Deutsche Para-Dressurreiter triumphieren in der Kür

Sechs Medaillen für deutsche Para-Reiter
Krönender Abschluss mit Dresing in der Kür

Zuletzt aktualisiert am 09.09.2024
Dresing lobt ihr Pferd Dooloop nach erfolgreicher Prüfung zu den Paralympics 2024 in Paris
Foto: Ramsey Cardy/ Gettyimages

Drei Medaillen in der Kür: Silber für Anna-Lena Niehues und Regine Mispelkamp

Am letzten Wettkampftag der Para-Dressur in Paris sorgten Anna-Lena Niehues (Grade IV) und Regine Mispelkamp (Grade V) für strahlende Gesichter im deutschen Team. Beide sicherten sich Silber in der Kür ihrer jeweiligen Grades. Niehues tanzte mit ihrer elfjährigen Stute Quimbaya zur Musik der Netflix-Serie "Bridgerton" und erreichte mit 80,90 Prozent eine persönliche Bestleistung. "Wir sind bei den Paralympischen Spielen, da sollte man doch die Bestleistung zeigen, oder?", freute sich die Reiterin aus Gronau, die seit einer Tumor-OP Bewegungseinschränkungen im rechten Arm und Bein hat. Ihr herausragender Ritt reichte am Ende für Platz zwei, hinter der Niederländerin Demi Haerkens, die mit 83,840 Prozent Gold gewann.

Auch Regine Mispelkamp ritt zu Silber und zeigte sich nach ihrer Vorstellung mit Highlander Delight’s überglücklich: "Er macht so viel Spaß da drin und genießt das dermaßen, das ist schon toll. Ein mega Pferd." Mit 80,1 Prozent musste sie sich lediglich der Belgierin Michèle George geschlagen geben, die als Titelverteidigerin mit 81,470 Prozent erneut Gold holte.

Heidemarie Dresing erkämpft Bronze: Ein emotionaler Abschluss

Für den emotionalen Höhepunkt zum Abschluss der Paralympischen Spiele sorgte Heidemarie Dresing, die mit ihrem zwölfjährigen Dooloop in Grade II die Bronzemedaille gewann. Die 69-jährige Architektin, die an Multipler Sklerose leidet, zeigte nach einem schwierigen Start im Turnier eine beeindruckende Leistung und brachte ihre Kür fehlerfrei zu Ende. "Ich habe gar nicht mehr an eine Medaille gedacht. Ich wollte einfach eine schöne Prüfung reiten," sagte Dresing glücklich nach ihrem Ritt. Mit 76,127 Prozent belegte sie den dritten Platz, hinter der US-Amerikanerin Fiona Howard, die mit 81,994 Prozent Gold gewann, und der Britin Georgia Wilson auf Silber.

Dresing jubelnd mit der Silbermedaille um den Hals
Alex Davidson/ Gettyimages

Starke Leistungen im Team und Einzel

Bereits in der Einzelwertung hatten die deutschen Para-Dressurreiter mit Silber und Bronze beeindruckt. Niehues sicherte sich in Grade IV Bronze, Mispelkamp in Grade V Silber, während das Team eine Bronzemedaille in der Mannschaftswertung gewann. Besonders erfreulich: Isabell Nowak, die als Reservistin nachgerückt war, lieferte in Grade V eine beachtliche Leistung und verpasste in der Kür mit Platz vier knapp das Podium. "Ich bin total zufrieden. Wir haben an die Leistung angeknüpft aus dieser Saison", resümierte die Reiterin aus Apelern, die erst seit eineinhalb Jahren mit ihrem Pferd Siracusa OLD trainiert.

Kommentar:

Die deutschen Para-Dressurreiter haben mit ihren Leistungen in Paris eindrucksvoll bewiesen, dass sie weiterhin zur Weltelite gehören. Mit insgesamt sechs Medaillen in der Einzel-, Team- und Kürwertung haben sie ein starkes Zeichen gesetzt und können optimistisch auf kommende Wettbewerbe blicken. Mich haben die Paralympischen Spiele und die Athleten wieder einmal sehr beeindruckt. Die feine Abstimmung zwischen Reiter und Pferd spielen eine unvergleichliche Rolle im Para-Reitsport. Wo im Regelsport bereits höchste Präzision und feinste Kommunikation gefragt sind, erfordert der Para-Dressursport ein noch tieferes gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Für viele der Para-Reiter ist das Pferd nicht nur ein Sportpartner, sondern auch ein emotionaler Anker, ein verlängerter Teil ihres Körpers, ein ganz besonderer Freund, der genau zuhört.

Die Athleten, ihre Pferde und ihre Geschichten faszinieren und berühren. Es ist eine Disziplin, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient, denn sie führt vor Augen, wie Menschen mit körperlichen Einschränkungen unglaubliche Leistungen vollbringen können – und das in perfekter Abstimmung mit einem vierbeinigen Partner. Die Paralympics in Paris gehen zu Ende, aber sie haben dem Para-Sport neue Strahlkraft verliehen und ihm hoffentlich die verdiente Anerkennung in der Öffentlichkeit gebracht.