalb Kilometern voneinander ab. Das spricht vermutlich dafür, dass die Herde auf den Weiden immer relativ nah beieinander war und die Tiere die gleiche Strecke zurücklegten. Ziemlich gleichförmig war auch die tägliche Kilometeranzahl der drei Senioren: Innerhalb von zwölf Stunden pendelte die Laufleistung meist zwischen sieben und neun Kilometern. "Obwohl die Weidenflächen sehr groß sind, hielten sie sich meist im Bereich des frisch zugeteilten Grases auf", beobachtete Anne Mößeler.

Sie trackte zudem einen Tag lang zwei dreijährige Wallache in der gleichen Herde. Die Jungpferde legten an diesem Beobachtungstag etwa die gleiche Strecke wie die älteren Pferde zurück. Generell bewegten sich alle fünf Tiere gemütlich; ein paar wenige Sprints mit Spitzen von bis zu 32 km/h waren drin, die durchschnittliche Geschwindigkeit lag gesamt unter 1 km/h.

So bewegten sich nuen Pferde auf Auslauf und Weide: Deutlich mehr individuelle Unterschiede stellten wir beim anderen Teststall fest. CAVALLO-Redakteurin Barbara Böke zeichnete für jeweils sieben Tage die Bewegungsdaten ihres 22-jährigen Wallachs sowie acht seiner Stallkameraden auf. Alle Pferde waren tagsüber für ungefähr 14 Stunden auf einem gemeinsamen Gruppenauslauf und/oder Weide; diese Zeit trackten wir.

Einzelne Tiere entpuppten sich als Langstreckenläufer: An sieben Messtagen liefen drei Pferde (zwei 5-jährige, ein 22-jähriger Wallach) jeweils mehr als 20 Kilometer. Sie machten auch in ihrer jeweiligen Beobachtungswoche ordentlich Kilometer: die Jungspunde im Schnitt 19,6 pro Tag, der Senior 15,34 Kilometer. Messfehler konnten wir nahezu ausschließen; alle Messpunkte befanden sich auf Auslaufgelände oder Weide.

Apropos Weide: Als an zwei Tagen eine neue Koppel geöffnet wurde, fiel die Laufleistung an diesen Tagen bei den jeweils beobachteten Pferden markant ab. Teilweise bewegten sich die getrackten Vierbeiner nicht einmal drei Kilometer. Sprints fielen vor allem beim Weg auf die Weide oder den Auslauf zurück an; einzelne Tiere waren 35 bis 40km/h schnell.

CAVALLO Bewegungsmangel im Stall
Barbara Böke
Parken die Pferde ganztags nur an der Heuraufe? Das wollten wir herausfinden.

Das Bewegungsmuster war nicht immer klar zu erkennen: Einige Pferde bewegten sich relativ konstant, bei anderen variierte die Strecke von Tag zu Tag. Pferde, die älter waren oder gesundheitlich angeschlagen, bewegten sich tendenziell weniger. Was man übrigens in punkto Körpergewicht nicht sagen konnte: Die übergewichtigen Moppel im Test gehörten teilweise zu den Langstreckenläufern.

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Erscheinungsdatum 17.05.2023