Wildes Fleisch beim Pferd: Ursachen & Behandlung

Ursachen, Symptome, Behandlung
Was tun bei Wildem Fleisch?

Veröffentlicht am 13.04.2024
Verletzungen richtig bandagieren
Foto: Rädlein

Wissenswertes zu Wildem Fleisch beim Pferd

Am Boden jeder Wunde bilden sich zunächst Bindegewebszellen. Dieses Binde- oder Granulationsgewebe schirmt das gesunde Gewebe wie eine Barriere ab und bedeckt freiliegende Strukturen. Es hindert Krankheitserreger, erneut tief in die Wunde einzudringen und der Gewebsdefekt wird allmählich aufgefüllt. Das Granulationsgewebe ist somit wie ein Sockel, auf dem neue Haut über die Wunde wächst und diese letztendlich schließt. Ist die Wunde vollständig aufgefüllt, schrumpft das Granulationsgewebe und wird zu Narbengewebe umgebaut. Durch diesen Prozess nähern sich die Wundränder und wachsen schneller zusammen. Bildet sich überschüssiges Granulationsgewebe, wird dieses als Caro luxurians oder Wildes Fleisch bezeichnet.

Ursachen der Wucherungen

Schuld ist eine gestörte Wundgranulation, die vor allem bei der Heilung nicht sachgemäß versorgter Wunden entstehen kann. Das Granulationsgewebe wuchert in diesem Fall im Übermaß. Es ragt über die Hautoberfläche hinaus und verhindert, dass die Haut von den Wundrändern her wieder zusammenwächst. Wildes Fleisch besitzt keinerlei Nerven, ist aber von sehr vielen kleinen Blutgefäßen durchzogen. Das erklärt zum einen die Schmerzlosigkeit, zum anderen die starke Neigung zu Blutungen.

Ob die Granulation im Übermaß stattfindet, hängt unter anderem von der Lokalisation der Wunde ab. Riskant sind Körperstellen, an denen Wunden permanent mechanischen Reizen ausgesetzt sind. Diese Reize kurbeln die Granulation zu stark an. An den unteren Gliedmaßenabschnitten ist die Gefahr am größten, weil Knochen, Bänder und Sehnen kaum von Muskulatur umgeben sind. Bei jeder Bewegung spannt sich das Gewebe, die Hautschichten verschieben sich dabei gegeneinander. Wunden in der Nähe von Gelenken sind besonders gefährdet. Durch ständiges Beugen und Strecken kommen sie nicht zur Ruhe.

CAV Symptom-Lexikon Wildes Fleisch
Gerhards

Das Risiko, dass sich im Heilungsverlauf Wildes Fleisch entwickelt, ist bei tiefen und flächigen Wunden höher als bei oberflächlichen Verletzungen, weil sich die Wundränder aufrollen und dadurch der Wundspalt immer größer wird. Das Wachstum von Wildem Fleisch ist vor allem als Wundheilungsstörung sekundär heilender Wunden zu beobachten. Generell ist das Risiko für Wildes Fleisch an den Gliedmaßen wesentlich höher als am Rumpf. Ursache dafür ist die Tatsache, dass das Hautwachstum bei Pferden an den Gliedmaßen wesentlich langsamer ist als am Rumpf (Rumpf 0,2 Millimeter/Tag; Gliedmaßen 0,09 mm/Tag).

Symptome bei Wildem Fleisch bei Pferden

In und aus Wunden bilden sich pilz- bis blumenkohlförmige Wucherungen. Sie sind nicht schmerzhaft. Die Wucherungen sind dunkelrot bis bräunlich und neigen zu Blutungen. In einigen Fällen können die Pferde auch Fieber entwickeln oder es kommt zu Ödembildungen des umliegenden Gewebes. Durch die Bildung von Wildem Fleisch sind die Wunden häufig anfälliger für Sekundärinfektionen mit Bakterien oder anderen Krankheitserregern. Auch Insekten (Fliegen), welche für gewöhnlich im Stall und auf der Weide leben, können Bakterien übertragen und somit zu einer Infektion der Wunde führen.

Außerdem kann es aufgrund der Eiablage der Fliegen in das Granulationsgewebe zu Madenbefall führen. Infiziertes Wildes Fleisch führt häufig zu nässenden Wunden. Fliegen werden angelockt, die Haut wird gereizt, es kommt zu Krustenbildung und einem Fortschreiten der Entzündung. Eine chronisch, nicht heilende Wunde entsteht, die unbehandelt größer und tiefer werden kann. Das infizierte Gewebe kann zu Juckreiz und häufiger auch zu phlegmonösen Schwellungen (Einschuss) führen.

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